Rezension

Höchstens für Fantasyneulinge spannend

Iron Witch - Karen Mahoney

Iron Witch
von Karen Mahoney

Die Geschichte beginnt, als Donna ihren besten Freund Navin auf eine Party begleitet, auf der sie Xan kennenlernt - zu dem sie sofort eine Verbindung fühlt. Wenigstens gibt es dafür auch eine logische Erklärung, denn Xan ist zur Hälfte Fee. Und so begleiten wir Donna in der ersten Hälfte des Buches durch ihr alltägliches Leben, ihre erste Verabredung mit Xan, Unterhaltungen mit Navin und dem Unterricht bei den Alchemisten (seit sie bei einem Streit mit einer Mitschülerin ihren Spind zerstörte, wird sie nicht mehr in der Highschool unterrichtet).

Zwar verlief auch schon zu Beginn alles ein wenig schnell, vor allem Donnas Gefühlswelt und ihre Gedanken, doch zu Beginn wollte ich ständig wissen, wie es weitergeht und wollte sofort weiterlesen.

Als Navin dann etwa in der Mitte des Buches entführt und durch einen Elf ersetzt wird, dachte ich, jetzt wird die Geschichte richtig spannend. Donna muss einen Weg finden, herauszufinden, wo Navin ist und wie sie ihn befreien kann ... tja, ich hab mich getäuscht: Es geht immer noch alles zu schnell. Sie ruft Xan zur Hilfe, der ihr ohne weiteres den Weg ins Elfenland (oder war es das Feenland?) im Wald findet, wo sie nach kürzester Zeit auf die Königin des Waldes treffen, die ihr nach noch kürzerer Zeit sagt, dass sie Navin gehen lässt, wenn Donna ihr das Elixier des Lebens bringt - dazu hat sie Zeit bis zum Morgengrauen. Hatte ich schon erwähnt, dass hier einiges zu schnell geht?

Wir haben zwar die ganze Zeit von den Alchemisten gelesen und dadurch, dass Navin Donna eines Tages folgt und nun nach Jahren von ihr die Wahrheit über diese Gruppe erfährt, auch einige Informationen über diese erhalten, aber von dem Elixir des Lebens hört man durch die Königin zum ersten Mal. Selbst Donna glaubt nicht daran, dass es existiert und wenn, dann glaubt sie nicht an seine Kraft. Trotzdem kommt ihr sofort die entscheidende Idee, wo das Elixier versteckt sein kann. Die komplette Suche nach dem Elixier (inklusive Entdecken eines geheimen Alchemistenlabors) dauert 27 Seiten. Soviel zu der von mir erhoften spannenden Suche.

Etwas Geschwindigkeit wird genau da rausgenommen, wo es hätte nicht getan werden sollen: Als Navin verschwindet und Donna Xan zur Hilfe ruft, macht sie sich bei seiner Ankunft als erstes Gedanken darüber, dass er sie nicht zur Begrüßung küsst und als sie im Anschluss den Wald betreten, genießt sie die Herbstsonne auf dem Gesicht. Ich hätte mir ja Gedanken darüber gemacht, wie es meinem normalen, menschlichen Freund in der Hand der bösen Elfen geht, vor denen ich mein Leben lang in Angst lebte, nachdem sie mich als kleines Kind in besagtem Wald (der Donna bei ihrem ersten Betreten seit 10 Jahren überraschender Weise hübsch vorkommt) angegriffen haben. Auch vor dem Wald hätte ich Angst, nachdem meine Arme damals durch den Striker (ein übles Feengeschöpf, ähnlich wie ein sehr großer schwarzer Hund, der eisiges Feuer atmet) so schlimm zugerichtet wurden, dass ich seither mit Silber und Eisen in der Haut herumlaufe und da mein Vater vor meinen Augen bei dem Versuch, mich zu retten in eben diesem Wald verstarb.

Donna kam mir an vielen Stellen der Geschichte jünger vor, als 17 Jahre. Vor allem, wenn man ihre Situation bedenkt: Ihr Vater starb vor ihren Augen, als sie sieben war, ihre Mutter leidet scheinbar unter einem Fluch der Feen und ist in einer psychatrischen Einrichtung. Sie selbst musste Operationen und das Tätowieren von Silber und Eisen in ihren Händen und Armen als siebenjährige über sich ergehen lassen. Leider zeigt auch Donna oft die gleichen Selbstzweifel, wie sie so viele Heldinnen in Jugendbüchern haben.

Hier muss ich Xan als sehr positiv hervorheben. Er ist nicht der typische "gequälte Bad Boy", der Donna auf Distanz hält. Ganz im Gegenteil, er zeigt von Anfang an Interesse an ihr, ist nett zu ihr. Er neckt sie zwar, aber nie auf böse Art und Weise. Mein Highlight: Als Donna ihn fragt, was so toll darn sein kann, mit ihr Zeit zu verbringen, sagt er ihr, sie solle sich nicht runtermachen. Danke. Xan hat definitiv Pluspunkte für das Buch bei mir gesammelt.

Navin ist der beste Freund, der offensichtlich mehr für Donna empfindet, was sie (noch) nicht bemerkt. Er kommt mit der neuen Situation ungewöhnlich schnell klar und verliert seinen Humor selbst dann nicht, als er sich in der Gewalt der Elfen befindet.

Nachdem die zweite Hälfte des Buches nachließ, hoffte ich, dass das Ende noch einiges rausreißen könnte, dem war aber leider ganz und gar nicht so. Navin wird gerettet, ob die Königin die letzten Tropfen des Elixirs noch bekommt, wird nicht wirklich deutlich und Donnas letzter Tagebucheintrag (von denen einige zwischen den Kapiteln verstreut sind) erzählt uns von einer bevorstehenden Anhörung vor den Alchemisten. Man soll also Band zwei lesen, wenn man mehr erfahren will. Auch, und wohl vor allem über Donnas Tattoos und was die Elfen von ihr als Kind wollten. Über ihre Tattoos weiß Donna selbst scheinbar nicht viel und man erfährt sehr wenig in diesem Buch, ihre Bedeutung für die Elfen wird von der Königin nur angedeutet.

Die Idee zu dem Buch ist wirklich gut, die Umsetzung leider nicht. Es wirkt überladen und übereilt. Hier noch etwas rein, da noch etwas dazu, wir erwähnen hier etwas und werfen da einen Brotkrumen ein ... die interessanten Aspekte der Idee bekommen genauso wenig Zeit, sich zu entwickeln wie die Charaktere. Die Alchemie und der Orden des Drachen (die Gruppe der Alchemisten, zu denen Donnas Eltern gehörten und ihre Tante, bei der sie lebt, gehört), die Feen und Elfen, Donnas Tattoos, alles wird angeschnitten und liegengelassen und von nichts erfährt man wirklich viel. Und das ist schade, denn wie gesagt, die Idee, die hinter der Geschichte steckt, ist interessant, leider interessiert sie mich nicht genug, als dass ich die Trilogie weiterlesen werde.

Es gibt viele Jugendbücher mit Feen, viele mit Hexen, viele mit Tattoos, die mehr sind, als sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Die Kombination von allem klingt interessant, aber wenn die Umsetzung so ausfällt, lese ich lieber ein Buch, dass sich auf einen oder zwei dieser Aspekte beschränkt und dafür den Plot und die Figuren ausbaut und ihnen den Raum gibt, den sie brauchen und verdienen.

Jüngere Leser, denen andere Bücher über "dunkle" Feen/Elfen zu düster sind, könnten vielleicht etwas mit Iron Witch - Das Mädchen mit den magischen Tattoos anfangen. Allen anderen würde ich davon abraten.