Rezension

Humorvoll erzählt

Zwischen Tafelspitz und Ministerrat - Brigitte Teufl-Heimhilcher

Zwischen Tafelspitz und Ministerrat
von Brigitte Teufl-Heimhilcher

Bewertet mit 5 Sternen

„...Noch so ein Sargnagel, dachte er, aber die gehörte wenigstens nicht seiner Partei an. Nichts als nervtötende Weiber um ihn her – das hatte er nun wirklich nicht verdient...“

 

Der Sammelband enthält zwei Geschichten. Die Autorin hat zwei Gegenwartsromane voller Humor geschrieben. Den politischen Alltag betrachtet sie mit ironischen Augen. Korruption, Klüngelwirtschaft und undurchsichtige Geldgeschäfte sind nur einige der Themen.

Die erste Geschichte habe ich vor ein paar Jahren schon rezensiert. Bei der Überarbeitung aber gab es ein paar kleine Änderungen.

Die Geschichte beginnt mit einem Paukenschlag. Als der Sozialminister Dr. Winter bei einem Autounfall tödlich verunglückt, wird schnell ein Nachfolger gebraucht. Elmar bietet Sybille diesen Posten an. Er hofft, eine willige Ministerin im Amt zu haben. Das Eingangszitat stammt von Elmar, nachdem Sybille einige Zeit unter seiner Regie gearbeitet hat.

Die Protagonisten sind gut charakterisiert. Sybille nimmt ihre Aufgabe ernst und vertritt offensiv ihre Meinung. Sybilles Familienleben ist nicht einfach: eine Art Übervater, der gern mitredet, und eine pubertierende Tochter, die ihre Interessen so schnell wie die Freunde wechselt.

Elmar, der Chef des Hohen Hauses, ist ein Egoist par excellence. Menschen sind für ihn reine Verschiebemasse. Es zählt, was ihm nützt.  

Dazu kommt, dass der Tod von Dr. Winter einige Merkwürdigkeiten aufweist. An Aufklärung aber hat kaum jemand Interesse, zumal Verstrickungen von Politik und Wirtschaft dabei auffliegen könnten.

In all dem hektischen politischen Alltag, der Sybille mehr und mehr fordert, lernt sie bei einem Interview Viktor Raab kennen. Doch als Politikerin kann sie sich kein Techtelmechtel mit einem Journalisten leisten.

Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören für mich die Gespräche von Sybille mit ihren Vater. Beide schenken sich nichts.

 

„...Ach ja? Weißt du, wenn ich etwas nicht leiden kann, dann sind das Vorschläge, die wie Befehle klingen...“

 

Die zweite Geschichte spielt zwei Jahre später. Sybille ist mittlerweile Vizekanzlerin und Parteichefin. Auf der politischen Bühne gerät Benjamin Finkenberg ins Visier. Seinen Ministerposten hat ihn sein Vater de facto gekauft.

 

„...Sybille konnte es ihnen nicht verdenken. Sie mochte deren Anliegen nicht immer teilen, aber eine Fragestunde war nun einmal dazu da, Antworten zu erhalten und von Antworten war Finkenberg so weit weg wie die Erde vom Mond...“

 

Dabei hat Sybille gerade auch private Problem. Sie lebt mit Viktor zusammen und der muss sich einer langwierigen medizinischen Behandlung unterziehen.

Gekonnt werden aktuelle Fragen in das Geschehen integriert, sei es die Windenergie, die Flüchtlingsfrage oder die Absonderlichkeiten der sozialen Medien.

 

„...Es ist ja bekannt, dass ein Gutteil der Aggressionen der Anonymität geschuldet ist, was sie aber weder entschuldigt, noch erklärt...“

 

Das Buch lässt sich gut lesen. Der Schriftstil passt zum Thema. Die humorvollen Texte und die ironischen Anspielungen, die nur selten in Sarkasmus abgleiten, machen das Lesen zum Vergnügen. Die Autorin beherrscht den Umgang mit Metaphern. An vielen Stellen fällt eine gekonnt überspitzte oder Gegensätze hervorhebende Wortwahl auf.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. In einer abwechslungsreichen Handlung, die manche Überraschung in sich birgt, werden die Probleme des politischen Alltags geschickt aufs Korn genommen.