Rezension

Ich bin begeistert-mit Einschränkungen.

Die Enklave - Ann Aguirre

Die Enklave
von Ann Aguirre

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht's?

"Ich wurde während des zweiten Holocaust geboren. Man erzählte uns Legenden von einer Zeit, in der die Menschen länger lebten; ich hielt es für nichts weiter als Gerüchte."

Zitat S.9

Zum Inhalt:

Sie leben in ehemaligen U-Bahn Tunneln der alten Zeit, in sogenannten Enklaven.

Das Leben an der Oberfläche ist der sichere Tod sagen die Gelehrten. Dorthin werden Diejenigen verbannt, die gegen die Regeln verstoßen.

Zwei ist eine von den Bewohnern, die hier unten in der Dunkelheit leben. Und sie steht kurz vor ihrer großen Prüfung, die sie als erwachsen einstuft und ihr ihre Aufgabe in der Gemeinde zuweist. Entweder Schaffer, die für die Herstellung von lebenswichtigen Dingen zuständig sind, Zeuger, die dem Fortbestand des Volkes dienen oder eine der Stärksten: Jäger, die die Siedlungen bewachen.  Ihr ganzes Leben lang hat sie auf diesen Moment hin trainiert eine von den Starken zu werden und die Schwachen vor der Bedrohung der menschenmordenden Freaks zu schützen: Eine Jägerin.

Nach bestandener Prüfung wird sie dem schweigsamen Außenseiter Bleich als Partner zugeteilt. Aber für ihre Gemeinschaft nimmt sie das in Kauf und muss feststellen, dass sich unter seiner rauhen Schale mehr verbirgt, als sie es geahnt hätte.

Eines Tages ist plötzlich sie Diejenige, die wegen eines Regelverstoßes in den sicheren Tod verbannt werden soll. Doch sie ist nicht allein, denn Bleich steht ihr bei.

Und was sie an der Oberfläche erwartet übertrifft all' ihre Vorstellungskraft...

 

"Niemand lebte Oben. Nichts wuchs dort. Wasser fiel vom Himmel und zerfraß alles. Wir alle kannten die Geschichten des Worthüters."

Zitat S. 84

 

Charaktere:

Die Hauptfiguren Zwei und Bleich sind auf ihre verschiedenen Arten direkt sympathisch.

Zwei ist eine absolute Kämpfernatur, die sich niemals unterkriegen lässt. Auch weil ihre Ausbilderin Seide sie immer wieder spüren lässt, dass Mitleid und Gefühle in ihrem Dasein nichts verloren haben. Solche Eigenschaften kennt sie nicht. Und so geht sie immer wieder an ihre Grenzen. Trotzdem entwickelt sie eine Schwäche, die ihr am Ende das Leben kosten könnte: Gerechtigkeit und Freundschaft.

Bleich ist ein unumstrittenes Geheimnis auf zwei Beinen. Von einer Patroullie in den Tunneln gefunden, verwahrlost wie ein Tier, weiß Niemand der Bewohner wo er wirklich her stammt. Deshalb wird er gemieden und sogar verachtet, obwohl er der Beste unter den Jägern ist.

Misstrauisch, aber zugleich fasziniert von diesem geheimnisvollen Außenseiter bekommt Zwei Einblicke in ihn, die sie in Unglauben verfallen lassen und verwirren.

Doch letztendlich ist nur wichtig, dass sie aufeinander zählen können.

 

"Eine Jägerin bricht unter Druck nicht zusammen. Sie geht vielleicht ein wenig in die Knie, aber sie kommt mit allem zurecht."

Zitat S. 97

"Er war aus dem Nirgendwo gekommen; niemand wusste etwas über ihn."

Zitat S. 71

Meine Meinung zu

Charakter Darstellung/Schreibstil/Aufbau/Idee:

Ann Aguirre hat mit den beiden Hauptfiguren eigenständige und vor Allem glaubwürdige Charaktere geschaffen, die niemals langweilig werden und liebevoll ausgearbeitet wurden. Bei den Nebendarstellern ist ihr das nicht so gut gelungen, denn sie bleiben teilweise doch recht oberflächlich beschrieben und besondere Charaktermerkmale habe ich bei Einigen vergeblich gesucht.

Punkten konnte die Autorin bei mir mit ihrer einfachen und doch detailreichen Schreibweise. Aus Zwei's Sicht bringt sie dem Leser die normalsten Sachen, die eigentlich jeder kennt, ganz neu und einfallsreich näher. Mich konnte sie damit fesseln und es war spannend und interessant diese Dinge durch unerfahrene Augen neu zu betrachten.

Der Start in diese Apokalypse ist grandios. Der Leser lernt eine völlig neue Welt, Lebensbedingungen und ein fremdartiges Kastensystem kennen, welches zugleich effektiv, wie auch erschreckend/beängstigend wirkt. Leider ändert sich dieser Ideenreichtum, als die Figuren an die Oberfläche gelangen. Enttäuscht hat mich das Szenario dort keinesfalls, aber ich hatte mir mehr erhofft. Viele Informationen werden dem Lesenden, in diesem ersten Band, vorenthalten und ich hoffe, dass die Fortsetzung mehr Aufschluss gibt.

Trotzdem fesselt die, im Verlauf zwar immer schwächer werdende, Story mit vielen spannenden, brutalen, blutigen, toll beschriebenen Szenen und einer "Liebesgeschichte", die dezent und glaubhaft in das Hintergrund Geschehen eingebaut wurde.

Am Ende erwartet den Leser zwar kein Cliffhanger, aber viel Spielraum für den zweiten Teil, auf den ich mich jetzt schon freue.

 

Fazit:

Ich bin an dieses Buch mit einem neutralen Gefühl heran gegangen. Anstatt den Klappentext zu lesen, habe ich mir direkt die Leseprobe zu Gemüte geführt und im Nachhinein war das auch die beste Entscheidung, denn sonst hätte ich wohl etwas anderes bei diesem Buch erwartet.

Letztendlich konnte mich dieser Auftakt einer Trilogie mit einem tollen Start beeindrucken, der zwar im Verlauf etwas nachlässt was die Ideenvielfalt angeht, aber mir trotzdem ein fesselndes und kurzweiliges Lesevergnügen mit starken Hauptcharakteren und detailreichen Beschreibungen bereitet hat.

Das Lesen dieses ersten Band's lohnt sich und ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

 

Bewertung:

Inhalt: 4/5

Charakterdarstellung: 4/5

Schreibstil: 5/5

Aufbau: 4/5 

 

Gesamturteil:

4 von 5

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