Rezension

Hoffnung und Enttäuschung in einer apokalyptischen Welt

Rain - Das tödliche Element - Virginia Bergin

Rain - Das tödliche Element
von Virginia Bergin

Zitat:
„Er sah aus wie eins von diesen blutrünstigen Jesusbildern, nur ohne die Dornenkrone. Überall, wo der Regen ihn berührt hatte, wo er durch das Handtuch gedrungen war, sah ich Blut, sogar an seinen Schultern und auf der Brust.“
(S.30)

„Mein Schrei erstarb in der Luft. Er erstarb und wehte zu all den anderen Schreien, die leben wie Geister, wie Echos im Gedächtnis der Lebenden.“
(S.80)

Inhalt:
Gerade noch war Ruby auf einer Party mit ihren Freunden. Und hat mit einem heißen Jungen rumgemacht. Doch dann kommt der Regen. Und dieser bringt den Tod mit sich. Ohne Vorwarnung! Jeder, der mit dem Regen in Berührung kommt, stirbt einen schmerzvollen und blutigen Tod. 

Schlagartig ändert sich die Welt. Nun ist nur noch wichtig, dass genügend Essen und Trinken beschafft werden können. Der Überlebenskampf ist hart. Freunde gibt es nicht mehr, aus guten Nachbarn werden Konkurrenten um Nahrung. Und dennoch bleibt eines immer zu beachten: Wenn der Regen kommt, hat er den Tod an seiner Seite.

Meinung:
„Rain“ ist eines dieser Bücher, auf die ich aufgrund der zu erwartenden Geschichte ziemlich neugierig war und es ist somit auf meiner Must-Read-Liste gelandet. Deshalb war ich auch sehr froh, als das Buch schnell bei mir angekommen ist und habe gleich mit dem Lesen begonnen.

Lange musste ich nicht warten, bis das Grauen seinen Lauf nahm. Lernte ich gerade noch Ruby und ein paar andere Charaktere auf einer Party kennen, kam schon ohne Vorwarnung das tödliche Nass. Gerade noch hat Ruby mit Caspar rumgemacht, schon gibt es erste Tote. Weshalb der Regen tödlich ist, wird bereits recht früh im Buch erzählt. Um diese nachvollziehbare Erklärung jedoch nicht vorweg zu nehmen, verzichte ich hier auf weitere Ausführungen dazu. 

Aufgrund des ziemlich heißen Wetters waren sehr viele Menschen in Dartbridge (GB) im Freien. Deshalb gibt es unzählige Tote; die Menschen waren dem Regen schutzlos ausgeliefert. Leichen werden nun zu einem alltäglichen Anblick. Supermärkte und andere Geschäfte werden leergeräumt. Ein Szenario, wie man es seinem schlimmsten Feind nicht wünscht.

Ruby konnte ich von Anfang an begleiten. Erst erlebte ich sie ausgelassen bei der Party, dann musste sie sich auf diese Extremsituation einstellen und damit zurechtkommen. In ihre Entscheidungen und ihr Handeln konnte ich mich zwar nicht immer hineinversetzen. Aus meiner Sicht hat sie damit jedoch versucht, sich von den Grausamkeiten und der Brutalität, mit der sie teilweise konfrontiert wurde, abzugrenzen. Sie ist förmlich gegenüber dem Gesehenen und Erlebten abgestumpft. Dennoch verlor ich zeitweise ein wenig die Nähe zu ihr. Meine Sympathie für Ruby wurde gerade eben durch ihre Reaktionen in bestimmten Situationen immer wieder auf die Probe gestellt. Letztendlich konnte sie mich aber schon auf ihre Seite ziehen und ich mochte sie sehr gern. 

Die Geschichte wird konsequent aus Rubys Perspektive erzählt, wobei aufgrund der erlebten Geschehnisse und rückwirkenden Betrachtungsweise die Vergangenheitsform führend ist. Bei so manchen Dialogen musste ich, trotz des ernsten Hintergrundes, einfach lächeln und genoss die mitunter eingeflossene Ironie und Anflüge von Sarkasmus genau wie die melancholisch hinterfragenden Ansätze. 

Virginia Bering schreibt wirklich flüssig und gut verständlich, so dass beim Lesen kaum Stolpersteine in den Weg gelegt werden. Interessant fand ich auch die Idee, in einigen Sätzen und Dialogen eigene „Schimpfwörter“ bzw. „Fluchworte“ gedanklich einsetzen zu können. Diese Stellen sind jeweils mit 3 Schmetterlingen gekennzeichnet. 

Ab dem ersten Einsetzen des tödlichen Regens fühlte ich, trotz diverser Auflockerungen aufgrund eingebauter Wendungen und gut inszenierter Dialoge, immer eine gewisse bedrückende Stimmung. Manchmal habe ich mich sogar ertappt, dass ich ungewollt in kurzen Lesepausen aus dem Fenster geschaut habe, ob es eventuell gerade regnet und ich damit aufgrund der davon ausgehenden Gefahr im Haus eingesperrt wäre. Ich hoffe, dass sich diese Reaktionen demnächst bei mir wieder geben.
Auch wenn aus meiner Sicht die richtig großen Spannungsspitzen nur im Ansatz vorhanden waren, gab es für mich beim Lesen jedoch kein Halten, weil ich unbedingt wissen wollte, was als nächstes passiert.

Der Abschluss hätte treffender kaum gewählt werden können. Mit diesem Ende kann ich mich eindeutig identifizieren. Eines kann ich mit Sicherheit sagen. Ich bin nun so neugierig, wie es mit Ruby weitergehen wird, dass ich definitiv an der Reihe dran bleibe! 

Urteil:
„Rain“ bescherte mir mit einer denkbaren und nachvollziehbaren apokalyptischen Entwicklung zusammen mit immer wieder aufkeimender Hoffnung als auch damit verbundenen unvermeidbaren Rückschlägen ein Szenario, das ich wirklich genießen konnte und mich kaum von den Seiten ließ. Für meine Erlebnisse mit Ruby vergebe ich deshalb eindeutige 4 Bücher.

Für alle, die sich todbringenden Gefahren stellen wollen, der Apokalypse nicht kampflos entgegen treten und die Hoffnung auf einen guten Ausgang nie aufgeben, dabei jedoch auch Enttäuschungen akzeptieren können.

Die Reihe:
1. Rain – Das tödliche Element
2. The Storm (Originaltitel)
(Erscheinungstermin: Februar 2015)

©hisandherbooks.de