Rezension

Ich fand es enttäuschend...

Therapiert -

Therapiert
von Martta Kaukonen

Bewertet mit 3 Sternen

Die Star-Therapeutin Clarissa hat reichlich Erfahrung mit schwierigen Fällen und als ihre neuste Patientin Ira sich verschlossen gibt, befürchtet sie das Schlimmste...   

Clarissa hat erst vor kurzen einen Patienten verloren, sodass sie den befürchteten Selbstmord von Ira um jeden Preis verhindern will. Sie kann keine weiter Niederlage verkraften, denn ihr Leben ist längst nicht so perfekt ist, wie sie nach außen hin präsentiert...   

Clarissa hat allerdings keine Ahnung, dass Ira sie aus einem ganz bestimmten Grund als ihre Therapeutin ausgewählt hat...   

Zunächst lernen die Leser*innen Ira kennen: Sie erzählt von ihren psychischen Störungen aufgrund ihrer traumatischen Kindheit sowie ihren Ansichten über Gott und die Welt. Sie ist dabei herrlich zynisch gegenüber den Werten, die sogenannte normale Menschen für wichtig halten. Sie verheimlicht, täuscht und lügt um ihr geheimes Ziel zu erreichen...   

Der Journalist Arto leidet unter unerträglichen Schuldgefühlen, die er regelmäßig in Alkohol zu ertränken pflegt. Er hat seine Festanstellung bei einer Tageszeitung verloren und muss als Freiberufler jeden Auftrag annehmen. Dann soll er Clarissa interviewen und ist genervt, weil er sie für schickimicki, egozentrisch sowie oberflächlich hält, dabei ist die Wahrheit über sie weitaus schlimmer...  

Pekka ist Clarissas Ehemann. Er entwickelt ein ungesundes Interesse an Clarissas neuster Patientin...  

Die Figuren erzählen ihre Sicht der Begebenheiten und wenden sich dabei oft an die Lesenden - sie erklären ihre Beweggründe, beschreiben ihre Eindrücke oder werben verzweifelt um Verständnis, z.B. “Ich verstehe euch, wenn ihr jetzt denkt, dass ich nur versuche, alles zu meinen Gunsten zu erklären.” oder “Clarissa betrachtete mich, als wollte sie abschätzen, ob ich eine gepolsterte Zelle brauchte oder ob eine Zwangsjacke ausreichte.”  

Die ersten zwei Drittel von “Therapiert” fand ich interessant und amüsant: Der Schreibstil ist lebendig sowie geistreich, die Charaktere sind wunderbar skurril und die Handlung ist verstörend faszinierend. Das letzte Drittel empfand ich als unglaubwürdig, größtenteils ziemlich konstruiert und das Konzept der unzuverlässigen Erzählenden wirkte auf mich wie ein künstlicher Kniff, der dazu dient, unerwartete Wendungen herbeizuführen.  

Meiner Ansicht nach wurde das Potential dieser Geschichte rund um die Verdrängung hässlicher Wahrheiten, Schuld und Rache nicht genutzt. Die Auflösung war mir einfach zu schräg, aber das ist natürlich Geschmackssache!