Rezension

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Häkelenten tanzen nicht. Ein Chat-Roman - Alexandra Fuchs, Jennifer Wolf

Häkelenten tanzen nicht. Ein Chat-Roman
von Alexandra Fuchs Jennifer Wolf

Bewertet mit 4 Sternen

Eigentlich wollte Sam seinen Freund Frank darum bitten, ihm aus der Patsche zu helfen und schnell ein Weihnachtsgeschenk für seine Oma vorbeizubringen, bei der er sich gerade, in Hamburg, auf der Toilette, bei Omas Häkelenten versteckt. Doch erst nach mehreren Nachrichten bekommt er eine Antwort und zwar eine die sein Leben verändern wird. Denn im 800 Kilometer entfernten Konstanz erhält nicht etwa, aufgrund eines Zahlendrehers in der Nummer, Frank seine Nachrichten, sondern Alice.

Die klärt das Versehen auf, bleibt aber mit Sam in Kontakt. Fortan texten sich die beiden Tag und Nacht und aus einem blöden Irrtum wird eine Freundschaft, in die sich schon bald noch ganz andere Gefühle mischen. Doch kann eine Liebe wachsen, wenn man sich noch nie gesehen hat ? Wenn man nur über Mails und Messenger kommuniziert ? Wenn man nicht weiß, wie das eigene Umfeld, auf den jeweils anderen reagiert ?

Sam und Alice sind fest entschlossen, dies herauszufinden....

Meinung:

Nachdem ich das erste Mal auf diesen Impresstitel aufmerksam wurde, war mein Interesse sofort geweckt, denn es gibt doch fast nix Schöneres als eine gute Liebesgeschichte und ein Roman in Chatform ist immer was Besonderes, weil es davon nicht wirklich viele gibt.

Im Vergleich zu all jenen die ich bereits schon gelesen habe, war "Häkelenten tanzen nicht" aber so ganz anders. Hier findet wirklich die komplette Geschichte ausschließlich über Emails, Whatsapp- und Facebooknachrichten statt. Es gibt keine "Zwischenkapitel" die mir als Leserin erzählen, was gerade geschieht, sondern ich muss mir manch eine Handlung der Protagonisten aus den Messages ableiten. Anfangs war das etwas gewöhnungsbedürftig, aber mit jeder weiteren Seite fand ich die Idee einfach nur toll und spannend, denn die Szenen in denen man nicht hundertprozentig weiß, was gerade passiert, regten mein Kopfkino enorm an.

Der Schreibstil ist sehr angenehm, unerwartet fesselnd und spiegelt die Jugendlichkeit der Protagonisten wider. Auch wenn mir manch ein, durch Missverständnisse ausgelöstes Geplänkel, manchmal zu viel war, konnte ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Ich wollte einfach immer wissen wie es weitergeht.

Die Handlung ist einfach nur total süß. Sam und Alice treffen "virtuell", durch ein blödes Versehen aufeinander, sowas soll ja hin und wieder vorkommen. Sie lernen sich durch ihre Messages immer besser kennen, schließen Freundschaft und es wachsen Gefühle. Doch diese langsam aufkeimende Liebe muss echt einige Hürden überwinden. Nicht nur die vielen Kilometer die sie voneinander trennen, auch ihre komplett unterschiedlichen Leben, die skeptischen Blicke ihrer Freunde und nervige Exfreundinnen sind ein echtes Problem und stellen die frische Beziehung immer wieder auf eine harte Probe. Vorallem das ausschließlich schriftliche Kommunizieren hat es in sich, denn Dinge bekommen hier schnell eine falsche Bedeutung und führen desöfteren zu kleinen Streitigkeiten.

Doch Alice und Sam wachsen zusammen und trotzen allem Negativen. Sie bestärken sich gegenseitig, unterstützen sich in schweren Lebenslagen und finden heraus, was sie von ihrer Zukunft erwarten, denn das war besonders Alice noch nicht wirklich klar.
Die leidenschaftliche Tänzerin hatte eigentlich geplant, sich in London auf eine Stelle als Tanzlehrerin zu bewerben, doch ein blöder Unfall kurz vorm Abflug zerstört diesen Traum. Dank Sam und seinen Problemen reift aber bald eine neue Idee in ihr. Alice ist eine supersympathische, sehr leidenschaftliche  Protagonistin, die allerdings nicht immer mit Sam mithalten kann, denn der ist ein wirklich großartiger Protagonist, der alle anderen für mich ein bisschen in den Schatten stellt.
Der 18-jährige macht eine Ausbildung als Krankenpfleger, in der er voll und ganz aufgeht. Er liebt seinen Job und bangt darum, das ihn die Klinik nach der Ausbildung übernimmt und er auf seiner Station bleiben darf. Sam ist etwas ganz Besonderes, ein bemerkenswerter Charakter den man direkt in sein Herz schließt. Das werdet ihr sofort merken, wenn ihr dieses Buch lest.
Der heimliche Star ist allerdings seine kleine Schwester Ina. Die 12-jährige ist für ihr Alter erstaunlich reif. Zum ersten Mal schwer verliebt holt sie sich hilfreiche Tipps bei ihrer neuen Freundin Alice, die sie am liebsten direkt mit ihrem Bruder verheiraten würde.
Auch alle anderen Charaktere, wie Alice' Jungs oder Sams Clique sind authentische liebenswert ausgearbeitete Figuren, mit denen man schnell Freundschaft schließt, außer mit Sams Exfreundin Nora vielleicht. Die ging mir nämlich tierisch auf den Keks.

Einziger Wehmutstropfen: Das Ende kommt viel zu schnell und leider ohne einen Epilog, den ich mir hier unbedingt gewünscht hätte, auch wenn er dann vielleicht vom "Chat-Roman-Konzept" abgewichen wäre. Ich würde einfach gerne wissen, was aus den einzelnen Leuten wird, ob sie sich ihre Wünsche erfüllen und ihre Ziele erreichen konnten.

Vielleicht gibts ja eine Fortsetzung? *hoff*

Fazit:

"Häkelenten tanzen nicht" ist ein wunderbarer Jugendroman bei man förmlich durch die Seiten fliegt. Ein sehr genialer Stil, eine süße Handlung und jede Menge toller Charaktere machen dieses Buch zu etwas Besonderem.

©Ina's Little Bakery