Rezension

Ich stehe dem Buch kritisch gegenüber...

Generation Beziehungsunfähig - Michael Nast

Generation Beziehungsunfähig
von Michael Nast

Michael Nast hält der GENERATION BEZIEHUNGSUNFÄHIG einen Spiegel vor. Ohne zu urteilen, ermutigt er chronische Selbstoptimierer und Perfektionisten dazu, den eigenen Lebensentwurf zu hinterfragen. Ein ebenso augenöffnendes wie anregendes Buch, das sich liest wie ein Gespräch mit dem besten Freund.

Inhaltsangabe:

Michael Nast, ein erfolgreicher 44-jähriger Schriftsteller und Kolumnist aus Berlin-Friedrichshain kennt sehr viele Leute. Und genau diese spielen in seinem Buch "Generation Beziehungsunfähig" eine entscheidende Rolle, denn seine engsten Freunde und Bekannten gewähren dem Autor bei einem gemütlichen Kaffeeplausch ganz intime Einblicke in ihr Privatleben. Im Laufe des Gesprächs kommen diese schnell zu ihren eigentlichen Leidensthemen- nämlich der Liebe in all ihren Facetten und den daraus resultierenden Folgen. Nast nimmt dieses beliebte und breit gefächerte Thema zum Anlass, über das "wahre Leben" anhand von echten Fallbeispielen zu schreiben und analysiert gleichzeitig jene Punkte, an die wir Menschen insgeheim immer mal wieder selbst stoßen. Sämtlichen Fragen die dadurch aufkommen aber bisher unbeantwortet blieben, möchte sich der Kolumnist annehmen: "Gibt es die wahre Liebe wirklich?", "Woran erkenne ich die einzig wahre Liebe?" und was bedeutet dieser Begriff eigentlich für einen selbst?
Ist die Dating-App Tinder ein Gewinn oder ein Verlust für unsere moderne Gesellschaft und inwieweit verändert sie unser Flirtverhalten oder gar unsere moralische Einstellung gegenüber anderen? Ebenfalls spricht der Autor über Beziehungen im Allgemeinen, glückliche oder jene, die nur noch wegen der Kinder oder aus der Gewohnheit heraus aufrecht erhalten bleiben, über Trennungen und von neuen Beziehungspartnern die ins Leben kommen. Michael Nast nimmt auch bei anderen Themen die brandaktuell sind kein Blatt vor den Mund. Zum Beispiel Vegetarismus oder die Frage der Selbstdarstellung des eigenen Ichs gegenüber anderen. Anhand von autobiografischen Elementen führt der Schriftsteller dem Leser vor Augen, wie sich die Hauptstadt Berlin von anderen Städten unterscheidet, sowohl im sozialen Bereich als auch im finanziellen. Offene Fragen weshalb wir uns mit Mitte dreißig meistens noch viel zu jung für manche Dinge fühlen oder wie sich die Zeiten von damals zu heute bei der Kinder- und Familienplanung verändert haben, werden ausreichend behandelt und geben allen Interessierten einen Denkanstoß, der gleichzeitig einen Stein zum Rollen bringt, um über sein bisher geführtes Leben nachzudenken und einmal alles Revue passieren zu lassen...

Eigene Meinung:

Das Buch "Generation Beziehungsunfähig" war über 46 Wochen in der Spiegel-Bestsellerliste vertreten und davon elf Wochen lang auf dem ersten Platz. Doch diese große Begeisterungswelle kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Meiner Meinung nach spaltet der Buchautor Michael Nast mit seiner Lektüre eine ganze Nation. Entweder man teilt begeistert seine Ansichten bzw. Thesen und stimmt diesen uneingeschränkt zu oder man hat gemischte Gefühle was seine Auffassung zu gewissen Themen angeht, und steht diesen skeptisch gegenüber. 
Zu Beginn fand ich das Buch ganz interessant. Einige angeschnittene Themen waren ganz gut auf den Punkt gebracht und ich konnte gleichzeitig zu meinem eigenen Leben ein paar Parallelen feststellen, auch wenn ich nicht in der Metropole Berlin lebe. Je mehr Kapitel ich gelesen habe, desto klischeehafter wurden für mich die Gedankengänge des Autors, da er gerne die Masse (besonders Frauen) über einen Kamm schert. 
In jedem Kapitel gibt es einen anderen Grund, warum Michael Nast die Gesellschaft und deren Verhalten als "beunruhigend" empfindet. Des Weiteren fand ich es mehr als befremdlich, welche Ausschlusskriterien dieser angibt, warum eine Beziehung für ihn von vorne herein zum Scheitern verurteilt ist. Egal ob es der heimische Dialekt ist, die mangelnde Rechtschreibung und fehlende Satzzeichen bei einer SMS oder die Primark-Einkäufer, die im Grunde sowieso nichts drauf haben, dies sind nur wenige Punkte einer ganzen Liste, bei dem Menschlichsein vermutlich nicht gerade erstrebenswert ist. Auf 288 Seiten berichten ihm seine vielen vermeintlichen Freunde sehr pikante Details, die er dem Leser anschließend mit Binsenweisheiten verkauft, ohne aber tiefgründiger ins Detail zu gehen. Dafür gibt es viele andere Themen die er ausschweifend behandelte, die aber weniger mein Interesse geweckt haben. 
Fazit: Dies ist ein Buch, welchem ich kritisch gegenüber stehe. Ich fühle mich weder mit dieser von ihm beschriebenen Generation angesprochen, noch möchte ich über den Kamm geschoren werden, denn Michael Nast selbstsicher austeilt. Im Gegensatz zu ihm fand ich nicht die Gesellschaft beunruhigend, sondern seine Einstellung zum Leben. 
Meine Bewertung: 2 von 5 Sternen