Rezension

Humorvoller Roman mit ein paar Anlaufschwierigkeiten

Dämmerschlaf - Edith Wharton

Dämmerschlaf
von Edith Wharton

Bewertet mit 4 Sternen

Der Titel „Dämmerschlaf“ sagt eigentlich schon das wesentliche des Romans aus. Alle Charaktere im Buch scheinen sich in einen Dämmerschlaf zu befinden, der das reale Leben ausschließt. Die High Society der 20er in New York ist eine eigene Welt, der kaum etwas mit dem Alltag „normaler“ Menschen zu tun hat. Im Mittelpunkt stehen Pauline und ihre Familie. Pauline selbst versucht jede Minute ihres Lebens zu verplanen, denn nichts ist schlimmer als keinen Termin zu haben. Pausen gibt es nur, wenn sie eine Ruhekur (!) durchführt. Ihren Terminkalender füllt sie mit Partyplanungen Dinners, Vorträgen in verschiedenen Vereinen und natürlich spirituellen Sitzungen. Ihren Mann, ein erfolgreicher Anwalt ermüdet dieses Leben langsam an, er ist inmitten seiner Midlifecrisis und weiß auch nicht so richtig damit umzugehen. Ihre Kinder Jim (aus erster Ehe) und Nona leben sehr unterschiedlich. Während sich Jim verheiratet ist, bleibt Nona noch unentschlossen über ihr zukünftiges Leben.

All diese Menschen leben eigentlich aneinander vorbei, über Probleme wird nicht gesprochen, sondern hinweg gelächelt, bis es zum großen Knall kommt. Edith Wharton hat auf sehr ironische und humorvolle Weise ein Sittengemälde der damaligen Zeit geschaffen, die viele Parallelen auch in unsere Zeit besitzt.

Während ich bei den ersten 50 Seiten wirklich Probleme hatte der Geschichte zu folgen, da einerseits kaum etwas passierte, viele Personen vorgestellt wurden, die fast alle unsympathisch waren und auch der Schreibstil ungewöhnlich ist, habe ich das Buch nach diesem schwierigen Einstieg verschlungen. Die Charaktere gewannen an Tiefe, auch wenn sie mir damit nicht unbedingt sympathischer wurden und die Handlung kam langsam in die Gänge.

„Dämmerschlaf“ ist ein sehr humorvoller Roman, der etwas braucht um in Fahrt zu kommen, aber dem man trotzdem eine Chance geben sollte, denn dann wird man mit einem Einblick in eine Welt belohnt, die mir selbst so fremd ist, wie ein anderer Planet.