Rezension

Hübsch in Szene gesetzte Comedy

Miss Gladys und ihr Astronaut
von David M. Barnett

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nun ja. Muss man nicht lesen. Kann man aber. Man stirbt nicht dran. Und wenn man etwa dieselben Songs mag, wie Major Tom, hat man eine Menge Spaß oder wenigstens nostalgische Momente! Dummerweise bin weder Fan noch Freund von David Bowies Musik gewesen. Und es geht mir am Hinterreifen vorbei, ob, wann oder ob er gar zu früh gestorben ist.Wahrscheinlich nicht: jeder stirbt zu seiner ihm bestimmten Zeit!

Man nehme ein lila Cover und eine gefüllte Teetasse und setze als weitere Illustration einen kleinen Astronauten, der eine Fantasiefahne hissen möchte, an den Tassenrand! Normalerweise rede ich niemals über Cover. Aber in diesem speziellen Fall ist sowohl Cover wie auch Betitelung des Romans ein genialer Werbegag. Ein Streich, der aufgeht. Die potentielle Käuferin wird neugierig und nimmt das Buch zur Hand.

Astronauten sind aufregend. Weiß der Autor. Selbst wenn sie nicht per se Werbeträger sind, wie die PR-Chefin der British Space Agency mit zusammengebissenen Zähnen vermerken muss. Denn Major Tom verweigert sich ihrer Werbekampagne. Thomas Major ist auf dem Weg zum Mars, einer Mission ohne Wiederkehr. Leider ist er mehr mit sich selber beschäftigt als einen anständigen Beitrag zur Menschheitsgeschichte zu liefern.

Ein anderes beliebtes Thema auf dem Bücherbasar ist Demenz. Lustige und weniger lustige Romane und Erfahrensberichte darüber schwemmen den Markt. Da hätten wir als Zutat deshalb auch noch die demente, aber "goldige" englische Großmutter Gladys. Englische Großmütter sind sowie so immer herziger als andere. Muss an der "ollen Queen" liegen.

Mobbing ist auch immer eine Thematik, die zieht. Der Enkel von Gladys wird gemobbt und ihre Enkelin erlebt die erste Liebe. Eine Liebe mit Hindernissen allerdings, weil Ellie viele Dinge machen muss, die keinen Spaß machen, zum Beispiel auf ihre Großmutter aufpassen. Die viele unglaubliche Dinge macht und die Familie ständig in Schwierigkeiten bringt. Zum Ausgleich dafür, telefoniert sie mit dem Astronauten!

 

Schon das Wortspiel mit den Namen der Protagonisten Thomas Major versus Major Tom, einem bekannten Song der Deutschen Welle, zeigt, wohin die Reise mit dem Autor geht. Nicht ins Weltall. Nicht in die Welt der Technik. Sondern in die Welt des Unsinns, der Comedy. Dabei spielt der Autor mit Songtexten, die (fast) jeder kennt, David Bowie ist mindestens so wichtig wie die Co-Protagonisten Miss Gladys und ihre gebeutelte Familie. Eine Katastrophe jagt die andere, aber am Schluss wird alles gut.

 

Das Ganze ist ein netter Klamauk. Amüsant gemacht. But this was it.

Manchmal, merkt man, dass der Autor versucht, ein wenig "kleiner Prinz" unterzujubeln. Das Märchenhafte verbindet sich mit der Comedy und gibt eine ganz eigene Mischung. Nicht unattraktiv.

 

Fazit: Mit werbewirksamer Strategie unters Volk gebrachtes Klamaukbüchlein, das durchaus helfen kann, sich eine Weile von den Sorgen des Alltags zu lösen.  Leider nicht phrasenfrei. Aber ganz nett. Es muss ja nicht immer die große Literatur sein.

 

Kategorie: Humor. Comedy. // Verlag: Ullstein, 2018

Kommentare

MrsFraser kommentierte am 19. Juli 2018 um 11:12

Das Wort 'Märchen' schwirrte mir beim Rezischreiben auch immer durch den Kopf. :) Ganz so kritisch ist deine Rezi ja nun doch nicht geworden. ;)

Emswashed kommentierte am 23. Juli 2018 um 07:34

Sehr schöne Rezi, oder sollte ich besser sagen: eine böse Kritik am Buchmarkt?! Ich merke, dass Dir diese leichte Unterhaltung ein Tropfen zuviel im Flachwasser des Büchermeers war und Du diese Untiefen doch lieber mit mehr Handbreit unterm Kiel umschiffen wollen würdest.

Steve Kaminski kommentierte am 23. Juli 2018 um 18:15

Schön geschriebene Rezi - aber es gibt anscheinend doch noch lesenswertere Bücher...

Galladan kommentierte am 14. August 2018 um 20:07

You are on the woodway (das ist dem geschuldet, dass ich nicht so richtig wusste, wie man dieses Posting freundlich und fröhlich beginnen könnte)! 

"Major Tom, einem bekannten Song der Deutschen Welle." Jaein. Es geht in dem Buch nicht um den Song von Peter Schilling, sondern um Space Oddity von David Bowie, welches 1969 erschienen ist und passend zum Buch am besten in der Chris Austin Hadfield Version genossen wird.  

So, don't bark up the wrong tree anymore. :-D

wandagreen kommentierte am 14. August 2018 um 20:11

Das stimmt wohl. Und das ist schon ok, Galli, du kannst alles sagen. Aber mich hats daran erinnert und andere sicher auch. Und ist dann eben ein doppeltes Wortspiel. Ah, ich mag deinen Link!