Rezension

Hohes Tempo, bei dem die Gefühle etwas auf der Strecke bleiben

Escape - Jennifer Rush

Escape
von Jennifer Rush

Bewertet mit 3.5 Sternen

Rezension zur Dilogie "Escape" 3,5 Sterne und "Hide" 4,5 Sterne

Zum Inhalt - keine Spoiler zu Hide

Anna lebt bei ihrem Vater in einem kleinen Dorf in Treger Creek in der Nähe von New York. Sie geht nicht zur Schule, wird von ihm zu Hause unterrichtet. Sie hat keine Freunde - denn diese könnten ihr zu nahe kommen und somit hinter das Geheimnis, das sich im Haus ihres Vaters verbirgt.

Seit einigen Jahren besucht sie die vier Jungs im Keller, erst nachts, damit ihr Vater nichts merkt, doch seit einem Jahr darf sie ihn bei den Experimenten unterstützen, Experimente an den vier jungen Männern, die hinter dicken Glasscheiben gefangen gehalten werden.
Es gibt Medikamente, Analysen und Tabellen, doch Annas Vater weiht sie nicht ein, was die "Sektion" mit ihnen tatsächlich vorhat. Sie hat sich daran gewöhnt, sie mag die Jungs - und einen ganz besonders. Sie kann sich gar nicht mehr vorstellen, wie es wäre, wenn sie nicht mehr da wären. Aber die "Sektion" hat andere Pläne mit den Versuchskaninchen und schließlich muss Anna eine Entscheidung treffen, die ihr bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellen wird.

Meine Meinung

Als ich das Cover zum ersten Mal gesehen habe, war ich sofort begeistert. Ich wusste noch gar nicht, um was es in dem Buch gehen würde, dachte an etwas phantastisches und wurde dann völlig von diesem spannenden Jugendthriller überrascht. Die Autorin erzählt aus der Ich-Perspektive von Anna und die Kapitel sind sehr kurz gehalten, was das Tempo sehr erhöht hat. Überhaupt wird sich nicht viel mit Nebensächlichkeiten aufgehalten und die Handlung geht zügig voran.

Anfangs fand ich den Schreibstil etwas unbeholfen und nüchtern, die Gefühle kamen mir insgesamt zu kurz, aber schon nach der Hälfte des ersten Bandes hat es sich gebessert. Auf einmal hatte es mich gepackt und ich wollte gar nicht mehr aufhören, denn die ganzen Geheimnisse, die Anna mit den Jungs aufdeckt, waren überraschend und haben für spannende Wendungen gesorgt.

Anna, sie war sehr eingekapselt in der Welt allein mit ihrem Dad, in dem Haus, dem Labor - für sie ist es besonders schwer, die Enthüllungen zu verkraften. Trotzdem hat sie eine innere Stärke, die sie weitermachen lässt. Auch ist von Vorteil, dass sie schon einige Kampfstunden hatte und ihr Talent zum Zeichnen wird ihr zur unerwarteten Hilfe. Manchmal war sie mir etwas zu naiv und auch zu kalt, ihre Gefühle kamen nie richtig zu mir durch, dadurch kam ich nicht wirklich an sie dran.
Zu den vier Jungs gehört Trev. Zu ihm hat sie das vertrauensvollste Verhältnis aufgebaut, mit ihm kann sie über alles reden und durch sein gutes Gedächtnis hat er immer einen passenden Spruch auf Lager. Vor allem, wenn es um Sam geht.
In Sam ist Anna verliebt, versucht aber, es zu verstecken. Sam ist oft sehr ernst, er wirkt gewissenhaft und ruhig, aber sie weiß sehr genau, dass er etwas verbirgt.
Cas hingegen ist meist unbeschwert, steht immer unter Strom und könnte den ganzen Tag essen - er liebt Annas selbst gemachte Kekse und ist der Spaßmacher der Vier ;)
Nick ist der einzige, mit dem sich Anna nicht wirklich versteht. Von Anfang an hat er sich nicht mit ihr vertragen. Er hasst die Regeln im Labor, an die er sich halten muss und Anna hält ihn für unberechenbar.

Die Handlung hat mich, wie gesagt, überrascht und mich auf eine Suche nach der Vergangenheit geschickt - eine Vergangenheit, die für jeden von ihnen Überraschungen bereit und die Spannung hoch hält. Ich fands super, dass man als Leser genau wie Anna immer nur stückweise erfahren hat, was die Hintergründe betrifft, aber auch gleichzeitig immer wieder neue Fragen aufgeworfen wurden. Über ein paar kleine Unstimmigkeiten bin ich gestolpert, die mir das Verhalten gerade von Anna und auch einige Zusammenhänge nicht logisch erscheinen ließen - ich hab mir darüber aber nicht den Kopf zerbrochen, weil ständig etwas Unerwartetes passiert und man einfach mitgerissen wird :)

Der zweite Band "Hide" schließt nahtlos an die Ereignisse an. Hier wird nochmal sehr am Tempo angezogen, was vor allem in der zweiten Hälfte die Spannung konstant hochhält. Immer neue Geheimnisse werden aufgedeckt, wie eine Matrjoschka, kommt ständig etwas neues zum Vorschein und jede Entdeckung setzt zur vorherigen nochmal einen drauf! Die Brutalität nimmt hier noch etwas zu, es gibt Schlägereien, Schießereien, die alle mit wenig Emotionen geschildert werden. Auch hier fehlten mir wieder die Gefühle, die in der ganzen Hektik leider untergehen.
Erst gegen Ende bin ich Anna etwas näher gekommen. Ich stand ja selbst beim Lesen ständig unter Strom, da war es ganz schön, dass am Schluss, der übrigens sehr gelungen ist, auch noch für andere Gefühle Platz ist - wenn auch nur kurz.

Fazit

Die Geschichte von Anna und ihren Jungs hat mich sehr gefesselt und durch die Seiten gescheucht. Das hohe Tempo lässt einen kaum Zeit, zu verschnaufen und die Enthüllungen, die bis zum Ende nicht abreißen, haben mich total geflasht. Wenig Gefühl, aber dafür mitreißende Action und ein Geheimnis, das schockt und mich bis zum Schluß in Atem gehalten hat.

© Aleshanee
Weltenwanderer