Rezension

Ich hatte mehr erwartet ...

Stolz und Vorurteil - Jane Austen

Stolz und Vorurteil
von Jane Austen

Ein Liebesdrama in 61 Kapiteln ...

Glück in der Ehe ist allein eine Sache des Zufalls.

 

September 2016. Nightshopping in Bad Mergentheim. 23.30 Uhr. Und wo war ich wohl? Genau. In der Buchhandlung.
Mal ganz ehrlich. Ist schon irgendwie strange, so spät in einer Buchhandlung zu sein. Aber andererseits war es echt cool! Auf jeden Fall hatte ich mir in den Kopf gesetzt, dass ich uuuuuuuunbedingt eine schöne Ausgabe von Stolz und Vorurteil haben wollte. Neun Monate später kann ich euch beim besten Willen nicht mehr sagen warum. Obwohl ich die Vermutung habe, dass es etwas mit den Shadowhunters zu tun hat …

Und ich habe wirklich ganze neun Monate (!) gebraucht, um das Buch (vollständig) zu lesen. Ich weiß noch, dass ich im September angefangen hatte, aber irgendwie kam ich nicht rein und brach ab. Wohl aber mit dem Wunsch das Buch komplett zu lesen.

Die Chance bekam ich letzten Montag, als ich mitbekam, dass Marie und Elly von Bookstagram eine Leserunde begonnen hatten. Das war meine Chance, denn irgendwie hatte ich schon die blöde Vermutung, dass ich mich zum Lesen zwingen würde müssen, Gesagt, getan und ab in die Leserunde. Das Tagesziel waren 50 Seiten.

Meinung

Familie Bennett hat fünf Töchter: Jane, Elizabeth, Mary, Lydia und Catherine. Mrs. Bennets einziges Ziel im Leben scheint darin zu bestehen, ihre Töchter mit den reichsten und angesehensten Männern zu verheiraten. Mr. Bennett hingegen befindet sich meist in seiner Bibliothek, zeigt sich sarkastisch und ironisch seiner Frau gegenüber und kann deren Hektik und Panik, die Töchter jetzt, gleich und sofort zu verheiraten, so gar nicht verstehen.
Den größten Teil der Story geht es um Jane und Elizabeth, Lydia spielt einstweilen auch eine etwas bedeutendere Rolle, Catherina und Mary sind mehr Platzhalter als Teil der Geschichte.

Kurz nach Beginn der Geschichte zieht ein junger Herr, Mr. Bingley in der Nachbarschaft ein und Mrs. Bennett ist nur darauf aus, dass dieser auf ihre älteste Tochter aufmerksam wird. Und so beginnt ein Liebesdrama in 61. Kapiteln. Jane Benett und Mr. Bingley tanzen, reden, lachen. Mit dem gebührenden Abstand – wie es zu der Zeit so üblich war – versteht sich. Elizabeth macht währenddessen Bekanntschaft mit Mr. Darcy, der absolut unausstehlich ist. Dem Anschein nach. Vorurteile.

Ich muss gestehen, und da stimmten wir drei Mädels überein, so viele verschiendene Namen, direkt auf den ersten 100 Seiten, war schon fast zu viel des Guten. Daher war nicht immer alles verständlich und dieses Buch auch alles andere als leichte Lektüre. Aber so sollen Klassiker doch sein, oder?
Außerdem sind die Unterhaltungen nicht immer getrennt mit „… sagt X“ und „… sagte Y“, daher war es mehr als verwirrend, wenn sich mehr als zwei Personen unterhalten haben. Aber gut. Wir haben es überstanden und am Ende auch – meistens – verstanden.

Was mir wirklich auf die Nerven ging, war die Naivität Janes und teilweise auch von Elizabeth, da aber seltener. Mrs. Bennett ist Nervensäge Nr. 1 in diesem Buch, dicht gefolt von Mr. Collins. Meine Güte. Zumindest letzteren wurden wir dann doch schneller los als gedacht.
Elizabeth ist neben dem ganzen Geplänkel und der geheuchelten Höflichkeit manchmal sehr erfrischend durch ihre direkte Art. Sie lässt sich, soweit es die damalige Zeit zulässt, nicht den Mund verbieten und gibt nicht klein bei, was vielen überhaupt nicht in den Kram passt. Ihr widerrum ist das vollkommen egal.

Es war interessant zu lesen, wie sich die Leute über Wochen und Monaten bezirzen, ohne das dabei groß etwas rausspringt. Oder wie man einfach mal wochenlang bei Verwandten gewohnt hat. Das war das Normalste der Welt. Heutzutage würden wir bestimmt durchdrehen, bzw. es würde uns im Traum nichteinfallen, sofern man nicht tausende von Kilometern entfernt wohnt und mal etwas länger zu Besuch sein sollte. Anstonsten undenkbar. Zumindest für mich.

Die Entwicklung der verschiedenen Beziehungen im Buch fand ich interessant, obwohl es sich manchmal etwas in die Länge gezogen hat. Die letzten 150 Seiten waren das Beste am Buch. Meiner Meinung nach.

 

Fazit

Nun ja. Ich habe einen weiteren Klassiker gelesen. Nur konnte dieser mich nicht wirklich überzeugen. Und das, obwohl ihn soooooo viele Leute super toll und klasse finden und einfach nur feiern. Nicht mit mir, sorry. Not sorry. Ich hab mich die ersten 300 Seiten wirklich durchgekämpft und erst die letzten 150 Seiten wurden spannend und gut. Man sollte das Buch vermutlich gelesen haben, Allgemeinbildung und so, aber Freude daran hatte ich nur bedingt.