Humorvoll, und doch irgendwie skuril - diese "Villa-WG"
Bewertet mit 4.5 Sternen
Was macht eine jung gebliebene Siebzigjährige, wenn sie mit der Tatsache konfrontiert wird, dass sie keine neue Bleibe hat, nachdem sie ihr Haus verkauft hat? Dann noch mit der Tatsache konfrontiert wird, dass ihr lieber Nachbar Robert tot in seinem Haus nebenan liegt? Sie will bei ihrer Tochter Ellen einziehen, doch diese wird von ihrem Ex-Mann unter Druck gesetzt, aus dem noch gemeinsamen Haus auszuziehen, da er ein sehr großzügiges Kaufangebot nicht ausschlagen will. Ellen, Heftroman-Autorin, lebt mit der 13-jährigen Tochter Kim zusammen. Rosa findet heraus, dass sie als auch Robert und noch einige andere mehr von dem Immobilienunternehmen betrogen wurden. Das ganze Geld war futsch und keine Immobilie in Sicht. Bauabschnitt II existierte nur auf dem Papier.
Doch sie wäre nicht Rosa, in jungen Jahren schon Hausbesetzerin, um das auf sich beruhen zu lassen. Sie findet heraus, dass auf dem Grundstück, welches ihr ja zusammen mit einigen anderen gehört, eine alte verfallene Villa steht. Zum Abriß bereit. So findet sich ein bunter Haufen Menschen zusammen, um die Villa zu besetzen und richten sich einigermaßen häuslich ein. Auch Ellen und Kim finden dort Platz. Umso erstaunter war Kim, dass auch ihr Physiklehrer Herr Seefeld zur Truppe gehörte.
Konrad Schmitt ist die "Mutter der Villa". Geschickt verwöhnt er alle. Doch auch er hat ein Geheimnis, dass allerdings auch am Ende der Story offen bleibt.
Was aber hat es mit dem Jungen im Keller auf sich, auf den Kim zufällig stößt?
Für mich eine blasse Nebenfigur, die sich die Autorin hätte sparen können.
Dann wäre da noch Leo, ein ehemaliger Kollege vom verstorbenen Robert. Ein komischer Typ, ein Weichei.
Andrea, ein Superstar im Fernsehen und Roberts Tochter, war mir von Anfang an unsympathisch. Ihr Verhalten auch gegenüber Ellen, die ja mehr als eine Freundin für sie war, doch halt ... lest selbst. Das Geheimnis um die beiden Frauen wird zum Ende aufgelöst.
Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte. Ein hartnäckiger Kommissar, der sich in Ellen verliebt bzw. umgekehrt, und dann auch noch ihre Mutter Rosa verhaftet ☺
Jede wichtige Charaktere ist so beschrieben, dass man von ihnen ein Bild vor Augen hat. Wie sich diese bunt gemischte Wohn- und Interessengemeinschaft durchs Leben schlägt, den vermeinten Mord an Robert aufklären will sowie die Suche nach dem Immobilienbetrüger, das alles ist ein wirklich guter Roman geworden.
Bemerkenswert fand ich die Figur Seefeld. Als sich herausstellt, dass die 13-jährige Kim gestalkt wird, führt er mit den Schülern ein hochinteressantes Experiment durch. Er hackt sich in alle Smartphones, kennt ihre Daten, Passwörter usw. Fand ich wirklich gut.
"Allein kann ja jeder" perfekte Leseunterhaltung.
Was unwichtig bzw. überflüssig meiner Meinung nach war, sind die einzelnen Abschnitte aus dem derzeitigen Heftroman-Manuskript, an dem Ellen arbeitete.
Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt.