Rezension

Ich heiße "Niemand"

Annette, ein Heldinnenepos -

Annette, ein Heldinnenepos
von Anne Weber

Bewertet mit 5 Sternen

Zitat aus dem Buch: „Nichts ist es wert auf dieser Welt, mit Menschenblut erkauft zu werden“. (Stammt von Rousseau)

 

Wer „als Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem geehrt wird, der hat Großes vollbracht. Annette, die Hauptperson im Buch der Gewinnerin des dbp20, zählt dazu. Und nicht nur beim Verstecken jüdischer Mitbürger zeigte sie Mut. Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte sie erneut für eine Minderheit und schloss sich einer Gruppe an, die für die Unabhängigkeit Algeriens eintrat. Sie wurde denunziert und kam ins Gefängnis. 10 Jahre Haft sollten es werden. Sie flüchtete nach Algerien.

 

In Frankreich geboren, wird sie heute als Heldin verehrt und Anne Beaumanoir ist häufig Thema beim Unterricht in französischen Schulen. Schon als Jugendliche wurde sie denunziert, ihre Freunde getötet und häufig stand sie alleine da. Sie lebte in den Armenvierteln Algeriens und erkannte schon sehr früh, dass sich dort etwas „Böses“ zusammenbraut. Das lag daran, dass auf „Egalité“ kaum wert gelegt wurde und viele Franzosen sich als „Herrenmenschen“ gegenüber den Bewohnern ihrer Kolonie fühlten. Wer macht das auf Dauer mit? Sie war es auch, die darauf aufmerksam machte, dass Charles de Gaulle einen Atombombenversuch in der Wüste machte. Dabei starben so viele Menschen und kaum jemand nahm Notiz davon. Jaja, ich höre auf, sonst spoiler ich noch.

 

Die Sprache der Autorin Anne Weber ist unüblich. Sie ist von großer Kraft und äußerst abwechslungsreich. Wiederholungen gibt es kaum. Die Ereignisse wurden in logischer Reihenfolge geschrieben und ich konnte ihnen sehr gut folgen. Ob ich persönlich die „Annette“ als Heldin sehe, wenn ich ihr Verhalten gegenüber ihrer Familie betrachte, das steht auf einem anderen Blatt. Das Buch gefiel mir sehr gut, auch wegen die vielen Bilder, die in meinem Kopf entstanden. Volle fünf Sterne und eine Leseempfehlung für Freund gehobener Literatur. Und nein, nicht weil sie den ersten Preis beim dbp20 bekam. Hervorzuheben ist auch die sehr umfangreiche Recherche zu dem Buch. Die Autorin hielt sich nicht mit Mutmaßungen auf. Sie schuf Fakten.