Rezension

Horrovorstellung

Der Riss - Pyun Hye-Young

Der Riss
von Pyun Hye-Young

Bewertet mit 5 Sternen

Worum es geht: 
Ogi wacht im Krankenhaus auf, unfähig sich zu bewegen. Erst nach und nach wird ihm klar was passiert ist. Ein Autounfall und dadurch seine Frau verstorben. Während er anfangs nur Blinzeln kann, schafft er es mit der Hilfte seiner Schwiegermutter, immer mehr aus seiner Starre zu lösen. Während er noch versucht, sein altes Leben aufzugeben und sich mit seinem Neuen anzufreunden lernt er seine Schwiegermutter besser kennen. Doch je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto mehr kommt er ins Grübeln. 

Meine Meinung:
Seit einer kurzen Weile bin ich fasziniert von koreanischer Literatur, und ich bilde mir ein, dass der Markt sich auch in die Richtung dreht. Oder ich bemerke einfach nur mehr Titel, weil ich danach Ausschau halte. Der Riss von Hye-Young war wohl ein Bestseller in Korea und ich sehr neugierig darauf. 

Zugegebenermassen konnte ich mir Anhand des deutschen Klappentextes kaum ein Bild machen. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte das Buch zu lesen. Lasst euch nicht von dem lieblichen Cover ablenken, dieses Buch hat es in sich! 
"Düster" ,"Paranoid" ,"Psychothriller" ,"Horror", alles Beschreibungen die ich zum Buch gefunden haben.
Wie im Fieberwahn habe ich fast das ganze Buch in einer Sitzung inhaliert. Unfähig zu irgendetwas, ausser Blinzeln, liegt der Geist ausgeliefert dar. Was tun wenn man so total abhängig ist? So abgeschottet von der Welt und in immerwährender Hoffnung, nicht vergessen zu werden. 
Ogi denkt viel zurück an seine Zeit mit seiner Frau, gibt dem Leser Puzzlestücke zum zusammensetzen. Je mehr man erfährt, desto düsterer scheint das Buch zu werden. Auf einmal fängt man an alles zu hinterfragen. Ging es urpsrünglich um einen Mann, der versucht seinem Schicksal zu entkommen, dreht es sich immer mehr zu düsterem Horror. Fast schon wie bei einem guten Thriller war ich die letzten Seiten gebannt.  
Ein Horror dargestellt, so subtil und nachvollziehbar, das es psychologisch sehr schlimm für mich war, bis zum Ende zu lesen. Definitiv eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Neben dem Gefühl der Gefangenschaft, vor allem in sich selbst, wird auch die Trauer der Mutter um ihre Tochter sehr ausführlich beschrieben. Wie sich herausstellt braucht man nicht viel um Horror zu erschaffen. Der Mensch ist abartig, und Der Riss ist eine weitere Darstellung. Eines der Bücher die ich definitiv noch mehrere Male lesen werde. 
Der englische Titel des Buches ist "The Hole", welches sowohl auf ein richtiges Loch im Buch referiert, aber interessanterweise auch auf das koreanische Prefix schliesst “hole,” 홀 (hol) welche für Einsamkeit steht und öfters ( immer?) im Kontext mit "Verwitwert" verwendet wird. (habe ich irgendwo gelesen, ich garantier nicht, dass es 100% richtig ist). 
Starke Bilder die lange im Kopf bleiben. Ich hoffe auf weitere Titel der Autorin. 
Herzliches Dankeschön an btb Verlag und Randomhouse für die Zusammenarbeit.