Rezension

Ich koche nicht

Stadt der Diebe - David Benioff

Stadt der Diebe
von David Benioff

Bewertet mit 4 Sternen

Im Jahr 1942 wird Leningrad von den Deutschen belagert. Die Stadt, die Menschen, die in ihr leben sind ausgehungert. Sie unternehmen alles Mögliche, um an Nahrung zu kommen. Der 17jährige Lew und der 20jährige Kolja werden gefangen genommen und müssen eine Nacht im Gefängnis verbringen. Sie sind sicher, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Aber, wozu bringt man sie ins Gefängnis, man hätte sie doch gleich erschießen können. Nun, den Grund erfahren sie am nächsten Morgen. Der Kommandant braucht 12 Eier für die Hochzeitstorte seiner Tochter. Ein widersinniges Unterfangen in diesen Tagen, doch, um Zeit zu gewinnen, nehmen die beiden Jugendlichen den Auftrag an und versuchen die unlösbare Aufgabe zu lösen.

Ihre Erlebnisse während der fünf Tage, die sie Zeit haben, beschreibt dieses Buch aus Sicht von Lew. Lew, der zu Kolja aufschaut. Lew, der schon gelernt hat, zu überleben, der aber noch nie eine Frau hatte. Kolja, der Tausendsassa, dem immer eine Geschichte einfällt, dem die Frauen umkreisen wie die Motten das Licht, der um eine Lüge nicht verlegen ist, wenn es die Situation erfordert. Von einer heiklen Situation stolpern sie in die Nächste, immer in Gefahr, da sie sich zwischen den Linien bewegen. Mit Galgenhumor wappnen sie sich gegen die Grausamkeiten des Krieges. Manchmal entkommen sie nur knapp dem Tod. Sie ergänzen sich und finden Freundschaft fürs Leben.

Bittersüß ist diese Geschichte einer Männerfreundschaft. Glücklich können sich die fühlen, die sie erfahren dürfen. Nicht jedem ist so eine Freundschaft beschieden. Vor dem Hintergrund der surrealistisch anmutenden Eiersuche, werden die Auswirkungen der Belagerung mit all ihrer Grausamkeit eindringlich geschildert. Die Sinnlosigkeit des Zieles deutlich vor Augen geführt. Doch der Wert der Freundschaft und des Lebens, die Hoffnung auf bessere Zeiten, welche einen großen Teil der Erzählung ausmachen, lassen die Lektüre zu einem anrührenden Lehrstück über das Gute in wenigstens manchen Menschen werden.