Rezension

Ich hätte da gerne ein Buch, es ist blau...

Tagebuch eines Buchhändlers - Shaun Bythell

Tagebuch eines Buchhändlers
von Shaun Bythell

Bewertet mit 4 Sternen

„The Bookshop“ in Wigtown in Schottland ist die größte Second-Hand-Buchhandlung des Landes und Shaun Bythell ist der Besitzer dieses Paradieses für Bücherfreunde. Manche Kunden bezeichnen den Laden als Labyrinth, weil die Regale so verwinkelt stehen, aber genau das macht den Charme der Buchhandlung irgendwie auch aus. Und natürlich prägen die Menschen den Laden. Ob exzentrische Kunden oder sehr spezielle Mitarbeiter, Shaun Bythell kennt sie alle. Zusätzlich gibt es einen Blick hinter die Kulissen, der Einblicke gewährt, die man als Buchkäufer so nicht kennt.

Eines vorweg: Jedes Wort ist war. Glaube ich zumindest. Denn so kauzig kann man sich Büchermenschen nicht ausdenken. Der Titel „Tagebuch eines Buchhändlers“ verspricht bereits urige Geschichten, allerdings rechnet man nicht unbedingt mit einem richtigen Tagebuch. Über das Jahr 2014 hinweg nimmt Shaun Bythell den Leser Tag für Tag mit in seine Welt. Dabei sind die einzelnen kurzen Kapitel, die sich jeweils um die Werktage drehen, weniger von Spannung, als durch feinfühliges Erzählen gekennzeichnet. Etwa, wenn er von Nachlässen verstorbener Personen erzählt, deren Bibliothek viel von der Persönlichkeit des jeweiligen Menschen preisgibt. Allerdings erfährt man nicht nur verschiedene Aspekte aus dem Alltag eines Buchhändlers, sondern auch von den Problemen, mit denen inhabergeführte Buchhandlungen zu kämpfen haben. Anders als man vielleicht vermuten würde, ist das nicht nur der wachsende Internethandel, sondern auch ganz handfeste Schwierigkeiten, wie undichte Schaufensterscheiben.

Hinter jedem Satz von Shaun Bythell steckt großer Idealismus und viel Herzblut für seinen Beruf. Trotz aller Unwägbarkeiten, kleinerer und größerer Probleme, Unstimmigkeiten mit Mitarbeitern oder unhöflichen Kunden, erzählt der Autor und Buchhändler mit sehr viel positiver Stimmung. Und obwohl es oft nur alltägliche Begebenheiten sind, ist es vor allem seine Begeisterung für seinen Beruf, die die meist recht kurzen Kapitel so faszinierend machen. Dadurch, dass die einzelnen Tage in sich abgeschlossen sind, ist ein kontinuierlicher Erzählstrang nicht vorhanden. Dennoch bauen viele Ereignisse, wie es im Leben nun einmal so ist, aufeinander auf und werden in einem späteren Kapitel wieder aufgegriffen oder fortgeführt.