Rezension

Hochzeitsvorbereitungen

Der Trauzeuge - Liebe und andere Handicaps - Annabelle Costa

Der Trauzeuge - Liebe und andere Handicaps
von Annabelle Costa

Bewertet mit 4 Sternen

Kirby Matthews ist leid immer nur Single Gast bei den Hochzeiten ihrer Freunde zu sein und mitleidig betrachtet zu werden, wenn sie den Brautstrauß fängt. Dabei ist sie seit einem Jahr mit Ted zusammen, doch leider in einer Fernbeziehung. Er arbeitet und lebt in Silicon Valley, sie in Jersey City. Die wenigen gemeinsamen Wochenende und die Bildtelefonate sind kein guter Ersatz. Doch dann macht Ted ihr den ersehnten Heiratsantrag und voller Freude stürzt sich Kirby zusammen mit Teds bestem Freund John auf die Hochzeitsvorbereitungen. John ist eine Überraschung für sie, er sitzt im Rollstuhl, ist abweisend und zynisch und doch hat er vieles gemeinsam mit Kirby, wie sie allmählich feststellt.

Die Geschichte ist locker und unterhaltsam geschrieben und hat doch etwas Besonderes, was ich bei dieser Art Romane nicht unbedingt erwartet hätte: Sie thematisiert Behinderung und unseren Umgang damit.

Die Autorin lässt abwechselnd Kirby in der Ich-Form von ihren Begegnungen erzählen und beide haben natürlich vollkommen unterschiedliche Auffassungen. Bei John dominiert anfangs der zynische und abweisende Ton, er stößt Kirby immer wieder vor den Kopf, was aber auch Selbstschutz für ihn ist. Sein Zustand wird nicht romantisiert und beschönigt, er ist in vielem auf fremde Hilfe angewiesen und verabscheut das gleichzeitig.

Kirby dagegen ist erst mal glücklich und es dauert eine ganze Zeit, bis sie bemerkt, dass sie mit Ted überhaupt keine Gemeinsamkeiten hat, dass ihre Beziehung eigentlich auf die Distanz möglich war. Während Ted immer ein wenig von oben herab über ihren Filmgeschmack und ihre Vorlieben urteilte, ist sie mit John auf Augenhöhe.

Ich finde es ganz gelungen, wie die Autorin in ihren Unterhaltungsroman auch ein ernstes Thema einbringt, das mich berührte ohne dass die Geschichte in Kitsch abgleitet. Besonders mit John ist ihr auch eine gute Personenzeichnung gelungen. Bei Kirby fragte ich mich allerdings, warum in so vielen Romanen die Heldinnen immer Cupcake Bäckerinnen sein müssen.

Ich bin auf dieses Buch durch einige Rezensionen aufmerksam geworden und kann den positiven Eindruck dieser Besprechungen nur bestätigen.