Rezension

Hups-Lapa-Lups

Klara Katastrofee und das große Feen-Schlamassel - Britta Sabbag

Klara Katastrofee und das große Feen-Schlamassel
von Britta Sabbag

Bewertet mit 5 Sternen

Ein tolles Buch über Mut, Freundschaft und die Erfahrung „Gemeinsam sind wir stark“. Lesenswert!

Worum geht’s?

Klara vom Kornblumenfeld in Amrien will sich vor der großen Feenversammlung vorstellen um zu erreichen, dass sie ganz offiziell die Beschützerin ihres Kornblumenfeldes werden kann. Auf dieser Versammlung macht Violetta – eine andere Fee, die bereits ein eigenes Areal betreut – Klara lächerlich, indem sie all ihre Schwächen kund tut. Und zu allem Überfluss wird auch noch Violetta das Kornblumenfeld zugesprochen, um das sie sich allerdings nicht oder nicht genug kümmert. Ein misslungener Zauberspruch ist für Klara der Auslöser, dass sie ihr Können unter Beweis stellen kann…

Die Charaktere:

Klara ist mir sofort ans Herz gewachsen. Sie ist die kleine Fee, die das Kornblumenfeld mit der Brombeerhecke liebt und so gern beschützen möchte. Im Gegensatz zu Violetta legt sie mehr Wert auf die Aufgabe als Beschützerin denn auf ihre äußere Erscheinung. Auch all die Dinge, die sie noch nicht so gut kann, sind absolut liebenswert und passen zu ihr. Besonders mochte ich den Umstand, dass sie, wann immer ihr ein Zauberspruch misslungen war, schimpfte. Hups-Lapa-Lups – ein Schimpfwort in der Feenwelt, das überaus unerwünscht ist, welches ihr jedoch immer wieder heraus rutscht. Ich glaube, eben diese Eigenschaft dürfte Klara bei ihren kleinen Lesern besonders beliebt machen und der Umstand so überhaupt nicht perfekt zu sein.

Der Menschenjunge Oskar ist ebenso unperfekt wie Klara. Im Gegensatz zu ihr ist er aber auch sehr, sehr vorsichtig. Lieber würde er Dinge gar nicht tun, als sich in ein Schlamassel zu begeben. Hierbei ergänzen sich die beiden großartig, denn Klara denkt nicht lange über die Konsequenzen nach, sie tut einfach und sieht dann, was passiert.

Beide Figuren haben ihre Stärken und Schwächen. Da sie im Verlauf der Geschichte ihre Stärken bündeln – so weiß Oskar natürlich alles über die Menschenwelt, während Klara durch ihre Fähigkeit zu zaubern und ihr Wissen über die Natur im Vorteil ist – kommen sie gemeinsam am Ende an ihr Ziel.

In Violetta habe ich bereits am Anfang dieses eingebildete Mädchen gesehen, das wohl jeder kennt, das jeder schon einmal getroffen hat. Die Autorin hat sie wirklich treffend beschrieben ohne dabei viele Worte zu verlieren. Ich kann nicht sagen, dass ich Violetta nicht mochte, aber am Ende hat sich einfach bewahrheitet, dass es nicht darauf ankommt, ob die Strumpfhose heil und die Haare gekämmt sind, sondern darauf, wie viel Herzblut in eine Sache investiert wird.

Schreibstil:

Der Schreibstil ist m.M. für die Zielgruppe treffend. Es werden keine umständlichen Wörter, keine langen Sätze verwendet, sondern die Autorin erzählt in einer einfachen Sprache. Wenn etwas unklar sein könnte, lässt die Autorin ihre Protagonisten erklären, was sie meint. Was zum Henker mag wohl ein Wellnesshotel für gestresste Menschen sein? Mir hat es überaus gefallen, dass Oskar Klara die Menschenwelt erklärt und Klara umgekehrt Oskar viel über die Natur in Amrien erzählen konnte. Auf diese Art und Weise lernt der kleine Leser vieles, das er vorher vielleicht nicht wusste.

Ebenso charmant finde ich, dass die Autorin nicht jede Frage beantwortet. So fragt sich Klara, warum die Menschen Plastik verwenden, wenn es doch schädlich für die Umwelt ist. Die Antwort darauf kann sich jeder Leser selbst überlegen, denn die Autorin liefert sie nicht.

Das Thema Umweltschutz ist in diesem Buch die Botschaft und damit brandaktuell. Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch Kinder zum Nachdenken anregt, insbesondere dann, wenn das Buch ggf. in einer größeren Runde gelesen und diskutiert wird. Diese Botschaft ist jedoch keineswegs dominant. Vielmehr ist sie mit der Geschichte verwoben. Damit erreicht die Autorin, dass nicht der erhobene Zeigefinger erscheint. Z.B. mit der Frage, warum seit neuestem so viel Müll im Wald liegt. Ebenfalls eine Frage, die die Autorin nicht beantwortet. Ich mochte dies beim Lesen sehr.

Kindertauglichkeit:

Perfekt! Das Lesepensum ist aus meiner Sicht für einen Leseanfänger gut. Mit seinen etwas über 100 Seiten, der großen Schrift und den vielen Bildern, ist dieses Buch ein guter Start in die Welt des geschriebenen Wortes.

Und auch, wenn das Buch von einer Fee handelt, ist es durchaus auch geeignet für Jungen. Umwelt geht schließlich nicht nur Mädchen etwas an. Mir hat es sehr gefallen, dass das Buch eben nicht mädchenlike in Pink und mit Glitzer bestreut gehalten ist, sondern dass gerade die Protagonistin eher auch jungenhafte Züge hat – ihr Äußeres ist nicht so wichtig, die Strumpfhose kann auch ruhig schmutzig sein usw.

Illustrationen:

Die Bilder im Buch sind toll. Sie untermalen die Geschichte, sind detailreich, aber nicht überladen. Die Gesichter der Figuren sind mit den großen Augen und kleinen Nasen deutlich ans Kindchenschema angepasst, sodass sich die kleinen Leser hier sicherlich wiederfinden. Ich habe beim Lesen hin und wieder inne gehalten um die Bilder zu betrachten und erst dann weiterzulesen. Beim Vorlesen, ist es dem Vorleser dadurch ganz bestimmt möglich, mit dem zuhörenden Kind in den Dialog zu gehen. Wundervoll!

Fazit:

Eine unterhaltsame Reise durch das ganz normale Leben aus den Augen eines Kindes gepaart mit einem Abenteuer, das der Natur zugutekommt, erzählt in kindgerechter Sprache und gewürzt mit tollen Bildern. Ein Spaß zum Vor- und Selberlesen. 5 von 5 Sternen.