Rezension

I am very amused!

Das Windsor-Komplott -

Das Windsor-Komplott
von S. J. Bennett

Die Queen, wie sie leibt und lebt. Nicht einfach einzufangen in einem Roman, gleich recht mit der ungewöhnlichen Idee, dass Her Majesty höchstselbst Verbrechen aufklärt. Nicht nur ein neuer Einfall der Autorin SJ Bennett, sondern vor allem auch eine Herausforderung, denn es ist nicht einfach, eine Kriminalgeschichte mit der Queen als Detektivin zu erzählen, ohne dass es unglaubwürdig wird.

 

Und deshalb gleich vorweg: wer hier eine schrullige Miss Marple erwartet, liegt falsch. So richtig falsch. Elizabeth II. ist und bleibt Königin mit Leib und Seele – und damit äußerst diplomatisch und diskret. Sie zieht die Fäden im Hintergrund, ohne jemals aus ihrer Rolle zu fallen - genau so, wie sie es auch im wahren Leben tun würde. Und vor dieser Leistung der Autorin habe ich höchsten Respekt.

 

Der erste „Fall“ für die Queen of Crime führt tief ins Innere des königlichen Haushalts. Ein junger russischer Pianist wird nach einer Soiree auf Schloss Windsor in seinem Gästezimmer tot aufgefunden. Die Zeichen deuten zunächst auf einen unglücklichen Unfall. Doch mit einer untrüglichen Nase für Zusammenhänge hegt die Königin Zweifel. Während die Metropolitan Police sofort eine politische Schandtat Putins wittert und hektisch (und mit Scheuklappen) drauflos ermittelt, geht es die Queen erwartungsgemäß bedacht und taktvoll an.

 

Sie lässt ihre junge Privatsekretärin Rozie, die erst seit einem halben Jahr dem royalen Haushalt dient, einige kleine „Aufgaben“ erledigen. Kontakt zu alten Bekannten der Königin aufnehmen, sie zum Beispiel auf einen Drink nach Windsor einladen – um der alten Zeiten willen. Dass diese alten Bekannten zufällig auch Experten für russische oder Wirtschaftsspionage sind, muss man ja nicht erwähnen. Eine kleine beiläufige Frage zur derzeitigen Stimmung in China genügt… und bald weiß die Queen mehr als ihr Geheimdienst. Und weiß dieses Wissen wiederum äußerst geschickt einzusetzen.

 

Es ist wirklich höchst amüsant zu sehen, wie Elizabeth ganz ruhig und bedächtig, aber sehr klug die Fäden im Hintergrund zieht und damit sowohl die Polizei als auch ihre Geheimdienste zum Narren hält. Bis sie die Zeit als gekommen sieht, ihr Wissen vorsichtig an die relevanten Personen weiterzugeben – selbstverständlich, ohne dass diese auch nur ahnen, woher die Informationen kommen und sich schließlich nach der erwartungsgemäßen Aufklärung des Falles auch noch damit vor ihrer Majestät brüsten. Die wiederum Fassung bewahrt und sich die „Erfolgsgeschichte“ mit einem leisen Lächeln anhört.

 

Fazit: die Queen ist in ihrem Charakter und ihrer Vorgehensweise in diesem Krimi perfekt getroffen. Genau so würde ich erwarten, dass sie mit einem solchen Todesfall umgeht. Sie ist unbestritten die Hauptperson dieses Buches, auch wenn sie sehr umsichtig und ruhig agiert. Für kleine Schmunzler zwischendurch sorgt insbesondere Philip, der in seiner direkten und unverblümten Art immer wieder die eine oder andere Wahrheit ausspricht. Er hätte aus meiner Sicht gern noch eine etwas größere Rolle in diesem Roman haben dürfen – aber vielleicht ändert sich das ja im Folgeband, der bereits angekündigt ist für Anfang 2022. Für mich war dieses Buch jedenfalls ein königliches Vergnügen!