Rezension

Höhen und Tiefen

Ein mögliches Leben - Hannes Köhler

Ein mögliches Leben
von Hannes Köhler

Bewertet mit 3 Sternen

Das Cover passt wirklich ausgezeichnet zum Buch. Die Weite, die sich der Protagonist Franz eigentlich für sein eigenes Leben wünschte, wird darauf deutlich, wenn auch ein wenig bedrückend gezeigt.

Der Enkel reist mit seinem Opa Franz in die USA, wo dieser im Zweiten Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft war. Zurück auf diesen Spuren des Lebens, erinnert sich Franz an verschiedene Begebenheiten &Personen, die ihn in dieser Zeit prägten. Verknüpft wird dies mit den Ereignissen der Gegenwart &zwar nicht nur der besagten Reise. Franz' Enkel Martin hat seine eigenen Probleme, mit seiner Ex-Freundin &ihrem gemeinsamen Kind, während seine Mutter ein angespanntes Verhältnis zu ihrem Vater Franz hat. Die Amerikareise verändert einiges bei den Protagonisten!

Die Geschichte von Franz gibt klare &interessante Einblicke in seine Zeit als Prisoner of War. Das Buch beschäftigt sich damit mit einem Thema, über das ich zum Beispiel nur sehr wenig bis gar nichts wusste. Allein um diese geschichtlichen Eindrücke aus einer anderen Perspektive des Zweiten Weltkrieges zu bekommen, wenn auch aus Romansicht, würde ich das Buch empfehlen. Stellen, wie die folgende, regten mich auch stark zum Nachdenken an!

"Wir Jungen, wir wussten ja gar nicht, was Freiheit war, wie sich das anfühlte. &da spricht heute niemand mehr von, was das bedeutete für uns alle, die wir nichts anderes kannten als unser enges, dunkles Deutschland, was das veränderte, plötzlich diese neuen Möglichkeiten zu haben, trotz der Gefangenschaft. Einen Traum von Licht &Freiheit. &was lernt man heute stattdessen? Jede Nacht auf den Dokumentationskanälen die alberne Visage dieses kleinen schwarzhaarigen Mannes mit seinem Schnauzer, überall Hitler, überall die Bilder des Grauens, dieser Fetisch, dieser Voyeurismus des Terrors. Früher liebten sie ihn, jetzt lieben sie es, ihn zu hassen."

Die Zeitsprünge in der Erzählung waren teilweise ein wenig diffus, mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran, dass beispielsweise gerade von der Gegenwart in eine alte Erinnerung gewechselt wird.

Allerdings waren die Abschnitte, die sich mit Franz' Amerikaaufenthalt beschäftigten sehr lang &hätten gerne ein wenig mehr unterteilt werden können, um erneute Einblicke in die gegenwärtige Zeit zu bekommen.
Teilweise war die Geschichte für mich etwas schleppend, auch wenn mich das Thema interessierte. Aber es gab Stellen, die fast schon poetische Ausdrücke beinhalteten, die mir das Lesen dann immer wieder schmackhafter machten.
"... sie schauten die Landschaft wie einen Film."