Rezension

Hunter kann es immer noch ...

Totenfang - Simon Beckett

Totenfang
von Simon Beckett

Bewertet mit 5 Sternen

Dr. David Hunter ist mit seiner momentanen Situation mehr als unglücklich, in der Universität spürt er, dass sein Chef ihn nicht mehr haben möchte und seit seinem letzten Fall, wird er von der Polizei nicht mehr hinzugezogen, sondern eher gemieden. So wundert es ihn, das er tatsächlich zu einem Tatort angefordert wird und statt weiterhin auf der Stelle zu treten, nutzt er diese Chance. Diesmal führt ihn seine Reise in die Backwaters und zur Bergung einer Wasserleiche. Für alle, vor Ort ist klar, es muss sich um Leo Villiers handeln, aber haben sie damit recht? Und warum wird über diesen Fund so ein großes Gewese gemacht? David findet am nächsten Tag einen Fuß und dieser passt zur Leiche, aber warum kommen nun Zweifel an der Identität des Toten auf? Wie die Gezeiten umspülen Hunter Geheimnisse, und Vermutungen, lassen ihn hin und her reißen und er denkt nicht nur einmal, wohin er nun wieder geraten ist. Wird er es wieder schaffen, die Wahrheit im Nebel zu finden?

Ich bin ein absoluter Dr. David Hunter Fan und konnte mich vor Freude kaum noch einbekommen, als ich erfuhr, dass ein fünfter Teil an den Start geht und Deutschland sogar als erstes Erscheinungsland überhaupt. Lang genug haben wir ja darauf gewartet, oder? Nun hält man das Buch in seinen Händen und hofft einfach, dass man nicht enttäuscht wird und ob es immer noch den typischen Hunter Charme hat. Außerdem ist man ja immer skeptisch, ob aus einer Reihe nicht langsam die Luft raus ist und der Autor nur einfach kein Ende findet. Ob meine Ängste bestätigt wurden, oder nicht, lest ihr hier.

David Hunter leidet immer noch unter den Auswirkungen seines letzten Falls. So spürt er, dass seine Zeit an der Universität abläuft, von der Polizei bekommt er keine Aufträge mehr und er steht privat auch immer noch allein da. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, vor denen David irgendwie Angst hat, da er nicht weiterweiß, wie sein Leben weiterlaufen soll. In dieser grüblerischen und entscheidungslosen Phase erreicht ihn ein polizeilicher Anruf und sein Fachwissen ist gefragt. Für David ist es nicht nur ein Auftrag, sondern auch ein Weg vor seinem eigenen Leben wegzulaufen und Entscheidungen hinten anzustellen. Angekommen am Ende der Welt, merkt er schnell, dass er so wirklich nicht gebraucht wird und eher symbolisch zur Tat schreiten soll, aber wer David kennt, wird wissen, dass er immer genau an die Personen gerät, deren Schicksale vom Fall betroffen sind. Ganz ehrlich, ich mag ihn immer noch, unseren David, seine ruhige und besonnene Art, aber auch sein Talent sich in Schwierigkeiten zu bringen. Ich finde, er ist so ein einsamer Wanderer, von Leben bestraft und immer noch auf der Suche nach seinem Platz, aber trotzdem immer aufrichtig und mehr als anständig, so ein richtiger Gentlemen auf seine Weise. Tja, und hier meint es sein Leben wieder nicht gut mit ihm und schupst in ins Chaos, ein verworrener Fall, viele Gefühlen und einen David, der sich an diesen Fall festbeißt, da er sich selbst was beweisen möchte.

Natürlich fängt das Buch ganz typisch an und wir erfahren wiedermal alles über den Verfall des menschlichen Körpers, diesmal wie er sich im Wasser mehr oder minder auflöst. Zum einen ist es immer noch eklig, aber auch wahnsinnig interessant. Außerdem ist dieses Setting unglaublich atmosphärisch gewesen. Die Backwaters, ein Land, wo die Grenzen verschwimmen und das Wasser eine große Rolle spielt. Ein Ort der Ruhe ausstrahlt, aber auch Geheimnisse birgt, der Menschen ein zu Hause gibt, die alle ein schweres Schicksal tragen müssen und damit nicht unbedingt freundlich hausieren gehen und Fremde so nicht wirklich willkommen heißen. Wie meistens gerät unser Forensiker auch direkt wieder zwischen die Fronten und das macht ja auch seine Geschichten so spannend. Wir stehen draußen, allein mit David und müssen ein Puzzle aus Mordfall und Einheimischen entschlüsseln, zusammensetzten, um eine klare Sicht zubekommen. So mischt Simon Beckett wieder ganz gekonnt seine Figuren mit der Umgebung ab und schafft so spannenden Lesestoff.

Mit seinem neusten Fall bringt Simon Beckett jetzt keinen überraschenden Wurf heraus und erfindet das Rat nicht neu, aber das hatte ich auch nicht erwartet, sondern er hält die Qualität seiner Hunter Reihe immer noch hoch. Ich glaube, aber auch, dass die Zeit hier eine große Rolle gespielt hat, wir haben fünf Jahre darauf warten müssen und so saugt man die Geschichte förmlich in sich auf. Es ist wie nach Hause kommen und mit David einen weiteren Lebensabschnitt zugehen und nach dem Ende, wird es bestimmt auch noch einen nächsten geben, ich hoffe es zumindest sehr. Ich hatte auf jeden Fall wieder ganz tolle und packende Lesestunden und ich mag immer noch diesen ruhigen und eindringlichen Stil vom Autor, damit bekommt er mich jedes Mal.

Für alle Hunter Fans ein Muss und für jeden anderen ein guter solider Thriller, der allein durch das Setting für Gänsehaut sorgt und durch seine Figuren genug Geheimnisse birgt, dass es nie langweilig wird. Außerdem gibt es ja noch Hunter und der ist das Lesen immer wert.