Rezension

Ich habe mich verliebt ....

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte - Jessica Park

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
von Jessica Park

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich wollte Julie ja in ihre eigene Wohnung ziehen, um in einigen Tagen am College zu beginnen, doch ihre gemietete Wohnung existiert gar nicht und ihr Geld war weg. Sie kommt vorübergehend bei einer alten Studienfreundin ihrer Mutter unter und lernt da eine Familie kennen, die so anders ist als ihre eigene. Alle sind sehr intelligent, Essen wird nur in verschiedensten Restaurants bestellt und auch sonst haben die 'Kinder' so viel Freiraum wie sie möchten, denn die Eltern arbeiten sehr viel und sind immer zu Fuss oder mit dem Fahrrad unterwegs.

Matt studiert Mathe und Physik und betitelt sich selber als Nerd, was Julie ihm seinen T-Shirts nach zu urteilen, sofort auch glaubt. Zwischen den beiden entwickeln sich witzige und sarkastische Schlagabtausche und Matt hilft ihr bei vielen Dingen. Nur wenn es um seine Familie geht, macht er völlig zu.

Matt trägt eigentlich die ganze Verantwortung für seine dreizehnjährige Schwester. Auch sie ist äusserst intelligent, redet sehr hochgestochen, ist in vielen anderen Dingen jedoch noch wie ein Kind. Vor allem ihr Begleiter fällt auf. Ausser in der Schule steht ihr nämlich immer eine lebensgrosse Pappfigur ihres Brudes Finn zur Seite, der seit einiger Zeit auf Weltreise ist.
Celeste ist sehr eigenen und empfindlich und Julie möchte ihr gerne helfen, denn sie mag das Mädchen sehr.

Schnell ist Julie auch mit dem Original-Finn auf Facebook befreundet und so bekommen wir ab und zu die Statusmeldungen von Matt, Finn und Julie zu lesen, was immer sehr interessant ist. Danach werden Nachrichten hin- und hergeschickt und schlussendlich tauschen sich die beiden auch via Chat aus. Die beiden verstehen sich prächtig, können über alles reden, haben den gleichen Humor und von Finn bekommt sie endlich auch die erhoffte Hilfe mit Celeste, die ihr Matt vorenthalten hat. Immer mehr rückt Finn in den Vordergrund - hat sie sich wirklich in eine Pappfigur verliebt?

"Der freie Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte" ist nur schon optisch genau mein Ding. Je länger ich las, desto mehr änderte sich der Titel von "Der freie Fall oder wie ich mich in ein Cover verliebte" in "Der freie Fall oder wie ich mich in ein Buch verliebte". Die Charaktere sind so liebevoll gezeichnet und alles andere als 0815, die Idee mit Papp-Finn ist so skurill, dass ich nur noch fasziniert von Seite zu Seite blättern konnte.
Dazu kommt, dass die Autorin das soziale Netzwerk Facebook äusserst erfrischend und gewinnbringend in die Story eingebaut hat.

Jessica Park hat eine leise, sehr feinfühlige Geschichte geschaffen, die mich mit sarkastischem Humor aber auch mit vielen ernsten Seiten des Lebens in ihren Bann gezogen hat. Und auch wenn ich schon recht früh die Wahrheit erahnt hatte, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis ich Gewissheit hatte ....

Fazit:
Langsam aber sicher habe ich mich verliebt .... erst in das Cover, dann in den Titel, in die liebevoll gezeichneten und alles andere als 0815 Charaktere, den sarkastischen Humor, in die witzigen Wortduelle, die unterhaltsamen Chats ..... und vielleicht auch ein bisschen in eine Pappfigur ....
Ein Buch, das man unbedingt im Auge behalten sollte!