Rezension

Hübsch verpackte heiße Luft

Weihnachten auf der Lindwurmfeste
von Walter Moers

Bewertet mit 2 Sternen

Wahrscheinlich geht es den meisten Leuten so wir mir: Walter Moers schreibt ein Buch; ich kaufe es. Und sei es eines über einen Lindwurm, der über Weihnachten..., verzeihung, Hamoulimepp meckert. Es ist ja schließlich Walter Moers. Und die Hoffnung auf etwas ähnlich grandioses wie "Rumo", "Die Stadt der Träumenden Bücher", "Wilde Reise durch die Nacht" oder  "Käpt'n Blaubär" stirbt bekanntlich zuletzt. Mit "Weihnachten auf der Lindwurmfeste" verlangt Moers dem Leser allerdings recht viel guten Willen und eine starke Hoffnung auf Künftiges ab. Nicht, dass das Buch unbedingt schlecht wäre. Ich lese immer gerne von oder über Hildegunst von Mythenmetz. Aber diese paar Zeilen inklusive aufgeblasener Illustrationen als komplettes Buch zu verkaufen... Hut ab.

In einem Brief schildert Mythenmetz seinem Freund Kiebitzer von der verrückten Tradition Hamoulimepp, der jedes Jahr aufs neue alle Lindwürmer verfallen. Nur Mythenmetz selbst kann dem Irrsinn nichts abgewinnen - bis auf ein paar hübsche Bräuche allerdings, deren Zauber er sich ebenfalls nicht entziehen kann. Tatsächlich ist der ein oder andere Vergleich des Berufspessimisten Mythenmetz ganz witzig. Doch an die köstliche Szene aus dem Schrecksenmeister, in der das Weintrinken auf die Schippe genommen wird, kommt es bei weitem nicht heran.

Über die Hälfte des Buches besteht aus Illustrationen, üppigen Überschriften und einer Leseprobe. Das komplette Buch kann man locker in einer oder zwei Stunden gemütlich lesen. Und die taxonomischen Tafeln mit Illustrationen von Lydia Rode hätte man sich auch sparen können. Teilweise sind sie ganz schön, teilweise komplett redundant. Die Anlehnung an die tollen Illustrationen aus "Prinzessin Insomnia" fällt auf, aber man merkt leider, dass hier weniger Zeit und Mühe investiert wurde.

Die größte Ironie ist allerdings, dass Moers hier durch Mythenmetz absolut offensichtlich über Weihnachten meckert, andererseits aber dieses weihnachtlich benannte und aufgemachte Häuflein Text gerade rechtzeitig vor ebenjenem Fest für viel Geld verhökert. Das letzte was ich will ist mir verarscht vorzukommen. Aber hiermit sind wir doch recht nah dran...