Rezension

Ich habs geliebt!

Zimmer gesucht, Liebe gefunden -

Zimmer gesucht, Liebe gefunden
von Caroline Brinkmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Emma kann es nicht fassen: Ihr Freund Leon macht einfach so mit ihr Schluss! Na ja, eigentlich will er nur eine „Pause“ – was auch immer das bedeuten soll, aber trotzdem! Welcher Mistkerl macht Schluss an dem Tag, an dem seine Freundin ihre Sachen packt, um zu ihm zu ziehen? 

Da Emmas Eltern ihr Zimmer bereits verplant haben, muss sie dringend eine neue Bleibe finden und landet so schließlich bei Dirk, einem seltsamen Roboter-Nerd. Aber gut, Glashaus, Steine, usw. Emma spricht mit Pflanzen, also … egal. Auf jeden Fall ist ihr Leben gerade alles andere als einfach und es wird nur noch schlimmer, als ihr Ex auf Social Media mehr als deutlich macht, was er unter „Pause“ versteht.

 

 

Oberflächlich betrachtet ist das Buch eine Geschichte über eine chaotische Biologiestudentin, die gezwungen wird, ihre Komfortzone zu verlassen. Doch es steckt noch deutlich mehr in dem Buch – auch Dinge, die mich gestört haben.

 

Fangen wir mal damit an, dass Emma mit ihrem Freund zusammenziehen wollte, abserviert wurde und jetzt dringend eine neue Unterkunft braucht, weil ihre Eltern aus ihrem Zimmer ein Yoga-Studio machen wollen. Das fand ich schon echt krass, aber was mich daran richtig gestört hat, war die Message, dass man mit Mitte zwanzig unbedingt von Zuhause ausziehen muss, sonst ist man unselbstständig. Das finde ich nicht mehr zeitgemäß. Man kann auch mit seinen Eltern zusammenwohnen, wenn man in den Dreißigern ist, nicht weil man unselbstständig ist, sondern aus Kostengründen, oder um sich gegenseitig zu unterstützen. Ja, Emmas Eltern sind da ne ganz andere Hausnummer, aber mich hat diese Aussage schon recht gestört.

 

Was ich dagegen toll fand, war die Kritik an der rosaroten Social-Media-Welt. Emma selbst bemerkt es sehr lange nicht, aber ihre Beziehung mit Leon bestand vor allem daraus, viel Zeit für ein perfektes Foto aufzuwenden, um zu beweisen, dass sie Spaß hatten und verliebt waren und weniger daraus, tatsächlich miteinander etwas zu erleben. Es war viel mehr Schein als Sein. Und so ist es auch jetzt. Emma äußert sich nicht zum Beziehungsende und Leon versucht alles zu seinen Gunsten zu manipulieren. Ich finde es toll, gerade in der heutigen Zeit, in der sich gefühlt fast alles nur noch um Influencer dreht, mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Viele wissen zwar eigentlich (!), dass nicht alles unbedingt so sein muss, wie ein Foto es darstellt, aber in der Realität, glauben sie doch daran.

 

Emma und Dirk fand ich so liebeswert nerdig-schräg, dass ich sie einfach mögen musste. Emma, die ihren Pflanzen Namen gibt, regelrecht pflanzensüchtig ist und mit ihnen redet, fand ich total sympathisch. Auch wenn man sie immer wieder schütteln wollte, wenn es um Leon ging.

Dirk ist anfangs überwiegend nur schräg, aber er kann auch unheimlich süß sein.

 

Die beiden besten Freunde der zwei taten ihr übriges, um für eine witzige Cozy-Atmosphäre zu sorgen.

 

 

Fazit: Mir gefiel das Buch wirklich richtig, richtig gut. Ich habs geliebt, obwohl mich auch Dinge gestört haben. Aber insgesamt war es witzig, die Protagonisten liebenswert nerdig-schräg und ich habe das Lesen / Hören echt genossen. Ich habe das Buch teilweise gelesen und teilweise als Hörbuch gehört und möchte euch gerade Letzteres sehr ans Herz legen. Da kommt das alles noch einmal finde ich viel besser rüber.

 

Von mir bekommt das Buch 4,5 Sterne.