Rezension

Humorvoll

Pseudonyme küsst man nicht - Vera Nentwich

Pseudonyme küsst man nicht
von Vera Nentwich

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich hatte das Gefühl, dass ich mich ganz schön in Schwierigkeiten brachte. Papas Töchterchen unglücklich zu machen, erschien mir keine gute Sache zu sein. Es könnte sich zu einer tödlichen Angelegenheit entwickeln...“

 

Amanda Schneider produziert Liebesromane im englischen Adelsmilieu unter ihren Pseudonym Abigail Madison. Auch ihre Website basiert auf der Story der fiktiven Abigail. Selbst das Foto zeigt nicht Amanda.

Zu ihren weiblichen Fans gehört Vanessa Kolesnikow, die Tochter eines russischen Oligarchen. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, dass Abigail an ihrer Hochzeit teilnimmt. Eine Anfrage lehnt Amanda ab. Doch „...Was das Töchterchen will, das kriegt es auch...“ - und so findet sich Amanda in einer Villa wieder, die einem ihrer Romane entsprungen scheint. Bis zur Hochzeit hat sie zu bleiben. Das macht ihr Boris Kolesnikow, Vanessas Vater, klar. Als Aufpasser aber fungiert meist Sascha, Vanessas Bruder.

Die Autorin hat einen amüsanten Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.

Gut charakterisiert wird die Protagonistin. Amanda stammt aus einer Fabrikantenfamilie. Ihr Vater wünscht, dass sie den Betrieb übernimmt. Sie aber liebt ihre Freiheit. Von ihren Romanen kann sie gut leben. Nur mit Männern hatte sie bisher wenig Glück. Das hat ihrem Selbstbewusstsein im Bezug auf das männliche Geschlecht nicht besonders gut getan.

Der Schriftstil enthält eine Menge an offenen und unterschwelligen Humor. Letzteres gilt für obiges Zitat. Es fällt, als Vanessa in Tränen ausbricht, weil Amanda ein paar Worte über die Realität des Lebens äußert. Auch andere Worte oder Gedanken von Amanda haben mich häufig zum Schmunzeln gebracht. Anfangs schwankt sie zwischen Plan A und Plan B, muss sich dann aber den

Gegebenheiten beugen. Ein Problem wird es zunehmend, dass es zwischen ihr und Sascha zu knistern beginnt. Köstlich sind die Dialoge zwischen den beiden.

Natürlich enthält die Geschichte eine Reihe an Klischees. Die wirken aber nicht aufgesetzt, sondern geben dem Geschehen eine Spur Liebenswürdigkeit. So gehört Vanessas Bräutigam keinesfalls der Schicht an, in der ihr Vater verkehrt. Aber was das Töchterchen will – hatten wir oben schon!

Das Buch beinhaltet viele ungeahnte Überraschungen. Das betrifft zum einen die weiteren Protagonisten, zum anderen die komplexen Beziehungen aller Beteiligten.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Eine Feststellung Amandas möge meine Rezension abschließen.

„...Größere Mengen Champagner auf nüchternen Magen sind keine gute Idee...“