Rezension

Ich liebe, liebe, liebe es!

Das Labyrinth erwacht - Rainer Wekwerth

Das Labyrinth erwacht
von Rainer Wekwerth

Bewertet mit 5 Sternen

7 Jugendlichen ohne Erinnerungen, wachen in einer unbekannten Welt auf. Es gibt nur eine Botschaft auf einem Zettel. Um in die nächste Welt zu gelangen, ein Stück näher an sein altes Leben, müssen sie ein Portal durchschreiten. Doch es gibt nur 6 Tore. Also muss einer von ihnen zurückbleiben, wenn nicht einer von ihnen sogar vorher stirbt. Denn außer der Gefahr durch die Anderen, gibt es auch noch eine andere Bedrohung.

„Ich glaube den ganzen Scheiß nicht. Eine Botschaft. Von wem ist denn diese beschissene Nachricht? Tore. Welten. Der Preis des Lebens… das klingt alles nach einer ziemlich dämlichen Abenteuergeschichte, wenn ihr mich fragt. Eine, mit der man Kindern Angst einjagt.“ S. 59

Wer wird der Erste sein? Jeb, der ein geborener Anführer, aber auch opferbereit ist? Denn Jenna würde er vor allen Gefahren beschützen. Sie ist ausgeglichen und freundlich. Könnte sie, wenn es drauf ankommt, ihr Leben über ein anderes stellen? Kathy hätte damit kein Problem. Sie ist hinterhältig und würde über Leichen gehen, um in diesem absurden Spiel als Siegerin hervorzugehen. Das traut man auch Leon zu. Er ist ein Kämpfer, zäh und hart im Nehmen. Gegen ihn hätte Tian wohl keine Chance. Der Asiate ist zurückhaltend und vertraut seinen eigenen Fähigkeiten nicht. Auch Mary ist schüchtern, ist aber der festen Überzeugung, dass die Anderen ihr helfen werden. Mischa gehört zwar mit zu den Stärksten, aber wenn es drauf ankommt, könnte sein Herz, das am rechten Fleck sitzt, im Weg sein.

„Sie waren nicht allein. Gott sei Dank! Menschen bedeuten Schutz und Sicherheit. Erneut ertönt ein Schrei. Diesmal klang er eher wie ein Kreischen, das Jenna einen eisigen Schauer über den Rücken jagt. Und das Echo war jetzt schon wesentlich näher. Es bedeutet mehr Kraft zur Verteidigung, falls sie tatsächlich verfolgt wurden.“ S. 18

Was dieses Buch so unheimlich spannend macht, ist die Vielfalt von Charakteren. Denn sie beherbergen eine Menge Konfliktpotenzial. Ich habe nur darauf gewartet, wann das Biest Kathy ihre kaltblütigen Gedanken wahrmacht oder wann es wieder heiß hergeht, wenn eine Gruppenentscheidung anstand.
Zusätzlich kommt dann noch der Zeitdruck, weil die Gruppe die Tore in 72 Stunden erreichen muss, sonst schließen sie sich für immer. Auch ihre Verfolger, die ihnen im Nacken sitzen und sie mit einem grausigen Geheule immer wieder darin erinnern.
Zu keinem Zeitpunkt kommt im Buch Langeweile auf, weil jeder der Protagonisten unter permanenter Spannung steht. Da sie nicht wissen, was in der Welt auf sie zukommt, weiß es auch der Leser nicht. Ich versuchte immer auf alles gefasst zu sein, was kommen könnte – da aber es zu viele Möglichkeiten gibt, konnte ich mir nie sicher sein. Der Tod hat einfach hinter jeder Ecke gelauert, in den unterschiedlichsten Gestalten.

„Aber vielleicht liegt darin ja auch die Perversion unseres Überlebens. Vielleicht sollen wir gegeneinander kämpfen, uns gegenseitig töten. Nur ein Preis, nur ein Sieger. Ein Mörder würde überleben.“ S. 195

Was auch herausgestochen hat, war die Erzählperspektive. Zurzeit sind sehr viele Bücher auf dem Markt in dem die Geschichte in der Ich-Perspektive geschildert wird. Rainer Wekwerth hat sich aber für einen Allwissenden Erzähler entschieden. So bekommt der Leser von jedem Charakter einen tiefen Eindruck: seine Ängste, Erinnerungsfetzen, Hoffnungen. Es ist als würde man selbst einer der 7 Jugendlichen sein – hautnah dabei! So habe ich auch keinen Charakter aus den Augen verloren als zb. am Anfang die Gruppe noch nicht zusammengefunden hat.

„Da schlummerte etwas in ihr. Eine Kraft, die manchmal die Kontrolle über sie übernahm. Etwas, dem sie nichts entgegenzusetzen hatte. Sie verbarg ihr Gesicht in den Armen, sodass niemand sehen konnte, wie sie weinte. Stumm liefen die Tränen herab. Und als sie versiegten, kehrte die Wut zurück.“ S. 192

Solltet ihr jetzt sagen: schön und gut, das es tolle Charaktere gibt, aber auf dem Buchdeckel steht Thriller und das ist gar nicht mein Genré – vergesst was da drauf steht. „Das Labyrinth erwacht“ hat Elemente, die in Richtung Thriller gehen, aber auch ein Hauch Fantasy (wobei ich keine Orks und Vampire meine). Wenn ich es als Abenteuerroman oder Dystopie vorstellen würde, wäre das auch nicht falsch. Wobei Dystopie nicht auf die Welt bezogen ist in den die Charaktere stranden, sondern aus der sie kommen. Erwähnt wird diese Welt kaum, was dem Leser viel Raum zu Spekulationen gibt. Denn in diesem Zusammenhang, habe ich mich auch gefragt, wieso genau diese Jugendliche dort sind? Dabei scheint das Thema „Schuld“ eine zentrale Rolle zu spielen. Vielleicht ist das das Bestrafungssystem (oder auch Spiel) der Regierung? Oder einfach eine Forschungsreihe für das sich die Jugendlichen sogar selbst gemeldet haben? Es ist einfach alles möglich, da es auch der erste Band einer Trilogie ist.

„Das Labyrinth erwacht“ ist bei mir eingeschlagen wie eine Bombe. Es ist ein Blockbuster unter den Bücher – ein Pageturner, dem jeder Bücherwurm gelesen haben muss.
 

Kommentare

Sven kommentierte am 20. März 2014 um 14:26

Vielen Dank für die Rezension. Das Cover hat mich eh schon immer angesprochen, jetzt wird es (nach Ostern) gekauft. Freu :-D