Rezension

Höhen und Längen

Der Geisterbaum
von Christina Henry

Bewertet mit 3 Sternen

»Der Geisterbaum« entpuppte sich als eine etwas andere Geschichte als erwartet und hatte dabei sowohl einige Höhen als auch viele Längen.

»Der Geisterbaum« entpuppte sich als eine etwas andere Geschichte als erwartet und hatte dabei sowohl einige Höhen als auch viele Längen. Was ich damit meine, führe ich unten im Text aus.

Meine Meinung zum Cover und dem Farbschnitt:
Das Cover ist ein Blickfang und zeigt eindeutig den Geisterbaum. Davor steht eine Frau mit einem Stock, den man für einen Zauberstab halten kann. Auf dem Buchblock befindet sich ein Farbschnitt, der Reifenabdrücke und irgendwelche Spritzer, vielleicht Blut, zeigt. In Summe passt die Gestaltung sehr gut zur Geschichte. Die Motive sind alle in ihr enthalten und setzen sie Elemente in Szene. Wobei man bei den Reifenabdrücken etwas genauer aufpassen muss, um feststellen zu können, wofür sie stehen.

Meine Meinung zum Inhalt:
An die Geschichte über den Geisterbaum hatte ich hohe Erwartungen. Ich hoffte auf viel Spannung, Nervenkitzel, Mystery und natürlich Horror. Denn schließlich wurde das Buch als Fantasy-Horror-Roman gekündigt. Beim Lesen stellte ich fest, dass die Autorin wieder ausführlich beschrieb und damit umfangreiche Bilder in meinen Gedanken schuf.

Lauren war das Mädchen, um die sich die Handlung im Gründe drehen würde. Zudem war da noch ihre Freundin Miranda, ihr Bruder David und ihre Mutter Karen. Dabei mochte ich Lauren am liebsten, obwohl es mich schon irritierte, dass sich die Kapitel über große Abschnitte um ihre privaten Probleme drehte. Parallel dazu ermittelte Officer Alejandro „Alex“ Lopez im Fall der Mädchen und deckte dabei schnell Ungereimtheiten auf. Seine Figur mochte ich von allen am liebsten. Jene, die ich am wenigsten mochte war Mrs. Schneider. Natürlich gab es viele weitere Protagonisten. Aus Spoilergründen verrate ich dir nicht mehr über sie.

In den ersten Kapiteln fand ich die umfangreichen Beschreibungen und Gedankengänge als sehr informativ und eindrücklich. Ich verfolgte mit großer Neugier das Geschehen und beobachtete, wie sich alle verhielten. Schnell stellte ich fest, dass ich es mit subtilem Horror zu tun hatte. Gepaart mit einer Portion Fantasy entstand damit eine gute Grundidee. Einige Szenen sorgten für Spannung und eine mysteriöse Stimmung. Im Mittelteil begann sich die Geschichte zu ziehen und einige Längen entstanden. Die parallelen Handlungsstränge aus der Sicht verschiedenster Protagonisten schweiften langsam aus. Ich begann mich durch diese Längen zu langweilen und ertappte mich beim Querlesen. Die umfangreichen Gedankengänge der Protagonisten begannen mich nun zu nerven.

Beim Lesen fiel mir auf, dass die Morde zwar ein Teil der Handlung waren, doch auf viel mehr eingegangen wurde. Die Autorin schrieb über Teenagerprobleme, genauer das Erwachsen werden, die Veränderungen des Körpers, sexuelle Anziehung, den körperlichen Entwicklungen samt Periode und Essstörungen. Dann gab es noch Mobbing und Neid untereinander. Zudem ist Rassismus und damit verbundene Ausländerfeindlichkeit ein Bestandteil der Handlung. Es war fast, als wollte die Autorin viele gesellschaftlichen Themen in ihrer Geschichte vereinen und verlor dabei ein wenig den Fokus auf die Grundidee.

Wenn ich es richtig verstanden habe, spielte sie in den 1980er Jahren und fing dabei den Zeitgeist dieses Jahrzehntes ein zeimlich genau ein. So sollte sie darstellen, wie die Menschen in einer Kleinstadt Fremden gegenüber misstrauisch waren und aufzeigen, dass es heute nicht anders ist. Dann wären da noch die Horrorelemente bezüglich der Tötungen, die man Splatter nennen könnte.

Irgendwann berichtete jemand von einer Erzählung, welche die Morde erklärte und damit die Hintergründe in ein anderes Licht rückte. Gemeinsam mit Lauren fand ich nach und nach die Wahrheit heraus, obwohl ich einiges schon vorher wusste. Auf Leser*innen Seite erfährt man nämlich früher mehr.

Ab Seite 378 nahm die Handlung plötzlich rasant an Tempo zu. Was sich zuvor zog, wandelte sich ab diesem Punkt ins Gegenteil um. Nun geschah sehr viel in kurzer Zeit und wird steuerten auf das Finale zu. Die Kapitel waren sehr spannungsgeladen und brachten Nervenkitzel mit sich. Ein Protagonist war das Bindeglied und schickte die Menschen an die richtigen Orte. Magie wirkte viel stärker als in all den Momenten zuvor. Dann passierte wieder etwas Schreckliches und noch mehr war in Aufruf.

Ab diesem Moment ging alles doppelt so schnell und die Wahrheit kam endgültig ans Licht. Ich war ein wenig überrascht, wie schnell die Geschichte dann zu Ende ging. Das Ganze geschah etwas abrupt und doch fand ich das Ende nach kurzem Nachdenken gelungen.

Mein Fazit:
Die Geschichte um den Geisterbaum und der Protagonistin Lauren bot mir einige spannungsvolle Abschnitte, aber auch langatmige Szenen. Die Grundidee begann mich mit jeder neuen Information mehr zu fesseln. Vor allem als das ganze Ausmaß und eine bestimmte Erzählung Teil davon wurden, war ich gefesselt. Leider wurde die Spannung durch ausschweifende Gedanken und Nebenhandlungen herausgenommen. Es wurden zu viele Themen behandelt, die den Fokus verloren gehen ließen. Eine Zeit lang fand ich die Kombination derer richtig gut, legte sie doch einen Finger auf alltäglich gesellschaftliche Probleme. Doch wurde das Ganze irgendwann zu langwierig und vor allem langsamtig. Im letzten Drittel, besonders ab Seite 378, war meine Aufmerksamkeit wieder zurück. Das Geschehen spielte sich sehr rasant ab und gipfelte in einem wilden Finale. Es endete abrupt und doch empfand ich es gelungen.

Ich vergebe 3 von 5 möglichen Sternen!

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!