Rezension

Ich bin dann mal verschwunden

Nicht aus der Welt -

Nicht aus der Welt
von Anne Köhler

Bewertet mit 5 Sternen

Wer kennt das nicht? Alles wird einem zu viel. Die Anforderungen des Alltags wachsen einem über den Kopf, wichtige Entscheidungen müssen getroffen werden, jeder hat ein anderes Anliegen, das man unverzüglich zu erfüllen hat und man weiß nicht mehr ein noch aus. Wäre es da nicht himmlisch, wenn man einfach mal „untertauchen“ könnte? Verschwinden? Jetzt, in der Minute und sofort in der eigenen Stadt? Das dachten sich Valentin und seine Kommilitonen in ihrem Architekturstudium auch. Sie planten daher ein Hotel und forschten zum Thema „Verstecke und Geheimräume“. Gemeinsam wollten sie Menschen einen Zufluchtsort für eine private Auszeit zum Nachdenken in der eigenen Stadt ermöglichen. Das anfängliche Phantasieprojekt wurde dann auch tatsächlich Realität. Es wurde gebaut und Valentin wurde zu seinem Direktor.

Anne Köhler erzählt in ihrem Buch „Nicht aus der Welt“ neben Valentin von drei anderen Personen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihre Chance nutzen und in diesem Hotel einchecken. Die anfängliche Erleichterung der aktuellen Situation entronnen zu sein, weicht dann allerdings schnell der Sorge wie sie das Verschwinden bei ihrer Rückkehr in ihr aktuelles Leben rechtfertigen sollen. Und so tuen sich die drei Hotelgäste zusammen, kapern kurzerhand Valentins Auto und treten damit die Flucht nach vorne an. Ihnen auf den Fersen natürlich Valentin, der sein Auto wieder haben will. Die Geschichte wird aus der Perspektiven des/r jeweiligen ProtagonistIn heraus erzählt und ermöglicht es so den Leser die Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus zu erleben. Anne Köhlers sarkastischen Erzählstil habe ich sofort geliebt. Der Autorin gelingt es die jeweilige Not ihrer ProtagonistInnen nachvollziehbar und authentisch darzustellen. So habe ich z.B. mit Frederike wirklich mitgelitten. Ich wusste sofort wovon sie spricht, war ich doch selbst schon in einer ähnlichen Situation. Zunächst erschien mir die Möglichkeit in unangenehmen Situationen einfach „unterzutauchen“ sehr verlockend. Wenn man sich diesen Weg allerdings bis zum Ende gedanklich durchspielt, musste ich leider feststellen, dass die jeweilige Situation dadurch nicht besser sondern eher noch unangenehmer wird. Und genau das zeigt uns Anne Köhler in ihrem Buch. Sie zeigt uns aber auch, wie man es stattdessen machen kann. Man versucht sich gegenseitig zu unterstützen, hilft zusammen und kommt so gestärkt durch die „brenzlige“ Lebenslage.

Fazit:

Eine rundum gelungene Geschichte, absolut empfehlenswert!