Rezension

Homophobie, Chauvinismus und Intoleranz – Willkommen im 21. Jahrhundert

The Ivy Years - Solange wir schweigen - Sarina Bowen

The Ivy Years - Solange wir schweigen
von Sarina Bowen

Bewertet mit 5 Sternen

Ein wunderbar geschriebener Gay-Roman, sehr sensibel und ausdrucksvoll in Szene gesetzt. Er hat mich unwahrscheinlich berührt und lässt mich mit vielen Emotionen zurück. Ich wünsche uns allen viel mehr Mut zur Akzeptanz gegenüber Andersdenkenden. Chapeau Sarina Bowen!

Titel:              The Ivy Years - Solange wir schweigen

Serie:             Ivy-Years 3.Teil

Autorin:          Sarina Bowen

Verlag:            LYX

Format:           TB + kindle Edition
Seitenanzahl:  384
Erschienen:    26. Oktober 2018

Zum Buch – Klappentext

Wenn die Liebe dein dunkelstes Geheimnis ist ...

Michael Graham ist geschockt, als er erfährt, dass das neueste Mitglied des Eishockeyteams ausgerechnet John Rikker ist - der Einzige, der Michaels größtes Geheimnis kennt. Michael weiß augenblicklich, dass für ihn alles auf dem Spiel steht, was er sich am Harkness College aufgebaut hat. Denn auch nach all den Jahren kann Johns Lächeln allein seine Welt aus den Angeln heben …

Doch ist er auch stark genug zu kämpfen....??

Cover

Das Cover ist im schon bekannten Blumenmuster gehalten, diesmal in blau-grün-türkis, damit passt es genau zu den Vorgängerbänden und verfügt daher über einen hohen Wiedererkennungswert.

Meine Meinung:

The Ivy Years – Solange wir schweigen ist der dritte Teil der Ivy-Years-Reihe und befasst sich mit den Eishockey-Spielern des Harkness College.
Dieser Teil erzählt die Geschichte von Michael Graham und dem Neuzugang im Eishockeyteam, John Rikker, die schon in jungen Jahren ein Liebespaar waren.
Gerade im Sportbereich gibt es die wenigsten Coming Outs – ein sensibles Thema, dass sehr zum Nach- und Umdenken anregt.

Es gibt nichts besseres für ein Mädel als einen besten schwulen Freund zu haben. Das durfte ich schon vor 20 Jahren erfahren, leider lebt er nicht mehr. Aber selbst damals in den 90er Jahren gab es fast mehr Verständnis für Homosexualität als heute, in dem ach so aufgeklärten 21. Jahrhundert.

Daher empfinde ich dieses Buch von Sarina Bowen nicht nur als irgendeine erfundene Geschichte, sondern auch als ein Statement für ein besseres Verständnis der gleichgeschlechtlichen Liebe, für mehr Akzeptanz und gegen Diskriminierung. Zudem hat sie dies einfühlsam und sehr emotionell geschrieben. Chapeau Frau Bowen!

Wie man es bereits von der Autorin kennt, ist ihr Schreibstil jugendlich, frisch, humorvoll und aussagekräftig.

Sie legt so eine Dynamik in ihr Schreiben, das man sofort in die Geschichte gezogen wird, und gar nicht mehr aufhören möchte zu lesen.

Erzählt wird die Story abwechselnd aus der Perspektive von Graham und Rikker.

Zudem hat mir sehr gefallen, dass zu Beginn eines jeden Kapitels ein kleine Erläuterung zu verschiedenen Begrifflichkeiten im Eishockey stand. Und diese wiederum passten dann immer zum jeweiligen Abschnitt der Geschichte.

Charaktere

Im Hauptfokus stehen natürlich Rikker und Graham.

Rikker ist nach seinem Rauswurf aus seiner alten Eishockey-Mannschaft zum Team des Harkness College gewechselt. Da sein damaliger Trainer und viele der Mitspieler mit seiner Homosexualität nicht umgehen konnten bzw. sie sogar verabscheuten, hofft er daher auf Akzeptanz seines neuen Teams. Er sieht als einziges Problem, das zukünftige Verhältnis zu seinem damaligen Freund Graham, der jetzt wieder in sein Leben tritt.

Rikker geht ganz offen mit seiner Neigung um und bekennt sich auch dazu. Er nimmt jedoch viel Rücksicht auf seine anderen Teamkollegen. Er ist mir von Anfang sehr super sympathisch. Zudem hat einen echt trockenen Humor.

Auch in der Beziehung zu Graham gefällt er mir sehr gut. Er ist liebevoll und treu, hat für alles Verständnis, ist aber tief in seinem Innersten alleine und traurig.

Zitat: „Super Spiel gestern, du weißt schon...

Ja, besser geht es nicht. Er winkte mir zu, dann überquerte ich die Straße, allein. Weil ich im Grunde IMMER allein war.“

Es ist so traurig zu lesen, wie er unter den Demütigungen der anderen leidet. Still leidet.

Graham dagegen versucht so hetero wie möglich zu wirken, obwohl er weiß, dass er eigentlich homosexuell ist. Das will er aber nicht wahrhaben und verleugnet es wie und wo er nur kann.

Selbst vor Sex mit Mädchen scheut er nicht zurück um nach außen zu zeigen, dass er „normal“ ist.

Er ist dadurch innerlich so zerrissen, dass es gefühlsmäßig richtig schwer ist, das zu lesen. Taschentuch-Alarm!

Allerdings kann er seinen Gefühlen dann doch nicht mehr aus dem Wege gehen und lässt sich auf Rikker ein. So langsam bröckelt seine Fassade der Verleugnung.

Sehr gefühlvoll und zärtlich sind diese Szenen beschrieben.

Zitat: Dieser Kuss verriet vielmehr unseren Kummer. Tief und süß und so traurig. Meine Brust bebte, fassungslos, dass ich Graham in den Armen hielt und küsste. Jede sanfte Berührung unserer Lippen brachte mich ein wenig mehr um den Verstand. Einen schöneren Kuss hatte ich wahrscheinlich nie bekommen.“

Dieses Auf und Ab, dieses ich will dich- ich will eigentlich nicht und diese Achterbahn der Gefühle – ist so aufwühlend und authentisch beschrieben, das ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte und bis in die Nacht hinein gelesen habe.

Selbst die Nebencharaktere werden alle liebevoll und glaubwürdig dargestellt. Egal, ob es sich um Rikkers Oma handelt oder um Bella die Freundin der Beiden.

Sehr liebenswert fand ich auch Skippy und dessen Freund. Und Pudeldame Bella (Namensvetterin) war zuckersüß.

Leider kam der Schluss viel zu plötzlich, ich hätte mir da noch etwas „mehr“ erhofft,

Fazit

Der Autorin ist hier ein wirklich exzellenter Roman gelungen, der ein wichtiges und sensibles Thema beinhaltet. Sie hat es gefühlvoll und ausdrucksvoll in Szene gesetzt und lässt mich mit ganz vielen Gedanken und Empfindungen zurück.

Ich hoffe sehr, dass es bald ein Umdenken in unserer Gesellschaft gibt und das wir alle etwas mehr Mut zur Akzeptanz gegenüber Andersdenkenden zeigen.

Daher kann ich dieses Buch wirklich von Herzen empfehlen und vergebe 5 Sterne.

Ferner möchte ich mich bei Netgalley sowie beim LYX Verlag sehr herzlich für das kostenlose Rezensionsexemplar bedanken. Meine ehrliche Meinung wurde dadurch aber nicht beeinflusst.