Rezension

Ich lese keine Western!

Deadwood - Pete Dexter

Deadwood
von Pete Dexter

Bewertet mit 5 Sternen

Nicht nur, daß mir der Titel des Buches die vielen Totholzbestände in den Black Hills (South Dakota) wieder in Erinnerung gerufen hat, sondern auch, dass mir das vorliegende Mängelexemplar wie nach einer Wildwest-Schießerei daherkommt. Der Buchhändler hat mit seiner Ratsche einen guten Job gemacht und mit dem rückwärtigen Cover auch gleich die letzten 30 Seiten vom Roman "erledigt".
Gott sei Dank konnte ich aber trotzdem noch die kuriose Entdeckung entziffern, die Charlie und der Flaschenfreund in Bills Grab machen!

Aber wir zäumen das Pferd jetzt nicht vom Schwanz auf. "Bill" heißt lapidar das erste Kapitel und erstreckt sich gleich über 180 Seiten. Die Rede ist von Wild Bill Hickok. Er ist mit Charley Utter unterwegs nach Deadwood. Die Stadt ist im Goldrausch entstanden, mitten im Gebiet der Sioux, dementsprechend gibts Konflikte und es kreisen mindestens zwei abgeschnittene Köpfe, die auf ihre Prämie warten.

Aber nicht Schießereien beherrschen diesen Geschichtsroman, sondern vielmehr der Alltag der Glücksuchenden, ihre Hoffnungen, Ideen, aber auch Probleme. Und Bill verläßt uns schon im ersten und umfangreichsten Kapitel.

Mit "China Doll" bleiben wir in der Stadt, wechseln aber die Seite zu den Chinesen, die sich, abgeschottet von den Weißen, ihre ganz eigene Welt aufgebaut haben. Ihre Dienstleistungen werden gern in Anspruch genommen, ihre Traditionen und Denkweisen aber nicht verstanden. Und so kommt es, nach nur 90 Seiten, zum Tod von China Doll.

Und dann führt mich Dexter mit "Agnes" im dritten Kapitel schön an der Nase herum. Sie überlebt und ich wog mich in Sicherheit, nicht jeden Protagonisten am Ende zu verlieren, an die ich mich so schön gewöhnt hatte.
Des Autors Rache folgt gleich zum Anfang des 4. Kapitels. Hier muss ich zugeben, habe ich das Buch geschockt unterbrochen. Die Neugier hat mich dann aber doch weiter zu "Jane" getrieben. Ich dachte immer, Calamity Jane sei nur eine Romanfigur, aber sie hat tatsächlich gelebt und es war ein turbulentes, verrücktes, aber auch aufopferungsvolles Leben.

Charley überlebt sie schließlich alle und zieht von dannen, nach Panama. Atemlos lässt er mich zurück und ich schaue noch mal auf die rauchenden Trümmer von Deadwood. Nicht lange wird es so traurig sein, alles wird wieder aufgebaut und heute leben dort 1200 Menschen. Und die Sioux sind auch nicht mehr so gefährlich, das kann ich euch aus erster Hand versichern!

Kommentare

Giselle74 kommentierte am 16. Dezember 2018 um 18:29

Es gibt eine gleichnamige Serie, die grob auf dem Roman beruht. Ich hab's auch nicht so mit Western, fand aber tatsächlich Buch und Serie klasse.

Emswashed kommentierte am 17. Dezember 2018 um 07:15

Hab ich auch gehört, aber die Serie gibt es wohl nicht auf Free TV. Bei Western denke ich immer zuerst an Bonanza.... ;-)

Giselle74 kommentierte am 17. Dezember 2018 um 11:36

:-D Tamtadadamtadadamtadadam - BONANZA

Wir haben die Serie auf DVD, daher kann ich gar nicht sagen, ob man sie sonst irgendwo sehen kann. Ist aber tatsächlich eine der wenigen, auf die mein Mann und ich uns problemlos einigen konnten. Einfach, weil die Besetzung ziemlich großartig ist.