Rezension

Ich bin einfach nur wütend

Du wolltest es doch - Louise O'Neill

Du wolltest es doch
von Louise O'Neill

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin wütend. Ich bin wütend darüber das dieser Roman überhaupt nötig ist. Das es überhaupt nötig ist Vergewaltigung so zu beschreiben, wie die Autorin es hier im Roman so eindringlich tut. Ich bin wütend darüber das ich überhaupt erwähnen muss wie wichtig "Du wolltest es doch" von Louise O'Neill ist.
Ja, die Handlung ist kaum zu ertragen. Es ist nicht einfach, zu akzeptieren das Emma (und auch einer Freundin bevor die eigentliche Handlung einsetzt) Vergewaltigt wird und das alle sich mit den Tätern und nicht mit ihr solidarisieren.

Ich würde mir wünschen das jede Person die diesen Roman liest, sich mal überlegt welche Konsquenzen daraus gezogen werden könnten. Im ganz persönlichen Umfeld, vielleicht z.B im Umgang mit den eigenen Kindern, wie darüber gesprochen werden könnte. Wie überhaupt mit der Frage,von Sexualität, dem eigenen Körperbild/Körperverständnis umgegangen wird. Wie darüber in der Schule im Untericht gesprochen wird und so weiter und so fort. Auch mit dieser Idee Frauen seien Verfügbar und was ist schon ein Nein?
Alle diese Themen werden im Roman mit einanderverknüpft, wie sie auch im Leben oftmals aufeinander bezogen werden.
Vielleicht erscheint einem das Ende des Romans zu heftig. Zu dramatisch, zu traurig. Aber es ist leider immer wieder die Realität der sich viele Frauen und Mädchen stellen mussten und müssen. Auch in Deutschland wird viel zu oft noch darüber gesprochen: Sie sieht ja schon aus wie... ich selbst hatte eine Lehrerin die zu uns als Teens sagte: Ein kurzer Rock, nun da muss man sich ja nicht wundern...
Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort selbst, das sie der Realität gegenüber treu bleiben wollte. Und ja, ich gebe zu, ich konnte es trotzdem kaum ertragen. Aber ganz ehrlich?? Das ist auch gut so! Denn genau das hat mich so unfassbar wütend gemacht. Und nur das regte zum nachdenken an. Genau das Unbequeme, das sorgt für ein Grübeln.Das Thema wirklich ansprechen und nicht wieder in Watte packen.

Mir ist wichtig das sich jeder Mensch mal überlegt, was wir eigentlich aus der Meetoo Kampagne, Aufschrei usw. wirklich gelernt haben? Hören wir jetzt auf, weil ja alles angeblich aufgearbeitet ist? Bleiben wir stehen oder sprechen wir jetzt endlich wirklich über Sexismus, Begrapschen, ins Höschen fassen, Vergewaltigung? Sprechen wir darüber oder ist das alles nur Schall und Rauch und klopfen wir uns dann auf die Schulter weil wir jetzt alle sooo progressiv, proDiversity und Solidarisch mit allen Frauen auf der ganzen Welt sind?

Von vielen Büchern wird gerne gesagt: Ooh ein wichtiges Thema lest es. Ja, ich sage das hier jetzt auch: Lest es und ich gehe noch einen Schritt weiter: Lest, versteht und handelt!