Rezension

Ich bin verliebt in diese Geschichte und ihre Figuren

Alice im Zombieland - Gena Showalter

Alice im Zombieland
von Gena Showalter

Bewertet mit 5 Sternen

Lange ist es her, dass ich ein richtig gutes Buch gelesen habe. Ein Buch, bei dem mich schon nach den ersten gelesenen Seiten ein ungutes Gefühl begleitet hat, eine Ahnung, dass diese Geschichte viel zu schnell gelesen sein wird. Dieses Gefühl hatte ich schon fast vergessen, denn nur wenige Autoren schaffen es, diese Empfindungen in mir heraufzubeschwören. Gena Schowalter konnte es mir mit ihrem neuen Jugendbuch „Alice in Zombieland“ wieder bringen. Zugegeben, „Alice in Zombieland“ hört sich verdächtig nach dem Klassiker „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll an, weißt aber bis auf ein winziges Detail keinerlei Ähnlichkeiten auf.

Alice würde einiges dafür tun, wenn sie den Tag ihres 16. Geburtstages noch einmal von vorne beginnen und alles ändern könnte. Ohne Vorwürfe an ihre Eltern, die sie und ihre kleine Schwestern zu einem sehr ungewöhnlichen und einengenden Leben zwingen. Sie durften nie in der Dunkelheit vor die Tür, um wie andere Mädchen und Jungen ihres Alters ins Kino oder auf eine Party zu gehen. Einzig die Alkoholsucht und die Wahnvorstellungen ihres Vaters sind schuld daran, dass Alice kein normaler Teenager sein darf. Sie hat diese alptraumhaften Wesen, die sich ihr Vater einbildet, so satt und glaubt nicht an deren Existenz…bis sie ihnen wirklich begegnet und eine falsche Entscheidung ihr ganzes Leben auf grausamste Weise verändert.

„Wie lange kannst du glauben, bevor du zu zweifeln beginnst?“ Seite 205

Gleich zu Beginn macht Alice dem Leser klar, dass ihre Geschichte keine zuckersüße und leichte wird. Sie erzählt von ihrem bisherigen Leben, von den Schwierigkeiten mit einem vermeidlich verrückten Vater und dessen ungewöhnliche Erziehungsmethoden. Es dauert nicht lange, bis Alice durch ihre eindringliche Erzählweise eine besondere Atmosphäre erschafft, durch die der Leser in ihre Welt abtaucht und mit ihr den schrecklichsten Tag ihres Lebens durchlebt. Doch erst nach diesem alles verändernden Moment, lernt man die literarische Figur Alice, ihr liebenswertes und kämpferisches Wesen und ihre Fähigkeit, an einem schrecklichen Ereignis zu wachsen, wirklich kennen.
Gena Showalter hat ein Talent, Charaktere so zu beschreiben, dass man als Leser sofort mehr als nur einen Draht zu ihnen findet. Für mich ist Alice ein außergewöhnlicher Charakter und ich habe es sehr genießen können, sie auf ihrem holprigen Weg zu begleiten. Sie schaffte es immer wieder, trotz der vielen aufregenden und ungeheuerlichen Szenen mich mit ihrer humorvollen Art und ihren witzigen inneren Monologen zum Lachen zu bringen. Showalter erschaffte noch einen weiteren Protagonisten, der wohl jede Leserin um seinen Finger wickeln kann. Gerade wegen Cole Holland – von dem ich nicht zu viel verraten möchte-,wirkt die Liebesgeschichte besonders und überhaupt nicht störend wie in anderen Büchern dieses Genre. Durch ihn kam ich mir teilweise vor, als würde ich noch einmal 17 Jahre alt und frisch verliebt sein.

„Vergiss nie, dass das Böse böse ist. Du kannst es nicht verändern. Du kannst es nicht zum Licht führen, doch wenn du es zulässt, kann sich das Böse in die Dunkelheit ziehen.“ Seite 378

Mit vielen neuen Ideen hat die Autorin neben den lebenden zusätzlich untote Kreaturen kreiert. Wie der Titel dieses Buches verrät, handelt es sich um Zombies. Da ich diese eigentlich als ziemlich ekelerregend empfinde, war ich am Anfang sehr skeptisch, ob eine solche Geschichte mich überzeugen kann und mich nicht eher abstößt. Showalter beschreibt diese auf eine mir unbekannte und neue Art, die sie zwar nicht liebenswerter macht, mich aber auch nicht schreiend das Buch wegwerfen lässt. Alles war perfekt auf einander abgestimmt.

Trotz der umwerfenden und authentischen Charaktere und der eingebauten Liebesgeschichte bleibt „Alice in Zombieland“ eine durchweg spannende und Nerven aufreibende Geschichte. Viele dramatische Szenen werden glänzend von der Autorin platziert, um die Handlung voranzutreiben, die literarischen Figuren zu zwingen, sich weiterzuentwickeln, und dem Buch eine ganz besondere Atmosphäre zu verleihen. Und selbst nach dem Lesen dieser Geschichte kann ich einfach nicht loslassen, weil sie mich wehmütig zurückgelassen hat und ich viele liebenswerte Charaktere verlassen musste. Allerdings nicht für sehr lange Zeit, denn im Juli 2014 erscheint mit „Rückkehr ins Zombieland“ die Fortsetzung dieses Buches.