Rezension

Humorvoll, locker und doch manchmal ernsthaft

Love to share - Liebe ist die halbe Miete - Beth O'Leary

Love to share - Liebe ist die halbe Miete
von Beth O'Leary

Bewertet mit 4 Sternen

Die Beziehung zwischen Tiffy und ihrem Lebensgefährten Justin ist mal wieder beendet. Das war sie schon oft, doch bisher konnte Tiffy jedes Mal in der gemeinsamen Wohnung bleiben, bis die beiden sich wieder versöhnt hatten. Doch dieses Mal ist es anders, Justin fordert tatsächlich, dass Tiffy die Wohnung verlässt. Nun muss sie schnell eine Unterkunft finden. Doch das ist in London gar nicht so einfach, denn mit ihrem niedrigen Gehalt gibt es einfach nichts Passendes. Da Justin immer stärker auf den Auszug drängt, lässt sich Tiffy auf eine ungewöhnliche WG ein. Sie teilt sich eine Einzimmerwohnung mit Leon und nicht nur die Wohnung, sondern auch das Bett. Der Plan ist, dass sich die beiden niemals treffen werden, da Tiffy tagsüber arbeitet und Leon nur nachts. Die Uhrzeiten sind genau festgelegt, in denen sie sich in der Wohnung aufhalten dürfen. Darauf achtet Leons Freundin Kay genau. Doch das Leben und die Liebe halten sich gewöhnlich nicht an Regeln....

Das Geschehen wird abwechselnd aus der Sicht von Tiffy und Leon geschildert. Man ist sich allerdings stets bewusst, wessen Sicht der Dinge man gerade liest. Das liegt nicht nur daran, dass die Kapitel mit dem Namen des Protagonisten, der gerade erzählt, gekennzeichnet sind, sondern an den unterschiedlichen Stilen. Denn Tiffy und Leon sind grundverschieden. Tiffy ist ziemlich offen, berichtet ausführlich, hat einen ausgefallenen Kleidungsstil und verbreitet gelegentlich Chaos um sich. Leon wirkt dagegen still und eher wortkarg. Und diese Unterschiede spiegeln sich auch in den jeweiligen Kapiteln wider. 

Beide Protagonisten sind sehr sympathisch. Deshalb macht es von Anfang an großen Spaß, die beiden zu beobachten. Obwohl sie sich die Wohnung und das Bett teilen, sehen sie sich über Monate nicht. Sie tauschen sich über Post-it's aus. Auch diese zeichnen sich durch den jeweiligen Stil des Verfassers aus. Das lässt sowohl die Charaktere, als auch die Handlung sehr authentisch wirken. Der Schreibstil ist locker und unheimlich leicht zu lesen. Man kann sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und ganz in die Handlung eintauchen. Es gibt unheimlich viele Situationen, in denen man ganz unverhofft schmunzeln muss. Doch die Geschichte überrascht auch durch unerwarteten Tiefgang. Das macht diesen Liebesroman noch lesenswerter. In diesem Genre ahnt man ja meist recht früh, wie alles enden wird. Doch bei dieser Geschichte ist lange Zeit nicht klar, welche Wendungen die Nebenhandlungen nehmen werden und deshalb ist das Ende nicht so vorhersehbar. 

Normalerweise mache ich einen weiten Bogen um Liebesromane, da die Geschichten mir meist zu vorhersehbar, rosarot und zuckersüß sind. Bei diesem Exemplar hat mich allerdings der Plot der außergewöhnlichen WG und die Kommunikation über die Post-it's gereizt. Ich wurde auch nicht enttäuscht, da ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten habe. Es gab einige humorvolle Szenen, aber auch welche mit überraschendem Tiefgang. Mir hat dieser lockere, witzige, zuweilen aber auch sehr ernsthafte Liebesroman ausgesprochen gut gefallen, sodass ich ihn gerne weiterempfehle.