Rezension

Ich bin wütend ich bin fassungslos

Du wolltest es doch - Louise O'Neill

Du wolltest es doch
von Louise O'Neill

Bewertet mit 5 Sternen

"Du wolltest es doch" ist Eines davon. Schon im Vorfeld habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich zu einem Buch mit solch einem brisanten Thema eine Rezension verfassen soll. Darf ich schreiben, dass mir das Buch gefallen hat? Klingt das nicht komisch, verwerflich? 
Doch jetzt im Nachhinein kann ich sagen, ja mir hat das Buch gefallen. 
Mir hat gefallen, wie sensibel und zugleich erschreckend realistisch die Autorin mit dem Thema Vergewaltigung umgegangen ist. Mir hat gefallen wie authentisch sie die Charaktere dargestellt hat und mir hat gefallen, welchen Weg die Geschichte eingeschlagen hat.
Das Buch ist unterteilt in die Zeit "Davor" und 1 Jahr "Danach".
Emma ist zu Beginn des Buches kein Charakter den man mag. Sie ist hochnäsig, missgünstig und ganz schön eingebildet. Außerdem ist sie ihren Freundinnen gegenüber auch oft verlogen und falsch. Emma ist sehr beliebt und versucht immer im Mittelpunkt zu stehen. Die Meinung Anderer über sie ist ihr sehr wichtig. Sexuell ist sie aktiv, ohne dabei als Schlampe abgestempelt zu werden. Emma ist hübsch und zeigt auch gern ihre perfekte Figur. Das Flirten beherrscht sie perfekt und scheut sich nicht davor, auch mal den Freund einer Anderen anzuflirten, um zu sehen ob sie Chancen hätte. Emma ist auch kein Kind von Traurigkeit und greift auf Partys auch mal gern zum Alkohol oder dem ein oder anderen Rauschmittel um ja nicht als langweilig zu gelten. Bisher hat sie aber immer die Kontrolle über sich behalten. Bis zu jener Party. Plötzlich läuft alles aus dem Ruder und Emmas Welt bricht zusammen.
Erschreckend, wie schnell man von der von allen geliebten Highschoolqueen, zur Schulschlampe degradiert werden kann.
Einige großes Probleme unserer heutigen Gesellschaft, kommt dabei besonders zu tragen. Internetmobbing und die Frage nach der Unschuld. War sie tatsächlich selbst daran Schuld, dass es soweit gekommen ist? Sie hat die Drogen und den Alkohol doch selbst genommen. Warum hat sie auch so ein kurzes Kleid angehabt. Ist es eine Vergewaltigung, wenn von ihr kein klares NEIN kam? Sie wollte es doch wahrscheinlich so.
Immerwieder hat die Autorin mir neue Denkanstöße gegeben und auch hat sie versucht die Gefühle der Personen in Emmas direkten Umfeld nach der Tat widerzuspiegeln. Denn nicht nur Emmas Leben wurde zerstört, sondern auch das ihrer Familie. Emma ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie ist dem Hass und der vorschnellen Verurteilung duch ihre Mitmenschen hilflos ausgesetzt. Auch ist für sie die Schuldfrage nicht geklärt. War sie selbst Schuld an dem was geschehen ist? Wie konnte es überhaupt soweit kommen?
Gott, dieses Buch ist mir so unter die Haut gegangen und beschäftigt mich auch jetzt noch sehr.