Rezension

Ich habe diese Autobiographie nicht wegen der Autobiographie gelesen, was sehr interessant war.

Es war einmal im Fernen Osten - Xiaolu Guo

Es war einmal im Fernen Osten
von Xiaolu Guo

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich habe diese Autobiographie nicht wegen der Autobiographie gelesen, was sehr interessant war.

~~Inhalt: Gleich nach der Geburt geben die Eltern, glühende Anhänger Maos, ihre Tochter in die Obhut eines kinderlosen Bauernpaares in den Bergen. Zwei Jahre später bringen diese die halbverhungerte Kleine zu ihren des Lesens und Schreibens unkundigen Großeltern. Ein Jahr später stirbt der Große Vorsitzende, und in China beginnt ein dramatischer gesellschaftlicher Wandel.
 Eine junge Dame, die ich nicht kenne und von der ich noch nie etwas gehört habe, hat also eine Autobiographie geschrieben. Zugegeben, in Literatenkreisen ist ihr Name ziemlich bekannt und populär, bis zu mir ist er jedoch noch nie durchgedrungen. Aber ich finde Autobiographien von Personen, die noch nicht das Rentenalter erreicht haben, allgemein sinnlos. Anderseits schreibt sie selbst, dass sie nur mit Bücherschreiben in England begonnen hat, weil sie das Geld gebraucht hat. Vielleicht kann man dieses Buch hier auch darauf zurückführen.
 Wie dem auch sei, finde ich das Buch, die ersten zwei Drittel zumindest, wirklich gut und sehr interessant. Ich wusste bisher sehr viel über die Ereignisgeschichte Chinas und die politischen Entwicklungen, aber einen richtig ausführlichen Bericht über das Leben der einfachen Menschen im kommunistischen China habe ich noch nicht in die Hände bekommen. Ich weiß sehr wohl, wie es in der Sowjetunion war, aber China ist doch etwas ganz anderes. Deshalb finde ich dieses Buch wirklich super, weil es einen Blick auf China wirft, den man so eigentlich nie bekommt.
 Wie gesagt sind aber nur die ersten zwei Drittel interessant, also Kindheit in einem ärmlichen Fischerdorf und Jugend in einem Arbeiterwohnblock, der Vater ein Staatskünstler, die Mutter ehemalige Intellektuellenjägerin. Sobald die Autorin aber dann erzählt, wie sie in Peking studiert und dann nach England gekommen ist, wird es nur noch langweilig mit viel Geschwafel. Bis dahin ist der Einblick in den chinesischen Alltag faszinierend, teilweise verstörend und erklärt viel von dem, was wir heute in China sehen.
 Fazit: Also Autobiographie sinnlos, als Sozialportrait sehr empfehlenswert.