Rezension

"Ich hab Diskolichter gegen Himmelslichter eingetauscht..."

Nachtlichter - Amy Liptrot

Nachtlichter
von Amy Liptrot

Bewertet mit 4 Sternen

Bei Nachtlichter handelt es sich um ein eindrucksvolles, autobiografisches Werk von und über Amy Liptrot. Amy ist in London nahezu gescheitert, nach der Hochschule findet sie keinen Job und stürzt mehr und mehr ab. Ihre Eltern, ein manisch-depressiver Mann und eine wiedergeborene Christin, trennten sich und sie steht stets zwischen den Stühlen. Ihren Ausweg findet sie in Alkohol, der sie mehr und mehr abhängig und krank macht.

"Normalerweise begann ich zu trinken, sobald ich von der Arbeit nach Hause kam. Manchmal stieg ich auch auf halber Strecke aus dem Bus und trank ein paar Dosen im Park. Ich konnte es einfach nicht abwarten, und als ich arbeitslos wurde, musste ich es nicht mehr."

Nach einem begleiteten Entzug und regelmäßiger 'Anonymen Alkoholiker'-Treffen beginnt sie sich allmählich von ihrer Sucht zu erholen. Die Verlockung ist stets riesig, aber sie versucht standhaft zu bleiben. Der Besuch ihrer Heimat - die Okney-Inseln im Norden Schottlands - bietet ihr eine ganz neue Perspektive. Amy entdeckt ihre Liebe und Faszination für die Natur, Landschaft und Tiere. Dies soll ihr Leben nun komplett ändern.

"Eine kleine Insel ganz für sich allein zu haben, gibt einem das seltsame Gefühl, frei und gefangen zugleich zu sein. Ich pinkle am Rand einer Klippe, schaue dabei in Richtung Norwegen und komme mir vor wie ein nordischer Eroberer."

'Nachtlichter' ist überraschend ehrlich und ein sehr persönliches Werk. Amy Liptrot schildert sehr intensiv ihrem Lebensabschnitt, ohne auch nur im Ansatz etwas zu beschönigen. Es ist kein einfaches Buch und für den Inhalt und Handlungsstrang extrem langatmig. Jedoch spiegelt es kraftvoll ihren Kampf gegen die Abhängigkeit und ihre Begeisterung für die Natur wider. Ich bewundere Sie für Ihren Mut und ihre Gabe, dieses Thema so intensiv aufzuarbeiten und anderen zugänglich zu machen. Ich habe mich zwar teilweise beim Lesen gequält und mich dazu gezwungen, dennoch möchte ich nicht missen, es gelesen zu haben.

"Ich freundete mich allmählich mit dem Gedanken an, dass Alkoholismus eine Form von Geisteskrankheit ist und nicht nur eine schlechte Angewohnheit oder ein Mangel an Kontrolle."