Rezension

Ich setz mal einen Kaffee auf.

Muckefuck - Georg Lentz

Muckefuck
von Georg Lentz

Bewertet mit 4 Sternen

Berlin.
Der kleine Karl Kaiser lebt zusammen mit seinen Eltern und seiner Großmutter in der Laubenolonie Tausendschön. Es herrscht Krieg. Sein Vater, Ede, besitzt ein Taxiunternehmen, seine Mutter begnügt sich mit der Hausarbeit und damit sie immer weiß wie spät es ist, bimmelt im Stundentakt eine Eieruhr in ihrer Kitteltasche. Viel Geld bleibt Familie Kaiser nicht, denn es wird eisern gespart. Für ein Haus. Ein richtiges Haus. Und dieses wird dann schließlich auch zur Realität, ein Traum wird wahr. Mit gespaltenen Meinungen wird dies aufgefasst, sind die Leute in den Siedlungen, in den Häusern doch scheinbar was Besseres, geben sich nicht mit dem kleinen Volk aus der Laubenkolonie ab. Und nun wird einer der Ihren auch so?!
Mit einer Leichtigkeit erzählt "Menschlein", wie Karl liebevoll von seiner Mutter genannt wird, von seiner unbeschwerten Kindheit, man wirft sich Pfützen, spielt im Wald, hört Geschichten von Kriegsveteranen mit einer amputierten Hand und singt eindeutig doppeldeutige Lieder mit den anderen Kindern. Doch leider macht sich auch in dieser Kolonie und der benachbarten Siedlung der Krieg bemerkbar. Man bleibt standhaft oder wird Parteimitglied, man schaut, wie man am besten überleben kann, ohne sich selbst zu verkaufen. Dies ist nicht immer leicht und schließlich dürfen auch die Kinder nicht mehr Kinder sein sonder sind dazu gezwungen, dem Vaterland zu dienen. Im BDM, in der HJ, es findet sich für jedermann etwas, man möchte bald sagen "Wie gewonnen, so zerronnen". Der Ich-Erzähler Karl Kaiser vermittelt auf beeindruckende Art und Weise ein Bild des damaligen Berlins, man denkt beinahe, man sei selber dort gewesen und schwelge in den eigenen Erinnerungen.