Rezension

Horrorszenario im dänischen Ferienidyll

Kalter Strand - Anne Nordby

Kalter Strand
von Anne Nordby

Bewertet mit 5 Sternen

Was für ein schreckliches Szenario. Es sollen die schönsten Wochen des Jahres werden. Familienurlaub. Mit Kind und Kegel in ein gemütliches Ferienhaus am Strand. Den Stress des Alltags vergessen - für ein paar Tage oder Wochen. Ruhe und Erholung genießen. Und dann zerreißt der perfide Plan eines Verbrechers die Familienidylle und auf einmal ist nichts mehr so, wie es war.

Anette Strohmeyer alias Anne Nørdby beschreibt diese Horrorvorstellung in ihrem neuen Thriller "Kalter Strand" der im März 2019 erscheint.

Mein Eindruck:

Die Zutatenliste für einen extrem guten Thriller? Man nehme: Einen guten Plot, eine sexuelle Affäre, eine gehörige Portion tiefer persönlicher Abgründe, einen kauzigen Ermittlungsleiter und einen krankhaft gestörten Täter. Fertig ist das Rezept für ein spannendes und überzeugendes Buch. Anette Strohmeyer alias Anne Nørdby hat dies in ihrem neuen Thriller "Kalter Strand" hervorragend in die Tat umgesetzt.

Zu Beginn der Geschichte sieht alles noch nach einem Heile-Welt-Idyll aus, bis auf die tote junge Frau, die ein Jogger am Strand von Søndervig findet. Doch schon nach wenigen Kapiteln wird klar, dass die Tote vom Strand nicht das einzige Problem ist, um das sich die Ermittler kümmern müssen. Step by Step verfolgt der Leser die Ermittlungsarbeit der Polizei. Da der oder die Täter (auch dem Leser) nicht bekannt sind entwickelt sich das Buch somit zu einem klasse "Mitratekrimi". Von den mysteriösen Vorkommnissen in der Ferienhaussiedlung von Søndervig bekommt die Polizei zunächst nichts mit, somit konzentriert sich die Fahndungsarbeit zu Beginn lediglich auf die Strandleiche und dem Ableben der jungen Frau. Der eigentliche Thriller entwickelt sich damit sozusagen neben der Arbeit der Polizei. Wird es Tom Skagen und Jette Vestergaard dennoch gelingen, dem Verbrecher das Handwerk zu legen?

"Kalter Strand" ist ein Buch das ich nur ungern aus der Hand legen mochte. Genau so stelle ich mir einen guten Krimi vor. Mehrere Personen machen sich verdächtig, die Polizei tappt im Dunkeln, und der Leser ist gezwungen mit auf die Suche nach dem Täter zu gehen, da er zwar einen Wissensvorsprung hat was die Handlung und Vorkommnisse rund um das eigentliche Verbrechen angeht, jedoch ebenso wenig weiss wer der Täter ist.

Die Autorin setzt neben den "Zutaten" auch immer wieder auf gute Cliffhanger zum Ende der Kapitel, sodass die Lust aufs Weiterlesen ununterbrochen fortbesteht. Während des Buches hatte ich den Eindruck, dass der Spannungsbogen ständig auf sehr hohem Niveau gehalten wird. Ein Effekt, der sich dadurch verstärkt, da die Ermittler lange Zeit neben dem perfiden Plan des Verbrechers in eine ganz andere Richtung ermitteln und somit quasi die eigentlichen Opfer hilflos und auf sich allein gestellt sind. Und in den wenigen Momenten, in denen die Ermittlungen einmal ruhen, füllt die Autorin die kriminalistischen Atempausen gekonnt mit "Nebenkriegsschauplätzen" wie einer sexuellen Affäre, den tiefen psychologischen Abgründen des Tom Skagen oder den Eigenarten des ungeduldigen und kauzigen Dienststellenleiters Poulsen auf.

Kritik: Leider ist in der Abfolge der Kapitel 64-66-67 ein maßgeblicher Logikfehler unterlaufen. Während die gekidnappte Person in Kapitel 64 die Hände gefesselt hat kann sie in Kapitel 66 einen Gegenstand auffangen. In Kapitel 67 sind die Hände dann wiederum gefesselt.

Fazit

"Kalter Strand" ist ein sehr guter, unterhaltsamer Thriller, der die Lust aufs Weiterlesen zu keiner Zeit vermissen lässt. Die Protagonisten wirken natürlich und nicht gekünstelt. Als Leser kann man sich sowohl in die Rollen der Opfer, als auch in die Rollen der Ermittler sehr gut hinein versetzen. Trotz der 472 Seiten kam zu keiner Zeit Langeweile auf. Das Buch wirkte weder gestreckt noch künstlich in die Länge gezogen. Der Schreibstil ist einfach und verständlich. Ein guter Thriller mit überraschendem und schockierendem Ende.