Rezension

Ich habe mir mehr Tiefe erwartet

Wir leuchten im Dunkeln - Lina Wilms

Wir leuchten im Dunkeln
von Lina Wilms

          „Wir leuchten im Dunkeln“ erscheint im Juni 2017 im Forever by Ullstein Verlag als E-Book. Die Autorin Lina Wilms stammt selbst aus Zürich, ein Großteil der Handlung des Buches spielt in der Schweiz. Bisher habe ich noch nichts von dieser Autorin gelesen.

Inhaltsangabe:
Raya opfert sich für ihre Familie auf, seit ihre Mutter überraschend nach Deutschland ausgewandert ist. Bei Rayas jüngerer Schwester Alessandra wurde ein Immundefekt festgestellt, so dass  es jederzeit sein kann, dass sie für längere Zeit ins Krankenhaus muss. Als Raya Nik kennenlernt, verliebt sie sich sofort in ihn. Doch kann sie ihre Familie zu Gunsten ihrer Liebe hintenanstellen?

Meine Meinung:
Das Positive gleich vorweg: Cover, Inhaltsangabe und der Bezug des Textes zum Titel haben mir gut gefallen.
Raya ist 24 Jahre alt und spricht mit ihrer Familie Italienisch, sie ist die Protagonistin dieser Geschichte. Bevor ihre Mutter die Familie verlassen hat, haben ihr die Arbeit im Reisebüro und die damit verbunden Reisen sehr viel Freude gemacht. Doch jetzt verbringt sie ihre Tage damit, sich um ihre mittlerweile auch erwachsene und studierende Schwester „Ale“ zu kümmern, der Vater scheint abwesend, auch wenn er anwesend ist.
Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto weniger kann ich Rayas Gedanken und Handlungen nachvollziehen. Wenn man wirklich in jemanden verliebt ist, denkt man Tag und Nacht kaum noch an was anderes als die geliebte Person, zumindest in den ersten Wochen. Wo Zweifel ist, sollte sie sich ganz sicher sein. Und wenn so viel Zweifel ist, ist er dann wirklich der Richtige? Sämtliche Beziehungsgeflechte bleiben für mich auch nach „klärenden Gesprächen“ in der Handlung sehr oberflächlich und gehen mir zu wenig in die Tiefe. Raya verstehe ich nicht, und alle anderen vorkommenden Personen sind mir zu oberflächlich Dargestellt, als dass ich zu ihnen eine Beziehung hätte aufbauen können.
Bei dem geringen Umfang des Buches wäre es für mich besser gewesen, sich auf wenige wichtige Personen zu konzentrieren und an deren Seelenleben und Beziehungsgeflecht teilhaben zu lassen, als neben den fünf besten Freundinnen, der Arbeitskollegin, den Eltern, Nik und dessen Eltern, sowie Dom aus Niks Freundeskreis in die Handlung einzuführen, die im Endeffekt entweder gar keine oder nur absolute Nebenhandlungen in meinen Augen gespielt haben.
Am Schreibstil hat mir nicht gefallen, dass man nicht weiß, ob man was verpasst hat, wenn man weder Italienisch noch Französisch spricht, da viele Dialoge in ebendiesen Sprachen abgehandelt wurden, was ich zwar als Authentisch aber absolut mühsam empfunden habe, obwohl ich beide Sprachen beherrsche. Gerade bei einem E-Book wäre es einfach, Übersetzungen anzuzeigen auf Knopfdruck oder zumindest im Vorwort zu erwähnen, dass wesentliche Passagen dieser Dialoge im Fließtext nochmal zusammengefasst sind und der Großteil davon belangloses Geplauder ist, das scheinbar die Seiten füllen soll.

Fazit: Mich hat das Buch zu keinem Zeitpunkt bewegt. Hätte ich es nicht als Rezensionsexemplar gelesen, hätte ich nach 100 Seiten auf jeden Fall abgebrochen.