Rezension

ich kam mit den Charakteren leider gar nicht zurecht

Die Kameliendame - Alexandre, der Jüngere Dumas

Die Kameliendame
von Alexandre, der Jüngere Dumas

Puh, das war ein fragwürdiges Lesevergnügen … Man lernt zunächst einen außenstehenden Ich-Erzähler kennen, der in Paris bei einer Auktion ein Buch ergattert. Es gehörte der Kameliendame – eine Art Mätresse, die verstorben ist. Nach ihrem Tod wurden alle Besitztümer versteigert, da ihre Schuldner schon zu Lebzeiten vor dem Krankenbett warteten. Dann steht unerwartet ein junger Mann vor seiner Tür, es handelt sich um Armand Duval, einen Liebhaber der Kameliendame Margarete Gautier. Nach einigem Hin und Her erzählt dieser dann die recht traurige Liebesgeschichte der beiden.

Als Liebesgeschichte habe ich das Buch auch erst recht weit am Ende wahrgenommen. Vorher war ich hauptsächlich genervt von dem recht oberflächlichen und mir echt zu blöden Armand. Charaktere wurden zu Dumas Zeiten sicher anders beschrieben und vielleicht war diese Gestalt zu Lebzeiten auch ein greifbarer Charakter, aber ich fand ihn einfach fürchterlich. Dieser „verliebte“ sich dann Hals über Kopf in Margarete, die ihn allerdings warnte – sie kann sich durchaus auf ihn einlassen, es ist ja auch schmeichelhaft, wenn jemand so stürmisch seine Liebe gesteht, aber sie muss ihren doch recht teuren Lebenswandel finanzieren und muss daher noch andere Geliebte neben ihm haben. Auch wenn er das zunächst eingesehen hat, wurde es doch immer wieder zum Streitthema.

Doch irgendwann schien sich die Sache zu wandeln und sie waren doch recht glücklich. Margarete schwor endlich ihrem ausschweifenden und gesundheitsschädigenden Lebenswandel ab – sie war bereits sehr krank und ich habe ihr den Leichtsinn bzw. die Todessehnsucht wirklich übel genommen – und dann habe ich mich endlich für die beiden gefreut. Auch wenn ich wusste, dass sie sterben muss und die Geschichte tragisch endet, so war ich doch zumindest kurz mit beiden Charakteren im Reinen.

Doch dann werden sie durch fremde Hand getrennt und Armand fällt zwar auf, dass dieses oder jenes etwas merkwürdig war, aber er kann nicht bis fünf zählen und verteufelt stattdessen seine Geliebte. Er setzt ihr dann so oft zu, tut ihr unglaublich weh und sie muss das in ihrem Zustand aushalten. Ich fand ihr Leid dann derart tragisch, dass ich sogar einige Tränen vergossen habe. Auch wenn Armand nach ihrem Tod die ganze Wahrheit erfährt, muss er meiner Meinung nach nicht genug leiden, um das von ihm verursachte Leid wieder gut zu machen. Denn so sehr geliebt haben kann er sie ja nicht, wenn es ihm letzten Endes immer nur darum ging, dass er sich wegen diesem oder jenem verletzt gefühlt hat und ihr deswegen wieder Leid zugefügt hat. Für mich ist und bleibt dieser Charakter einfach ein Idiot.

Ihr seht, ein recht aufregendes Buch … Zeit, Moral und Sitte hin oder her, aber bis auf die letzten Kapitel würde ich maximal 2 Sterne vergeben, die letzten 30 Seiten haben mich ein wenig getröstet und dadurch werden es trotz viel Aufregung noch 3 Sterne.