Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Hoffnung, Angst, Liebe, Brutalität – geschickt verpackt

Als das Leben unsere Träume fand - Luca Di Fulvio

Als das Leben unsere Träume fand
von Luca Di Fulvio

Bewertet mit 4 Sternen

Luca Di Fulvio ist vielen Lesern aus seinen vorigen Romanen bekannt. Für mich war „Als das Leben unsere Träume fand“ das erste Werk von ihm.

 

Zu Beginn erhält jeder Jugendliche eigene Kapitel. So kann man sie kennenlernen und erfährt immer kleine Portionen aus ihrem Leben. Die Kapitel wechseln sich relativ rasch ab, man springt von einem Leben zum anderen. Immer mit einer gewissen Neugierde, was sich beim anderen Jugendlichen gerade abspielt.

 

Alles drei sind für ihr Alter sehr starke Persönlichkeiten, mit dem unbändigen Wunsch sich nicht unterkriegen zu lassen.

 

Rocco, der sich gegen die sizilianische Mafia entscheidet, muss aus diesem Grund nach Buenos Aires fliehen. Dort hofft er auf einen Neuanfang ohne Mafia-Strukturen. Ob sich sein Traum erfüllen wird?

 

Rosetta wiederum weigerte sich dem Baron ihrer Gegend ihr Land zu verkaufen. Nur knapp überlebt sie eine Vergewaltigung. Sie sieht ein, dass die Macht des Barons zu groß ist. Um seiner Rache zu entgehen bleibt auch ihr nichts anderes über, als nach Buenos Aires zu fliehen. Aber, ist sie dort in Sicherheit?

 

Die jüngste der drei Jugendlichen ist die Jüdin Raechel. Ihrem Vater hat sie es zu verdanken, dass sie Lesen und Schreiben kann. Als sie als Einzige ihrer Familie ein Pogrom überlebt, schließt sie sich einer Gruppe an, die junge Mädchen im Ausland als Hausmädchen oder dergleichen vermittelt. So zumindest die Annahme der Bevölkerung. Welche Hölle die Mädchen in Buenos Aires erwartet, erfährt Raechel schon am Weg dort hin. Kann sie entkommen? Wie nutzt ihr in so einem Leben ihre Kenntnis von Lesen und Schreiben?

 

Ob, und wie, sich die drei jungen Menschen auf ihrer Reise und ihrem neuen Leben begegnen, ist von Luca Di Fluvio geschickt in eine mitreißende Geschichte verpackt.

 

Ich kam mit seinem Schreibstil sehr gut zurecht. Das Buch ist fesselnd und bildreich – manchmal fast ein bisschen zu bildreich – geschrieben. Trotz seiner gewaltigen Seitenanzahl von über 760 beim Print kommt keine Langeweile auf. Man fiebert mit den Protagonisten derart mit, dass auch die eine oder andere Träne ihren Weg findet.

 

Einzig müsste ich anmerken, dass mir manchmal zu viele Sätze in einer anderen Sprache geschrieben waren. Da ich weder italienisch noch spanisch kann, musste ich auf eine Übersetzung hoffen, oder google bemühen. Im Laufe des Buches kommt es auch immer wieder zu Gewalt und Brutalität. Hierzu sei gesagt, dass diese Szenen dramatisch, ungeschönt und mit viel Blut geschrieben wurden. Auch wenn die damalige Zeit noch so brutal gewesen sein mochte, für die eine oder andere Handlung konnte ich gegen Ende kein Verständnis mehr aufbringen. Meine Gewaltbereitschaft war einfach ausgeschöpft. Auch, da ich für einen oder zwei Morde keinen Grund gesehen habe. Doch dies ist nur meine persönliche Ansicht.

 

Trotzdem kann ich das Buch nur empfehlen, da es mir einige Stunden fesselnde Lesefreude bereitet hat. Es ist ein historischer Roman, ohne viel Zahlen oder Geschichtsinfo, aber so ganz nebenbei erfährt der Leser über die Lebensumstände und auch über das dunkle Kapitel der verschleppten jüdischen Mädchen.