Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Hype für mich nicht nachvollziehbar.

FIDA - Stefanie Maucher

FIDA
von Stefanie Maucher

Bewertet mit 1 Sternen

Erster Eindruck nach 50 Seiten:
Bis zu dieser Seite passiert nichts was mich wirklich überrascht oder reizt. Ich bin kein Fan von detailreichen Ortsbeschreibungen und auch nicht von ellenlangen Handlungsabläufen, bei denen ich nicht mal weiß wieso sie gerade relevant sein sollten. Bereits jetzt kann ich vieles nicht nachvollziehen und finde einiges wirklich absurd. Da wären die Reaktion der Polizei, das konstruierte Opferlamm, merkwürdige Vorwürfe dem Vater gegenüber und die über allem schwebende Frage wieso diese Frau nie eine psychologische Betreuung in Anspruch genommen hat. Wenigstens eine Begründung für letzteres hätte ich mir gewünscht. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich also in erster Linie gelangweilt.. und in zweiter Linie durchaus genervt.

Inhalt:
Laura verschwindet auf dem Rückweg der Bibliothek. Ihre Mutter sucht sie auch noch ein Jahr später. Der Vater hat die Hoffnung längst aufgegeben. Tom wollte schon immer ein Haustier.

Dabei gibt es einen Handlungsstrang der zum Zeitpunkt von Lauras Verschwinden startet (2012) und einen zweiten der sich mit der Suche der Mutter beschäftigt (2013). Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Darunter unter anderem die der Mutter, Lauras und die des Täters. Sowohl Perspektiven als auch Zeitstränge wechseln sich dabei ständig ab.  

Zitat:
“Soll ich dich nach Hause begleiten? Zur Sicherheit, falls der Spinner wiederkommt?”, bot er scheinbar besorgt an, nachdem sie ihr Ziel genannt hatte.” (S. 49)

Fazit:
Nachdem ich mich für die Aktion angemeldet hatte, habe ich relativ häufig gehört, dass das Buch nichts für mich sein würde und ich vermutlich kein Auge mehr zu bekommen würde. Auch die paar (fast ausnahmslos guten) Rezensionen die ich gelesen hatte bestärkten mich in dieser Annahme. Nach der Lektüre frage ich mich allerdings, ob ich so unglaublich abgestumpft bin, mich alle unterschätzen, oder ob es einfach nicht so grausam ist, wie es allgemein gesagt wird.

Es ist für mich eben nicht so überraschend, dass es so realistisch ist und passieren kann. Ich bin da doch sehr pragmatisch veranlagt. Man sieht es im Fernsehen. Nicht gerade selten. Das ist grausam. Natürlich. Aber wenn es in einem Buch aufbereitet wird, dann ist es eben auch nicht plötzlich wieder überraschend und neuartig. Es bleibt bekannt. Also bin ich davon ausgegangen, dass die Erzählweise unglaublich fesselnd, mitreißend und beeindruckend sein muss.

Tatsächlich finde ich den Stil aber sehr ermüdend und fade. Wie oben bereits erwähnt, bin ich kein Fan von allzu detaillierten Ortsbeschreibungen und bis jetzt frage ich mich, wieso es mich interessieren sollte, dass man Angebranntes mit Sauerkraut aufkochen entfernen kann. Vor allem, wenn man nur 180 Seiten füllt, erschließt es sich mir nicht, wieso es so viel Fülltext gibt. Kürzlich fragte man mich was ich von einem Thriller erwarten würde. “Mich überraschen!”, lautete meine Antwort. “Auf jeder Seite.” Fida hat mich leider zu keiner Zeit überrascht. Zu vieles war vorhersehbar. Zu vieles so klischeehaft, dass ein anderer Ausgang gar nicht möglich war, obwohl die Logik etwas anderes verlangt hätte. Gerade am Ende des Buches habe ich mir häufiger an den Kopf gefasst und mich gefragt… Warum? Erinnert ihr euch an die Horrorfilme der 90er in denen man sich fragte, wieso das Opfer immer schreiend weg rannte, statt sich einfach im Haus zu verschanzen? Wieso rennt also eine Mutter in ein dunkles, verlassenes Haus. Ohne vorher jemanden davon zu informieren. Ohne Waffe. Warum benutzt sie ein Feuerzeug, wenn sie mit den Füßen in Benzin steht? Um die Spannung zu erhöhen?

Auch die Charaktere bleiben in meinen Augen oberflächlich und werden allenfalls mit Klischees befüllt. Sadistischer Täter mit allen klassischen Anzeichen die so nen Sadist halt hat. Älterer Mann der gerne Kindern vorliest mit Pädophilie-Verdacht direkt von der ersten Erwähnung an. Die Mutter ist in erster Linie in ihrer eigenen Welt und psychisch definitiv nicht mehr auf der Höhe. Wieso zu keinem Zeitpunkt eine psychologische Betreuung in Erwägung gezogen wird leuchtet mir nicht ein. Selbst Mitgefühl für Laura kann ich zu keinem Zeitpunkt entwickeln, sie ist halt einfach ein Mädchen. Wie viele andere auch. Wenn man keine Person spürt, wie soll man dann mit ihr Mitgefühl haben?

Das Ende kam plötzlich. Und war aufbauend auf all der Unlogik dann durchaus logisch. Was es leider nicht besser macht. Die wichtigste Frage wird am Ende nicht mal beantwortet. Selbst wenn man Passagen ein zweites und drittes Mal liest. Die dann auftauchende Lösung ist zwar eine mögliche Erklärung, aber erscheint mir auch schrecklich konstruiert.

Vielleicht hätte man nicht versuchen sollen dieses Thema in so wenigen Seiten zu verarbeiten. Vielleicht hätte man sich mehr Mühe bei der Ausarbeitung der Charaktere geben sollen um ihnen Tiefe zu verleihen. Möglicherweise wäre es dann auch für mich spannend gewesen.

Allerdings vermute ich, dass die Autorin genau das nicht gewollt hat. Und die vielen guten Bewertungen scheinen ihr ja Recht zu geben. Mir hat es allerdings nicht gefallen. Absolut nicht. Hätte ich es nicht lesen müssen, hätte ich ziemlich früh einfach zum Ende geblättert.