Rezension

Hochkarätige deutsche Krimiliteratur

Unbarmherzig - Inge Löhnig

Unbarmherzig
von Inge Löhnig

Bewertet mit 5 Sternen

Trotz Unkenntnis der Autorin Inge Löhnig stellt sich UNBARMHERZIG nach dem Lesen als ein wahrer Glücksgriff heraus. Die Geschichte und der Schreibstil sind phänomenal. So unaufdringlich und klar, dadurch wird jede Seite ein Leseerlebnis. Münchner Lokalkolorit, aber weit entfernt von blödsinnigen Anbiederungen anderer Dorfkrimis. Hier gibt es keine Trottel und Dorfdeppen. Die Protagonisten strahlen eine überragende Authentizität aus. Glaubwürdige und nachvollziehbare Charaktere. Inge Löhnig zeigt tiefe Menschenkenntnis, bildet die Strukturen des dörflichen und familiären Miteinander perfekt ab.

Die Verbindung von 75 Jahren Familiengeschichte zweier nicht freundschaftlich verbundenen Familien mit einem Doppelmord und die Einbindung der persönlichen Familiengeschichte von Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo sind eindrucksvoll.

Nur der Hartnäckigkeit bei den Ermittlungen gelingt es Gina den Tathergang zu rekonstruieren und die Identität der beiden Toten gegen alle Widerstände festzustellen. Die Morde liegen 75 Jahre zurück und Inge Löhnig gibt mehrere sehr aufschlussreiche Rückblicke in das Jahr 1944, wie sich Leben und Arbeit mit Zwangsarbeiterinnen in einer Munitionsfabrik abspielte. Die Mordermittlungen erschweren sich, weil vermutete Täter nicht mehr am Leben sind. Letztendlich hat Gina aber das richtige Gespür, kann aber den Täter nicht (mehr) überführen.

Die Zwistigkeiten zwischen den beiden Familien Anger und Schattenhofer werden vor allem von den Frauen erbittert geführt, bis sie sich am Grab versöhnen. Gina und ihre Familie müssen sich einer psychischen Herausforderung stellen und entgehen nur knapp einer Katastrophe. Teilweise werden die Ereignisse sehr emotional beschrieben was von großer Empathie der Autorin zeugt.

Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für den zweiten Fall von Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases.