Rezension

Hochemotional, tiefgründig und besonders

Die andere Seite von schwarz - Mirjam Wicki

Die andere Seite von schwarz
von Mirjam Wicki

Die Idee hinter dem Roman "Die andere Seite von schwarz" von Mirjam Wicki
ist eine ganz besondere und zudem wird ein sehr wichtiges Thema aufgegriffen. Ein absolut überzeugendes und lesenswertes Buch.

Auf diesen Roman aufmerksam und neugierig gemacht, hat mich die Idee, die Geschichte nach dem HappyEnd zu erzählen. Wie geht es für die Figuren weiter? Dazu passt der Schreibstil hervorragend. Für die Zeit, in der die Charaktere jung sind, wird mit Tagebuch-Einträgen gearbeitet. Das passt sehr gut zu der jungen Alexa und lockert das ganze auf. Neben diesen Einblicken in die Vergangenheit wird parallel nach und nach die weitere Entwicklung von Alexa und Ian auf herkömmliche Weise ohne Tagebuch-Einträge geschildert. Die beiden Handlungsstränge sind sehr detailliert, warmherzig und emotional beschrieben. Als Leser fällt es leicht in die Geschichte reinzufinden und sich schnell mit den handelnden Personen zu identifizieren. Besonders gut gefällt mir zudem, dass auch immer wieder auf die Grundidee zurück gekommen wird und Alexa ihre Geschichte der Autorin in einem Gespräch erzählt.
Einige Formulierungen waren für mich etwas ungewohnt. Zum Beispiel "an eine Party gehen". Ich kenne eher auf/zu eine/r Party gehen. Aber das war nicht weiter störend. .

Sehr gut gefällt mir, dass auf das Thema Jugenddepression eingegangen wird. Bisher kannte ich noch nicht viele Romane zu diesem Thema. Deshalb ist es umso wertvoller, diesen hier entdeckt zu haben. Mirjam Wicki gelingt es auf sehr einfühlsame, herzliche Weise an das Thema heranzuführen. Es wird nie angeklagt oder gemahnt. Stattdessen wird gezeigt, dass jeder ganz individuell mit dem Thema umgeht und die Ursachen oft sehr tief liegen können.

Die Charaktere sind komplex geschildert, haben ihre Eigenheiten und werden dadurch liebenswert und nahbar. Der Leser erhält einen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der verschiedenen handelnden Personen.
Alexa ist ein sympathisches junges Mädchen mit einer großen Schwärmerei für Ian, die sie sogar dazu bringt, ihre gute Erziehung zu vergessen und ihrer geliebten Großmutter vor den Kopf zu stoßen. Nach einigen unbeschwerten Wochen während der Sommerferien wird jedoch schnell klar, dass Ian an Depressionen leidet. Mich hat die Beschreibung von Ians Depression sehr berührt und beeindruckt. "Es gab keine Worte für das Gefühl. Es gab überhaupt kein Gefühl. Es gab nur Schwere und Dunkelheit, die wie Nebelschwaden durch ihn hindurchflossen. [...] Es gab nur das undurchdringliche Nichts, das ihn nicht losliess." Das ist wirklich gut beschrieben.
Zu sehen, wie es den beiden, aber auch ihrem Umfeld, im Lauf der Jahre ergeht, ist sehr spannend und emotional - mal voller Glück auf der anderen Seite von schwarz und mal voller Wut, Angst und Trauer, voller Schwärze.

"Die andere Seite von schwarz" von Mirjam Wicki ist ein hochemotionaler Roman, der ein wichtiges Thema sehr gelungen aufgreift. Ich kann eine klare Leseempfehlung für alle aussprechen, die ein Buch mit Tiefgang suchen oder sich im Rahmen eines Romans mit dem Thema Jugenddepression befassen wollen.