Rezension

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Ich habe mehr erwartet

Die Rebellion der Maddie Freeman - Katie Kacvinsky

Die Rebellion der Maddie Freeman
von Katie Kacvinsky

Meine Meinung: Madeline „Maddie“ Freeman ist 17 Jahre alt und lebt im Jahre 2060, ein ziemlich technologiebasiertes Zeitalter. Sie ist die Tochter von Kevin Freeman, der Erfinder der Digital School. Diese digital School hat im Grunde lediglich erreicht, dass Jugendliche nicht mehr in die Schule müssen sondern alles vor dem Computer abwickeln können. Somit gibt es für sie – und auch den Erwachsenen – nur wenig Gründe um die eigenen vier Wände zu verlassen. Die Menschen haben Angst vor dem, was draußen auf sie warten könnte und leben lieber in einer digitalen Welt – reden, lernen, erleben, das alles findet nur noch vor der Flimmerkiste statt. Selbst die Bäume wurden durch Plastikbäume ersetzt.
Maddie befindet sich in einem Hausarrest, da sie 3 Jahre zuvor wichtige Daten ihres Vaters an eine Rebellengruppe weitergegeben hat, somit hat sie das Vertrauen ihres Vaters verloren und wird ständig von ihm überwacht.
Sie lernt Justin kennen und lässt sich von ihm überreden, sich einer Lerngruppe anzuschließen. Der Clou: diese trifft sich in der wahren Welt, so wie die uns bekannten Schulklassen auch. Maddie lernt das Leben außerhalb ihres Computers kennen und muss sich eingestehen, dass es doch garnicht so übel ist. Doch dann muss sie sich entscheiden: fügt sie sich ihrem Vater und verbringt ihren Lebtag weiterhin im beschützten Heim oder gibt sie sich der Rebellion hin und kämpft für eine „normale“ Welt?
Bei „ die Rebellion der Maddie Freeman“ handelt es sich um Katie Kacvinskys Debütroman. Es ist eine Dystopie, die mich wirklich zum nachdenken gebracht hat. Die beschriebene Welt wirkt gleichzeitig realitätsfern und doch irgendwie nah – denn die Anfänge dessen können wir heute schon spüren. In Zeiten von Facebook, Twitter und diversen Online-Nachhilfeangeboten wäre es doch prinzipiell gar nicht mal abwegig die Schule auch direkt ins Netz zu verlegen, oder? Die Sozialkompetenzen unserer Jugend verkrüppeln laut diversen Studien sowieso, also hat die traditionelle Schule doch sowieso keinen entscheidenden Vorteil mehr, könnte man meinen. Und selbst diese Rezension hier ist ein Teil einer solchen Bewegung – ich schreibe ihn immerhin am Rechner ( aber immerhin handschriftliche Stichpunkte^^ ) und teile ihm mit euch durch das Internet, anstatt mich einer Gruppe anzuschließen und über das Buch zu diskutieren. Ich muss zugeben, dass mir das wahrscheinlich auch nicht gefallen würde. Wenn man sich das alles mal vor Augen hält, finde ich es doch gar nicht so abwegig, dass ein derartiges Zeitalter eintreffen könnte.
Inhaltlich – und vor allem von der idee her – finde ich diese Dystopie also durchaus gelungen, aber es gibt einiges was mich enorm gestört hat, dazu kommen wir gleich aber noch.
Ich habe mir von Maddie mehr erhofft, denn der Titel lässt einiges hoffen. Doch im Grunde ist sie leider nur eine Mitläuferin und nicht allzu rebellisch veranlagt. Justin wäre da schon eher das, was ich mir von Maddie erhofft habe. Ohne ihn und den anderen Rebellen wäre sie vermutlich bis ins Jahre 2100 nicht vom Computer weggegangen. Maddies Vater ist ein wandelndes Mysterium – was er denkt und fühlt wurde mir bis zum Ende nicht so ganz klar. Toll fand ich widerum ihre Mutter, welche auf ihre ganz eigene unauffällige und freundliche Art rebelliert.
Achtung Spoiler!!- Die Liebesbeziehung zwischen Justin und Maddie fand ich ziemlich fragwürdig und fehl am Platz. Er gibt ihr immerhin kaum Anlass zum hoffen und dennoch schmeißt sie sich ihm an den Hals. Das ganze wirkt sehr gezwungen auf mich, als wenn die Autorin auf keinen Fall einen Jugendroman ohne Liebe auf den Markt schmeißen wollte. Sorry, aber das war mir zu klischeehaft, wenn auch irgendwie süß.
Kacvinsky's Schreibstil entspricht der guten alten Jugendroman Manier und ist leicht und flüssig lesbar, da kann ich nicht meckern.
Fazit: Ich hätte mir teilweise einfach mehr gewünscht, ein wenig besser ausgebaute Charaktere, ein wenig mehr Spannung und gerne auch weniger Klischees. Aber dennoch hatte ich beim Lesen viel Vergnügen und würde das Buch bei weitem nicht verteufeln. Wer auf Jugendromane und Dystopien steht sollte diesem hier definitiv eine Chance geben.