Rezension

Hochbrisanter Krimi

Dreckiges Geld - Stephan Leenen

Dreckiges Geld
von Stephan Leenen

Bewertet mit 5 Sternen

„...Was hatte ihr Informatiklehrer damals gesagt? Je komplexer die Systeme, desto anfälliger sind sie auch...“

 

Kommissar Ralf Ziether ist zu einem ersten Date mit seiner Internetbekanntschaft Sabine verabredet. Er will nur noch schnell etwas Geld abheben. Er bekommt noch mit, dass die Geldautomaten Unmengen an Scheinen ausspucken und derjenige, der sie bedient eine Maske trägt. Dann schickt ihn ein Schlag auf den Kopf zu Boden. Nach dem Erwachen geht er trotzdem noch kurz ins Bistro.

Die Nacht allerdings ist aus einem anderen Grund kurz. Um vier Uhr in der Früh wird Ralf angefordert. Am Ufer des Flusses wurde ein Toter gefunden – mit Maske. Martin Dreyer sollte nicht das einzige Opfer bleiben.

Der Autor hat einen äußerst fesselnden und hoch aktuellen Krimi geschrieben. Als Leser ist man im Vorteil, wenn man sich mit Informatik auskennt und Grundwissen über gewisse Bankvorgänge hat.

Schnell kristallisiert sich heraus, dass die jungen Leute die Bankautomaten so manipuliert haben, dass sie nach Aufforderung das gesamte Bargeld auszahlen. Wer aber tötet warum die Mitglieder der Bande? Und das ist nicht die einzige offene Frage!

Der Schriftstil ist ausgefeilt. Er unterstützt die rasante Handlung. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Britt, Ralfs Partnerin, ist noch zu einer Auszeit in Paris. Der Regenbogenpresse werden Fakten zugespielt, die die Arbeit der Polizei eher behindern als fördern. Der zuständige Redakteur setzt sich bewusst über Recht und Gesetz hinweg.

Bald wird klar, dass es auch in den Banken Unregelmäßigkeiten gibt. Hochriskante Spekulationen mit Kundengeldern gilt es zu vertuschen. Wie wurde das so schon formuliert?

 

„...Ein Mann mit Aktenkoffer kann mehr stehlen als tausend Männer mit Pistolen...“

 

Als Britt erscheint, gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Ralf schwierig. Der ist psychisch angeschlagen. Ihn plagen nicht nur Alpträume. Er muss außerdem aufpassen, das seine Aussetzer den Kollegen nicht auffallen. Es würde ihm keiner glauben, dass genau in dem Moment das mögliche kriminelle Geschehen vor seinem inneren Auge abrollt.

Die Hintergründe und Zusammenhänge der Geschichte sind weit aus komplizierter, als es der erste Eindruck vermuten lässt. Es ist nicht nur die Gier, die achtlos Menschenleben auslöscht. Hinzu kommt, dass gekonnt Menschen manipuliert und für eigene Zwecke instrumentalisiert werden – und das von staatlichen Organen. Ralf stellt deshalb fest:

 

„...Ganz schön pervers, findest du nicht? Was mit den jungen Leuten geschehen würde, war denen schnurzpiepegal...“

 

Als der Fall dem Ende zustrebt, erscheint plötzlich ein Vertreter des BKA und übernimmt die Ermittlungen. Ralf ist sauer. Verständlich! Und als er von Bananenrepublik Deutschland spricht, hat er meine volle Zustimmung.

Der Autor versteht es, die Emotionen der Protagonisten in den Mittelpunkt zu stellen. Angst und Wut, Trauer und Niedergeschlagenheit sind nur einige davon.

Was technisch so möglich ist, wenn man ein Menschenleben zerstören will, indem man ihm alles nimmt, hat mich erschüttert.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, dass in der Welt der Hochfinanz, aber auch in der der Geheimdienste eine Menschenleben keine Rolle spielt.