Rezension

Ich mochte es sehr, habe aber auch ein paar Kritikpunkte.

Everything we had -

Everything we had
von Jennifer Bright

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kate lebt in London und träumt von einem eigenen Cafè. Als sie die Chance bekommt, eine tolle Immobilie zu mieten und sich nach ihren Wünschen selbstständig zu machen, da greift sie zu. Doch leider hat sie die Rechnung ohne Aidan, den Neffen, der Besitzerin gemacht. Denn auch Aidan will den Laden unbedingt haben, um seine eigene Buchhandlung zu eröffnen. Eigentlich wäre die Kombination von Büchern, Gebäck und Cafè ein wahres Träumchen, doch leider können sich Aidan und Kate so gar nicht leiden. Und deshalb schließen sie eine Wette ab: Wer am Ende des ersten Jahres, weniger Einnahmen hatte, muss das Feld räumen.

Kate kämpft mit köstlichen Mitteln und ist motiviert, gegen Aidan zu gewinnen. Doch ein schwer traumatisches Erlebnis, zieht sie immer wieder runter und bestimmt ihre Gedanken und auch ihren kompletten Alltag. Und obwohl sie eine Meisterin darin ist, sich nach außen hin zu verstellen, merkt ausgerechnet Aidan, dass irgendetwas nicht stimmt.....

EVERYTHING WE HAD war mein erster Roman von Jennifer Bright, die ich schon seit ein paar Jahren als Bloggerin kenne und deren Account ich sehr mag. Umso neugieriger war ich also auch auf ihren Roman, der mich dann jedoch nicht komplett überzeugen konnte.

Aber das Positive zuerst: Ich mochte sowohl Kate als auch Aidan als Protagonisten sehr gerne. Beide wollen sich einen großen Traum erfüllen und sind nicht gerade begeistert, dass sie sich einen Laden teilen müssen. Dementsprechend explosiv ist ihre Zusammenarbeit, was mich wirklich amüsiert hat.

Auch die Themen, denen sich die Autorin hier annimmt fand ich sehr stark und auch eine mutige Wahl, denn wann immer es um sexuelle Gewalt, Angstzustände, Panikattacken und mental health im Allgemeinen geht, braucht es sehr viel Fingerspitzengefühl, welches die Autorin hier meines Erachtens nach, bewiesen hat.
Zudem gibt es eine ausdrückliche Triggerwarnung und die wirklich schlimme Szene ist zwar schockierend beschrieben, aber nicht unnötig detailliert.

Außerdem fand ich den Umgang damit sehr authentisch und nachvollziehbar. Ich konnte mich sehr gut in Kate hineinversetzen und habe ihre Ängste, Sorgen und auch ihre Schuldgefühle verstanden und mochte die Art und Weise, wie sie daran arbeitet, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Auch positiv fand ich hier, dass sich die Problembewältigung nicht auf eine Wunderheilung durch Liebe stützt, wie das besonders in diesem Genre immer wieder mal vorkommt und in meinen Augen absolut falsche Vorstellungen vom Heilungsprozess an die Leser:innen vermittelt. Hier wurde das also sehr gut umgesetzt.

Auch die Liebesgeschichte, die sich im Verlauf entwickelt fand ich süß, ABER....

Damit komme ich zu den Punkten, die mir in der Umsetzung nicht ganz so gut gefallen haben. Da ist zum Einen der rasante Wandel zwischen Kate und Aidan. Mir ging das alles recht schnell vom "Ich kann dich nicht leiden" bis hin zum ersten "Ich liebe dich", besonders weil es Kate nicht leichtfällt, Anderen zu vertrauen.

Der zweite Punkt waren die praktischen Fügungen, von denen es zwei gab, auf die ich hier aber nicht näher eingehen kann, weil das zwangsläufig spoilern würde.

Und der letzte Punkt ist die Tatsache, dass sich am Ende die Ereignisse fast ein wenig überschlagen und sich alle Probleme und Ängste, etc. zu leicht aufklären.

Ich bin ehrlich, ich tu mir mit der Sterne-Wertung hier etwas schwer, denn einerseits würde ich aufgrund der Kritikpunkte nur 3 Sterne vergeben, andererseits gab es aber auch viel Positives und der Schreibstil war so flüssig und trotz der Thematik leicht, sodass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe, was sich wiederum Positiv auf die Wertung auswirkt. Weil ich also irgendwie zwischen 3 (zu wenig) und 4 (aufgrund der Kritik nicht ganz angemessen) schwanke, geh ich den äußerst seltenen Mittelweg und vergebe sehr gute 3,5 Sterne.