Rezension

Humorvoll-ironischer, authentisch klingender Criminalfall aus Goethes Zeiten

Die Affäre Carambol - Stefan Lehnberg

Die Affäre Carambol
von Stefan Lehnberg

Man darf dieses Buch nicht so lesen wie einen der psychologisch raffinierten Thriller, die heute modern sind. Er ähnelt eher einem der klassischen Whodunits z.B. von Agatha Christie.

Das Jahre 1801, Napoleon ist Konsul und 'Franckfurth' leidet unter Zahlungen, die an Frankreich geleistet werden müssen. Goethe ist mit seinem Freund Schiller dort eingetroffen, um ihm seine Heimatstadt zu zeigen und um die betagte Mutter zu besuchen. Gerade wollen sie mit der Kutsche wieder abreisen, als sie um Hilfe gebeten werden und wenn das der Fürst zu Thurn und Taxis ist, kann man nicht 'nein' sagen. Widerwillig hören sich die beiden Freunde an, worum es geht. Depeschen nach Frankreich wurden abgefangen, die vermuten lassen, dass jemand Frankfurt in einen Krieg gegen Frankreich hineinziehen will. Und seltsamerweise wurden unabhängig voneinander zwei Stadträte ermordet.

Goethe will nicht ermitteln und erklärt sich lediglich bereit, mit Monsieur Montfort zu sprechen, einer Art Statthalter von Bonaparte, aber er kommt zu spät. Montfort kommt in seiner brennenden Kutsche zu Tode und seine ganze Familie und alle Bediensteten im ebenfalls brennenden Schloss. Nur eine Magd überlebt, die sie auf eine neue Spur bringt: die des geheimnisvollen Adonis.

Inzwischen sind die beiden Poeten so in den Fall verwickelt, dass sie in Frankfurt bleiben und ihn aufklären wollen. Dazu kommt, dass Goethe, der 'Poussierstengel', sich in die Baronin verliebt hat und daher noch länger in Frankfurt bleiben möchte.

Die ganze Geschichte wird mit viel Action erzählt, aber streng im Geiste der damaligen Zeit mit Kutschen, Degen, dem entsprechenden Wortschatz (Bouteille, das garstige Fräulein) und der dazu passenden Rechtschreibung. Die aber - so sey euch gesagt – wird so dezent angewendet, dass es den Lesefluss nicht stört.

Eine gute Portion Witz und Ironie und der korrekte politische Hintergrund lassen die Geschichte in sich abgerundet klingen. Das aber wird in meinen Augen durch das Ende zunichte gemacht, in dem sich ein Verdacht bestätigte, den ich ab der Mitte des Buches hatte und der nun bestätigt und aufgelöst wird, allerdings für meinen Geschmack zu komprimiert und wie ein Anhängsel an einen ansonsten gelungenen Roman.