Rezension

Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal…

Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal - Birgit Trappmann-Korr

Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal
von Birgit Trappmann-Korr

Bewertet mit 5 Sternen

In der zunehmend schnelllebigeren Welt fällt es vielen Kindern (und Erwachsenen) oftmals schwer sich zu konzentrieren. Schnell werden Entwicklungsstörungen oder ADHS vermutet. Betroffene Kinder, sowie Erwachsene wissen meist, dass sie „irgendwie anders als die anderen“ sind und fühlen sich deshalb oft ausgeschlossen und alleine. 15% der Menschen sind Hochsensitiv, die Betroffenen selbst wissen oftmals nichts davon

„Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal: Leben zwischen Hochbegabung und Reizüberflutung“ ist ein Sachbuch von Birgit Trappmann-Korr und 2014 im VAK Verlag erschienen.
In der zunehmend schnelllebigeren Welt fällt es vielen Kindern (und Erwachsenen) oftmals schwer sich zu konzentrieren. Schnell werden Entwicklungsstörungen oder ADHS vermutet. Betroffene Kinder, sowie Erwachsene wissen meist, dass sie „irgendwie anders als die anderen“ sind und fühlen sich deshalb oft ausgeschlossen und alleine.
15% der Menschen sind Hochsensitiv, die Betroffenen selbst wissen oftmals nichts davon. Diese Menschen nehmen sich, ihre Umwelt und Stimmungen viel intensiver und detaillierter wahr, was ihr Nervensystem überreizen kann. Hochsensitiven Menschen fällt es schwer, mit dieser Reizflut wie Lärm, Stress oder hellem Licht, als Beispiel, umzugehen. Der Titel des Buches spricht genau diese Menschen an und lässt hoffen auf Antworten und Erklärungen.

 

AUFBAU UND INHALT

Die Autorin hat dieses Buch für eine breite Leserschaft geschrieben: Unter anderem für Eltern von hochsensitiven Kindern, für Menschen, die vermuten selber hochsensitiv zu sein und für diejenigen, denen bewusst ist, dass sie hochsensitiv und/oder hochbegabt.

Das Inhaltsverzeichnis gibt eine schnelle Zusammenfassung, über die einzelnen Aspekte der Hochsensitivität.
Nach einer Einleitung, mit persönlichen Vorworten und Sätze zur Entstehung des Buches, gibt die Autorin zunächst einen Überblick über Hochsensitivität. Hochsensitiv zu sein bedeutet viel mehr, als nur sensibel und empfindsam zu sein. Hochsensitive Menschen nehmen vergleichsweise mehr Informationen auf und verarbeiten diese tiefer, was sie zum einen sehr empfindsam macht und zum anderen leichter erregbar. Aus diesem Grund spüren hochsensitive Kinder und Erwachsene schon deutliche Zeichen einer Überreizung in ganz alltäglichen Situationen: Zu viele Menschen anwesend, zu viele Gerüche, zu bunt oder zu unübersichtlich.

Die Außenwelt erscheint für den betreffenden übergroß und überlaut und nimmt die ganze Aufmerksamkeit ein. Das stört die Konzentration und so geraten einfachste Dinge aus dem Gleichgewicht. „Hochsensitive Kinder brauchen Liebe, Harmonie und Geborgenheit sowie die Bereitschaft ihrer Eltern, einige Dinge eben anders als in ‚normalen Schafherden’ zu bewerten und tun.“

In den meisten Fällen wird Hochsensitivität vererbt. Heutzutage werden Kinder um ein Vielfaches mehr mit Umweltreizen überfallen, als Kinder vor 20-40 Jahren. Die deutlichen Konsequenzen: Zu keiner Zeit wurden so viele Kinder als auffällig festgestellt wie heute.
ADHS/ADS und Hochsensitivität liegen eng beieinander. Hochsensitive Kinder zeigen nur in speziellen Situationen eine geringe Aufmerksamkeitsspanne und Langeweile. Kinder mit ADHS/ADS zeigen diese Verhaltensauffälligkeiten in allen Situationen.

Menschen, die detailreicher wahrnehmen können, als die Allgemeinheit werden oft für Krank erklärt und ihnen werden Medikamente gegen diese besondere Fähigkeit verabreicht, damit sie die lärmende Umwelt besser aushalten können. Es findet keine angemessene Aufklärung statt. An dieser Stelle fragt sich die Autorin, warum diese besondere Gabe nicht angemessen gefördert und genutzt werden kann.

Um die ganze Datenmenge zu verarbeiten, brauchen hochsensitive Menschen eine ruhige und reizarme Umgebung. Wenn dazu keine Möglichkeit besteht, können unter anderem Nervosität, Kopfschmerzen und Übelkeit entstehen.
An dieser Stelle wird Bezug auf die Hochbegabten genommen. Nur ein drittel entspricht der Idealvorstellung der Hochbegabten. Die restlichen zwei drittel sind nicht „normal hochbegabt“, sie sind unauffällig, verweigern ihre Leistung und können nicht zeigen können, was wirklich in ihnen steckt.
Die Autorin möchte Hinweise geben, wie Hochsensitive ein Umfeld schaffen können, in dem sie sich wohl fühlen und entfalten können.

„…dass dies nicht aufgrund eines Defektes der Wahrnehmungsfilter geschieht, sondern dass dies vielmehr an der Fähigkeit liegt, emotionalen Input differenzierter und bewusster zu erleben.“

Des Weiteren wird beleuchtet, was Empathie ist, welche Merkmale empathische hochsensitive Menschen haben und welche verschiedenen Gruppen der Empathen es gibt.
Die Autorin weist hier auf eine Figur aus der Serie „Raumschiff Enterprise“ hin: Die psychologische Beraterin Deanna Troi. Diese nutzt ihre herausragenden empathischen Fähigkeiten um dem Kapitän und ihrer Crew bei persönlichen Problemen und Entscheidungsfindungen zu unterstützen. „Empathen gehören grundsätzlich zu den hochsensitiven Menschen und Hochsensitivität ist keine Krankheit!“

„Manchmal entwickeln Empathen dann Verhaltensweisen, die man eher Menschen mit einem autistischen Spektrum zuordnen würde.“

Die Empathie bezieht sich auf die Fähigkeit einer detailgenauen Wahrnehmung, ein Empath bemerkt also jede Kleinste Veränderung in seiner Umgebung.

Neben einem Glossar und einem Literaturverzeichnis befindet sich auch eine kurze Information zur Autorin im Buch.
Die Autorin, Birgit Trappmann-Korr, ist „Soziale Verhaltenswissenschaftlerin. Zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit zählen die Bereiche Hochsensivität/Hochsensibilität, Hochbegabung, AD(H)S, Empathie und Kreativität, sowie deren Auswirkungen im Bezug auf Erziehung, Schule und lernen, Arbeit und psychische Gesundheit.“

 

FAZIT

Die Zielgruppe erwartet Antworten, Informationen und Beweise, dass sie nicht die einzigen sind, die so empfinden, sowie Anregungen und Tipps wo man Hilfe bekommt und/oder wie man sich selber helfen kann.
Die Aspekte werden übersichtlich, sehr informativ und detailreich mit Fallbeispielen, bildlichen Beispielen und Zitaten erklärt. Zusätzlich enthält das Buch Testfragen für Kinder, sowie für Erwachsene. Man fühlt sich als hochsensitive Person (mit seinem Problem) ernst genommen und verstanden.
Die Autorin kritisiert falsche Diagnosen, legt ganz klar ihre Meinung offen. Sie spricht verständlich und nutzt einfühlsame und doch deutliche Worte.

Einige Fachwörter werden zwischendurch genannt, die aber teilweise selbsterklärend sind. Weitere Fachbegriffe werden im anschließenden Glossar deutlich erklärt. Da eine breite Leserschaft angesprochen wird, ist es durchaus möglich, dass der ein oder andere sich an manchen Stellen langweilt, weil ihn einige Passagen nicht persönlich betreffen, beziehungsweise er sich an manchen Stellen nicht wieder findet. Was aber absolut hinnehmbar ist.

Das Buch bestätigt auch meine Meinung: Hochsensitivität ist zu wenig bekannt, oft wird es (zu schnell und) fälschlicherweise als ADHS oder Entwicklungsstörung diagnostiziert.
Meine Erwartungen an das Buch, als betroffene Person, wurden mehr als erfüllt. Erhofft habe ich mir Antworten auf offene Fragen, sowie verständliche Erklärungen, um Außenstehenden deutlich zu machen, was es bedeutet hochsensitiv zu sein, beziehungsweise ein ausgeprägtes Wahrnehmungsempfinden zu haben.
Auch, wenn ich mir vorher schon einiges an Wissen zu dem Thema angelesen hatte, bekam ich in vielen Abschnitten oftmals ein Aha-Erlebnis. Viele tiefer greifende Erklärungen zu bereits bekannten Aspekten, und viele mir neue Aspekte wurden beleuchtet und ich habe Antworten auf meine Fragen bekommen. Anhand vieler Beispiele habe ich mich wieder gefunden und bestärkt gefühlt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Das Buch gibt tiefgründige und verständliche Antworten, erfüllt die Erwartungen der Zielgruppe und hilft hochsensitiven Menschen, ihre Fähigkeiten zu verstehen und auf sie zu vertrauen.

Kommentare

love to write ergänzte am 09. Oktober 2018 um 20:05

Wenn man gefühlte 100 Mal Korrektur liest, sieht man irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Nachträglich lässt sich jetzt leider nichts mehr ändern, was mich sehr ärgert! Ich hoffe, ihr könnt über die 3 fälschlicherweise großgeschriebenen Wörter hinwegsehen.

Für die, die sie noch nicht entdeckt haben: Ich hab nichts gesagt. ;)