Rezension

Hype leider nicht verdient : /

Legend 01 - Fallender Himmel - Marie Lu

Legend 01 - Fallender Himmel
von Marie Lu

Bewertet mit 3 Sternen

June ist das Wunderkind der Republik. Denn in dem großen Test, der den weiteren Lebensweg jeden Bewohners bestimmt, hat sie die volle Punktzahl erreicht.
Als ihr Bruder Metias umgebracht wird, erhält June ihren vorläufigen Abschluss und macht offiziell Jagd auf den Mörder, der offenbar der meistgesuchte Verbrecher der Republik ist: Day – ein Junge, den niemand wirklich zu Gesicht bekommen hat und der trotzdessen der Republik immer wieder Ärger beschert.  Doch als sich June an die Fersen von Day heftet, stößt sie auf Ungereimtheiten, die die Republik und ihr ganzes Leben in Frage stellt. Und Day scheint auch kein durchtriebener Schwerverbrecher zu sein ….

Mit June & Day wird ein weiteres Paar in den Charakter-Buchring geworfen. Und wie in den Dystopien üblich ist, liegen zwischen den beiden Welten, die scheinbar unüberwindbar sind.

Die 15-jährige June wächst bei ihrem Bruder Metias aus. Als Metias  stirbt sinnt das Ausnahmetalent auf Rache, schwört, dass das Leben des Mörders – Days Leben – ihr gehört.
Sie ist ehrgeizig, geschickt, intelligent, gerissen – kriegt aber nicht gern gesagt, was sie tun oder lassen soll – ist aber ihrem Land, der Republik treu ergeben.

„Ich werde dich finden. Ich werde die Straßen von Los Angeles nach dir durchkämmen. Jede Straße der Republik, wenn es sein muss. Ich werde dich in die Irre führen und überlisten, ich werde lügen, betrügen und stehlen, um dich zu finden, dich aus deinem Versteck locken und dich jagen, bis es keinen Ort mehr gibt, an den du fliehen kann. Das verspreche ich dir: Dein Leben gehört mir.“ S. 63 June

Day hingegen ist ein 15-Jähriger, der mehr oder weniger, zufällig zu seinem jetzigen Leben gekommen ist. Am liebsten würde er wieder zu seiner Familie zurückkehren, die ihn für tot hält. Doch das würde sie in Gefahr bringen und er begnügt sich damit seine Mutter und seine beiden Brüder  sehnsuchtsvoll aus der Ferne zu beobachten. Genau mit so einer Szene beginnt das Buch und man schließt als weiblicher Leser Day sofort ins Herz. Diese Fürsorglichkeit zieht sich durch die komplette Geschichte und ist Days Antriebskraft.
Mit June als personifiziertes Gegenteil hatte es um einiges schwerer sich in mein Leserherz zu kämpfen, weil sie blind der Republik gehorcht und es lange dauert bis sie endlich eigenständig Entscheidungen trifft. Zwar ist sie in dieser Welt ausgewachsen, doch ich hätte mir von ihr mehr Stärke gewünscht, schon früher aus dieser wieder auszubrechen, da sie das „Wunderkind“ ist und ich so mehr von ihr als Charakter erwarte.

„Jeder Tag bedeutet vierundzwanzig neue Stunden. Jeder Tag bedeutet, dass alles möglich ist. Man lebt dem Moment oder man stirbt darin, aber man lebt sein Leben einen Tag nach dem anderen.“ Er sieht zur offenen Tür des Waggons, wo dunkler Regen die Welt verschleiert. „Und man versucht immer, auf die Sonnenseite zu gelangen. Ins Licht.“ S. 363 Day

Obwohl das Cover im schlichten Weiß gehalten ist mit einem goldenen Symbole – dessen Bedeutung noch nicht klar ist – im Mittelpunkt, kann man schlecht daran vorbeilaufen, weil es eben einfach gehalten ist und das Weiß sofort heraussticht.

Marie Lu hat mit ihrem Debüt eine solide, gut strukturierende Geschichte geschaffen, die sich zunächst ein wenig in die Länge zieht (da im Klappentext schon viel verraten wird), dann aber durch einige Überraschungen Fahrt auf nimmt, wobei sie mit ihren Charakteren nicht zimperlich umgeht. Dabei verfolgt ihr die Geschichte immer abwechselnd aus der Sicht von June oder Day.
Der Schreibstil ist klar, unbekannte Begriffe werden schnell und stilistisch super erklärt, damit sich der Leser schnell in der Welt zurechtfindet. Nur bei ein paar Themen hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, um ein besseres Bild der Welt zu bekommen. Allerdings bin ich guter Dinge, das diese in den Folgebänden behandelt werden.
Für June & Day gibt’s 3,0 Punkte, weil der Plot gut ist, aber sich die Autorin Marie Lu in Sachen Schreibstil und Schreibtechnik noch mehr steigern kann und auch hoffentlich wird.